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Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Männer umeinander herum.
    Trotz seiner Körpergröße bewegte sich Hord geschmeidig wie ein Luchs. Er ging leicht in die Knie und wog Speer und Messer in den Händen. Seine Miene war angespannt, doch um seine Lippen spielte ein schmales Lächeln. Er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen.
    Ganz im Gegensatz zu Torak. Sein Puls raste, und er vernahm die Rufe der Zuschauer, die Hord anfeuerten, so gedämpft, als bewegte er sich unter Wasser.
    Hord stach mit dem Speer nach seiner Brust und er wich mit knapper Not aus. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Er ahmte den Ausfall seines Gegners nach und hoffte, dass niemand etwas merkte.
    »Mit Nachmachen kommst du nicht weit«, rief ihm Renn zu.
    Torak schoss das Blut ins Gesicht.
    Sie bewegten sich jetzt schneller. An manchen Stellen war der Boden glitschig vom Schweineblut. Torak glitt aus und wäre um ein Haar gestürzt.
    Kräftemäßig war er unterlegen, da machte er sich nichts vor. Er musste seinen Gegner überlisten. Leider kannte er nur zwei armselige Kniffe und selbst die hatte er nur ein paar Mal geübt.
    Egal, dachte er und holte mit dem Speer nach Hords Kehle aus. Wie erwartet riss Hord den Armschutz hoch und wehrte den Stoß ab. Das nutzte Torak aus und zielte nach seinem Bauch, aber Hord parierte auch diesen Stoß beängstigend mühelos, sodass Toraks Speer von seinem Armschutz abprallte, ohne etwas auszurichten.
    Den hat er gekannt, dachte Torak. Es wurde immer offensichtlicher, dass Hord ein erfahrener Kämpfer war.
    »Na los, Hord«, rief ein Mann aus der Menge. »Lass endlich Blut fließen!«
    »Lass du mir Zeit«, gab Hord ironisch zurück.
    Die Zuschauer lachten.
    Torak versuchte es mit dem zweiten Kniff. Er stellte sich absichtlich ungeschickt an (was ihm nicht weiter schwer fiel), fuchtelte wild mit dem Speer herum und gab sich immer wieder eine verlockende Blöße in der Brustgegend. Hord ging darauf ein, aber als er zustieß, riss Torak den geschützten Arm hoch. Hords Speerspitze bohrte sich mit solcher Wucht in das dicke Fell, dass Torak beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, aber es gelang ihm trotzdem wie beabsichtigt, den Arm schwungvoll hochzureißen. Hords Speer brach mittendurch. Aus der Menge kamen gedämpfte Ausrufe. Hord taumelte mit leerer Speerhand zurück.
    Sogar Torak war verdattert. Er hatte nicht geglaubt, dass es klappen würde.
    Doch Hord erholte sich rasch. Er machte einen Satz und stach mit dem Messer nach Toraks Speerhand. Torak schrie auf, als ihn die Feuersteinspitze zwischen Zeigefinger und Daumen traf, rutschte aus und ließ seinen Speer fallen. Wieder stürzte sich Hord auf ihn. Torak konnte sich gerade noch rechtzeitig wegrollen und wieder aufrappeln.
    Jetzt waren beide ohne Speer und somit auf ihre Messer angewiesen.
    Um sich eine kleine Verschnaufpause zu verschaffen, sprang Torak hinter das Feuer. Er atmete schwer und sein verletzter Arm pochte. Der Schweiß lief ihm in Strömen herunter. Jetzt bereute er bitter, es nicht wie Hord gemacht und sein Wams ausgezogen zu haben.
    »Komm schon, Hord«, kreischte eine schrille Frauenstimme. »Mach ihn fertig.«
    »Los, Hord!«, rief ein Mann. »Hast du im Großen Wald sonst nichts gelernt?«
    Doch inzwischen galten nicht mehr alle Rufe Hord. Vereinzelt wurden Anfeuerungsrufe für Torak laut, die Torak allerdings weniger als echte Unterstützung auffasste denn als Ausdruck der Befriedigung, dass er länger durchhielt, als man allgemein erwartet hatte.
    Er wusste, dass er nicht mehr viel länger mithalten konnte. Er war schon sehr erschöpft und hatte alle seine Kniffe verbraucht. Von nun an bestimmte Hord den Ablauf des Kampfes.
    Tut mir Leid, Wolf, wandte er sich stumm an den Welpen. Ich glaub, ich schaff’s nicht.
    Aus dem Augenwinkel sah er den Welpen hoch im Baum hängen. Er zappelte und jaulte und vor seiner Schnauze standen weiße Wolken. Was ist los? , jammerte er. Warum kommst du nicht endlich und holst mich hier raus?
    Torak sprang zur Seite und Hords Messer verfehlte seine Kehle. Bleib bei der Sache, befahl er sich ärgerlich. Denk nicht mehr an Wolf.
    Trotzdem rumorte etwas in ihm und es hatte mit Wolf zu tun. Aber was?
    Wieder blickte er zu Wolf und seinen Atemwolken hoch.
    »Es ist verboten, Feuer zu benutzen«, hatte Fin-Kedinn gesagt.
    Plötzlich war Torak ganz klar und er wusste, was er tun musste. Nach einer neuerlichen Finte wich er seitlich aus und brachte abermals das Feuer zwischen sich und seinen Gegner.
    »Na, versteckst du dich mal

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