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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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entledigen.“
    Die Stille, die ihren Worten folgte, war so vollkommen und bedrückend, dass ich nicht einmal zu atmen wagte. Ich spürte nur, wie warm die Nacht war. Die Kerzen und Fackeln flackerten nicht. Jenseits der Festungsmauern kreischte ein Nachtvogel und der Rabe legte den Kopf schief und lauschte.
    Kate stellte weiter ihr offenes, unschuldiges Lächeln zur Schau. Conal war weiß wie die Wand. Leonora und Lilith hatten beide den Blick auf Kate gerichtet, aber der Ausdruck in ihren Gesichtern war ganz und gar nicht derselbe.
    Schließlich brach Griogair in kurzes Gelächter aus. „Das ist doch Unsinn, Kate.“
    Das Lächeln der Königin verdunkelte sich wie der Mond, der hinter einer Wolke verschwindet. Ihr Atem ging schneller, ihre Augen blitzten eisig, aber sie sagte kein Wort.
    „Aber warum sollten wir uns des Schleiers entledigen wollen?“ Leonora goss einen Whisky ein und reichte ihn ihrem Sohn, der eindeutig so aussah, als hätte er ihn bitter nötig.
    Kate zuckte mit einer Schulter. „Weil er eines Tages ohnehin sterben wird, egal was wir unternehmen.“
    „Ich glaube, sein Tod ist keineswegs unausweichlich. Und warum sollten wir ihn noch beschleunigen?“, entgegnete Leonora.
    „Weil es sich zu unseren Gunsten auswirken könnte. Versteht ihr denn nicht?“
    Conal stieß ein heiseres Lachen aus. „Du hast den Verstand verloren.“
    Kate starrte ihn genauso an, wie sie zuvor Griogair angesehen hatte. Offenbar hatte sie keinen besonders ausgeprägten Sinn für Humor.
    „Die Anderweltler sind schwach“, mischte sich Lilith ein. „Im Vergleich zu uns sind sie ein Haufen Krüppel.“
    „Aber ein sehr großer Haufen“, murmelte mein Vater.
    „Ich glaube, an der Zahl sind wir auch unserem eigenen Vieh unterlegen, Griogair.“
    „Lilith, welch gelungenes Bild!“, jubelte Kate und tat so, als wäre dieser Einwurf nicht vorher abgesprochen gewesen. „Die Anderweltler sind so leicht zu lenken wie Tiere. Wenn die beiden Welten verschmelzen, könnten wir mit unvorstellbarer Macht über die Vollsterblichen herrschen.“
    „Verschmelzen? Die beiden Welten würden nicht miteinander verschmelzen“, keifte Conal und das Whiskyglas bebte in seiner Hand. „ Dies ist die Welt, die von den Urmüttern erschaffen wurde. Und sie wird dann sterben .“
    „Und wir mit ihr“, fügte Leonora hinzu. „Das weißt du doch selbst, Kate.“
    Ich konnte nicht sehen, welchen Blick Kate Leonora nun zuwarf, weil ihr Gesicht von mir abgewandt war. Ich sah nur, wie Leonora erbleichte. Ich hätte fast schwören können, dass sie zusammenzuckte, auch wenn mir das unmöglich erschien. Aber sie gewann sofort die Fassung wieder.
    „Die Vollsterblichen haben einen freien Willen, genau wie wir“, sagte Conal und trank einen Schluck von seinem Whisky. „Es steht ihnen frei, uns zu töten. Die Anderwelt gehört ihnen, und ohne den Schleier wären wir ihnen schutzlos ausgeliefert. Man kann nicht den Geist eines ganzen Volkes formen.“
    „Das müssten wir auch gar nicht“, entgegnete Lilith lächelnd. „Nur den Geist der wichtigsten Mitglieder.“
    „Pah! Dazu bräuchte es einen einstimmigen Beschluss der Sithe“, sagte Griogair trocken. „Und wann hat es den zuletzt gegeben? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern.“
    „Sie wird keinen einstimmigen Beschluss kriegen und das aus gutem Grund.“ Leonora leckte sich über die Fingerspitzen und begann die Kerzen zu löschen. Der Rabe flatterte auf ihr Handgelenk. „Wenn du so darauf erpicht bist, dass die Vollsterblichen dich lieben und verehren und dir blind gehorchen, wieso ziehst du dann nicht zu ihnen? Versuch doch, eine Weile dort zurechtzukommen.“
    „Das kann ich nicht, Leonora, und das weißt du am allerbesten.“ Ein bösartiger, missgünstiger Ton hatte sich in Kates Stimme geschlichen.
    „Und genau deswegen musst du den Schleier zerstören.“ Leonora lächelte gequält. „Stimmt’s, meine Liebe?“
    „Und du? Willst du lieber warten, bis er stirbt? Bis wir den Anderweltlern vollkommen ausgeliefert sind? Wenn wir den Schleier jetzt zerstören, können wir sie beherrschen. Aber wenn er weiterbesteht, und sei es nur als mottenzerfressener, alter Fetzen, haben wir keine Chance, die Macht zu erlangen, die wir brauchen. Und du, Cù Chaorach, du bist jung und stark, du solltest dir keine Sorgen machen. Wir hatten schon immer Kontakt zu den Anderweltlern, solange es uns gibt.“
    „Ja, und wir hatten schon immer einen Ort, an den wir fliehen konnten, wenn sie

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