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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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die Tiere spürten, dass sich jemand Fremdes hereingeschlichen hatte? Ob sie den Seelenessern etwas verrieten?
    Renn spähte zwischen zwei Steinschösslingen hindurch und sah, wie die Fledermausschamanin ihre Fackel wieder an sich nahm und an die anderen Fackeln hielt, die um den Opferstein herum in der Felswand staken. Feuerschein flammte auf – und wurde jäh wieder schwächer, wie zur Huldigung. Die Fledermäuse verstummten. Eine Ahnung von Unheil lag in der drückend schwülen Luft.
    Renn biss sich auf die Faust.
    Vor dem Opferstein hockte noch ein Seelenesser. Im Zwielicht erkannte Renn ein gefiedertes Gewand, das mit dem Opferstein verwachsen schien, dazu orangefarben glühende Eulenaugen.
    Eine schaurige Frauenstimme drang aus der Maske: »Die Seelen. Bring mir die Seelen.«
    Die Fledermausschamanin legte etwas Kleines auf den Opferstein, das schattenhafte Gewand blähte sich auf und verbarg es. Renn nahm an, dass die Fledermausschamanin eine Art Bindezauber angewandt hatte, damit die Seelen der Eule nicht entflohen, sondern in ihrem Gefieder verweilten.
    »Gut so«, kam es aus der Maske.
    Womöglich waren die Seelen des Vogels nun für immer in der Gewalt der Eulenschamanin. Oder würde es ihnen irgendwann gelingen, sich zu befreien, sich zum Himmel emporzuschwingen und in den Ersten Baum zu flüchten?
    Renn stockte das Herz, als die Schamanin nun etwas Dunkles, Gekrümmtes auf den Opferstein legte. Es war der Flammenstein des Streuners, die Steinklaue, die der Alte vor langer Zeit in einer Höhle im Wald gefunden hatte.
    Als Nächstes holte der Eichenschamane einen kleinen schwarzen Kiesel, glatt und glänzend wie ein Auge, aus einem Beutel und hielt ihn hoch. »Das ist die Eule«, deklamierte er und legte den Kiesel neben den Flammenstein. »Der Erste von neun Jägern.«
    Von neun Jägern?
    Renn hielt sich an einem schlanken Steinast fest. Mit einem flauen Gefühl im Magen sah sie zu, wie der Eichenschamane den ganzen Beutel auskippte.
    Die Fledermausschamanin wählte einen anderen Kiesel aus und legte ihn neben den, der für die Eule stand. »Das ist der Adler«, verkündete sie halb singend, »der scharfen Augen wegen.«
    »Und zum Schutz vor jenen, die dort wüten«, raunten die beiden anderen Seelenesser.
    Noch ein Kiesel wurde danebengelegt, noch einer und noch einer. Renn begriff allmählich, welch ungeheuerliches Opfer hier vorbereitet wurde.
    »Das ist der Fuchs, der Schläue wegen…
    Das ist der Otter, der Schwimmkunst wegen …
    Das ist der Vielfraß, des Zornes wegen…
    Das ist der Bär, der Stärke wegen…
    Das ist der Luchs, der Sprungkraft wegen …
    Das ist der Wolf …«
    Renn schloss die Augen.
    »… der Weisheit wegen …«
    Es wurde still. Der neunte Kiesel musste noch an seinen Platz gelegt werden und den Augenkreis um den Flammenstein schließen.
    Die Eulenschamanin streckte die Klaue danach aus. »Das«, verkündete sie, »ist der Mensch. Der Grausamkeit wegen.«
    Der Mensch.
    Renn umklammerte den Steinast. Zumindest wusste sie jetzt, weshalb die Seelenesser dem Eisfuchsjungen erlaubt hatten, sich ihnen anzuschließen. Nun hatte Torak seinen Platz eingenommen …
    Es knackte und der Steinast zerbrach. Die Fledermäuse stoben in einer flatternden, kreischenden Wolke auf.
    »Da ist jemand!«, rief Nef.
    »Bestimmt der Junge«, polterte Thiazzi. »Er hat uns belauscht!«
    Fackelschein flackerte durch den Steinwald. Die Seelenesser durchsuchten die Höhle.
    Renn sah sich verzweifelt um, aber der Gang nach draußen war zu weit von ihrem Versteck entfernt. Man würde sie sofort entdecken.
    Der Lichtschein kam immer näher, streckte tastende Finger nach ihr aus. Der Eichenschamane kam mit schweren Schritten angestapft.
    Notgedrungen kletterte Renn auf einen Steinbaum.
    An dem schroffen Gestein schürfte sie sich die Hände auf. Sie legte den Kopf in den Nacken, konnte aber im Dunkeln nichts erkennen und kletterte weiter.
    Gleich war der Schamane da.
    Renn ertastete einen Felsvorsprung. Ohne groß zu überlegen, zog sie sich hinauf und hoffte inbrünstig, dass die Fledermäuse das hektische Scharren ihrer Stiefelsohlen übertönten.
    Es war gar kein Felsvorsprung, es war ein Gang. Sie hatte einen Gang entdeckt! Da er zum Stehen zu niedrig war – sie stieß sich sofort den Kopf –, ließ sie sich auf alle viere nieder und kroch hinein.
    Der Gang bog nach rechts ab. Das war gut. Je weiter sie sich von den Fackeln entfernte, desto besser. Leider war der Gang so eng, dass sie kaum

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