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Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Junge vom ganzen Wurf war. Andauernd wurde er ausgeschimpft, aber er konnte nicht anders, er war einfach zu neugierig auf alles Unbekannte. Deshalb fand er es ein bisschen ungerecht, dass man ihn jetzt, wo er ein braver Welpe war und in der Nähe der Höhle blieb, einfach nicht mehr beachtete.
    Er tapste zu der Pfütze, in der seine Geschwister lagen, und läpperte ein paar Schlucke Stilles Nass. Es schmeckte ihm nicht.
    Er fraß ein Grasbüschel und ein paar Spinnen.
    Er überlegte, was er sonst noch machen sollte.
    Er bekam es mit der Angst zu tun. Er warf den Kopf in den Nacken und heulte. Das munterte ihn ein wenig auf, denn es erinnerte ihn an die vielen Male, wo er herzhaft ins Geheul seines Rudels eingestimmt hatte.
    Als er gerade richtig in Stimmung gekommen war, unterbrach er sich. Es roch nach Wolf.
    Vor Hunger etwas wackelig auf den Beinen, fuhr er herum. Er stellte die Ohren auf und witterte. Ja. Wolf. Er hörte ihn raschelnd den Abhang am anderen Ufer des Flinken Nass herunterkommen. Er roch, dass es ein männlicher Halbwüchsiger war, der nicht seinem Rudel angehörte.
    Aber irgendetwas war an ihm merkwürdig. Er roch zugleich nach Wolf und Nicht-Wolf. Er roch nach Ren und Hirsch und Biber und außerdem nach frischem Blut – und nach etwas anderem, das er noch nicht kannte.
    Sehr merkwürdig. Außer – außer  – es bedeutete, dass der Nicht-Wolf-Wolf in Wahrheit ein Wolf war, der ganz viel verschiedenes Wild gefressen hatte und jetzt ihm, dem Welpen, Futter brachte!
    Zitternd vor Gier, wedelte der Welpe mit dem Schwanz und jaulte eine freudige Begrüßung.
    Der fremde Wolf blieb stehen. Dann lief er weiter. Der Welpe konnte ihn nicht richtig erkennen, denn seine Augen waren noch nicht so gut ausgebildet wie seine Ohren und seine Nase, aber als der Neuankömmling jetzt durch das Flinke Nass platschte, sah man, dass es in der Tat ein äußerst merkwürdiger Wolf war.
    Er ging auf den Hinterbeinen. Das Fell auf seinem Kopf war schwarz und so lang, dass es ihm auf die Schultern fiel. Und das Allermerkwürdigste war, dass er keinen Schwanz hatte !
    Dennoch hörte er sich wölfisch an. Er gab leise, freundliche Jaul- und Kläfflaute von sich, die sich ein bisschen anhörten wie: Ist schon gut, ich bin ein Freund. Das beruhigte den Welpen, auch wenn der Fremde die höchsten Töne ausließ.
    Trotzdem stimmte etwas nicht. Die freundlichen Laute hatten etwas Lauerndes. Außerdem grinste der fremde Wolf zwar, aber der Welpe spürte, dass er es nicht ehrlich meinte.
    Das Wilkommensjaulen des Welpen wurde zum Winseln. Bist du hinter mir her? Warum?
    Nein, nein, erwiderte das freundliche und zugleich nichtfreundliche Jaulen und Kläffen.
    Dann verstummte der fremde Wolf und näherte sich in bedrohlicher Stille.
    Der Welpe, der zum Weglaufen zu schwach war, wich zurück.
    Der fremde Wolf machte einen Satz, packte den Welpen am Nackenfell und hob ihn hoch.
    Der Welpe wedelte schwach mit dem Schwanz, um den Fremden milde zu stimmen.
    Der fremde Wolf hob die andere Vorderpfote und bohrte dem Welpen eine riesige Klaue in den Bauch.
    Der Welpe winselte. Er bleckte ängstlich grinsend die Zähne und klemmte den Schwanz ein.
    Aber auch der fremde Wolf hatte Angst. Seine Vorderpfoten bebten, er schluckte und entblößte ebenfalls die Zähne. Der Welpe spürte Einsamkeit, Unsicherheit und Schmerzen.
    Plötzlich schluckte der fremde Wolf noch einmal und zog die große Klaue mit einem Ruck zurück. Dann ließ er sich in den Schlamm plumpsen und drückte den Welpen an sich.
    Der junge Wolf beruhigte sich wieder. Unter dem merkwürdig haarlosen Fell, das eher nach Nicht-Wolf als nach Wolf roch, machte es beruhigend Bumbum, wie bei seinem Vater, wenn er auf ihn draufkrabbelte, um ein Schläfchen zu halten.
    Der Welpe entwand sich dem Griff des Fremden, legte ihm die Vorderpfoten auf die Brust und richtete sich auf den Hinterbeinen auf. Dann leckte er dem fremden Wolf die Mundwinkel.
    Der fremde Wolf schubste ihn ärgerlich weg, sodass er auf den Rücken fiel. Aber er ließ sich nicht abschrecken, setzte sich auf und sah zu dem Fremden hoch.
    Was für ein komisches, flaches, fellloses Gesicht! Die Lefzen waren nicht schwarz wie bei jedem anständigen Wolf, sondern blass, und die Ohren ebenfalls – und sie bewegten sich noch nicht mal ! Die Augen aber waren silbergrau und leuchteten wie richtige Wolfsaugen.
    Zum ersten Mal, seit das Flinke Nass gekommen war, fühlte sich der Welpe etwas wohler. Er hatte einen neuen

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