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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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– in meinem idiotischen jugendlichen Überschwan g –, bei der nächsten Schlacht dabei zu sein. Nein, mitkämpfen wollte ich nich t – Carney hatte Recht, ich würde nur allen im Weg herumstehe n –, aber ich wollte zusehen. Wollte sehen, wie so etwas ablief, wollte mir ein paar Tricks bei den erfahrenen Kämpfern abschauen. Ich hatte es satt, immer nur der Grünschnabel und Winzarsch zu sein, und außerdem wollte ich dabei sein, wenn mein Vater Alasdair Kilrevin die übliche Lektion mit der Peitsche erteilte. Ich wollte den Mistkerl am Boden sehen.
    Kilrevin war schon dabei, ein paar Äcker niederzubrennen, die an das Land meines Vaters grenzten. Er stahl das Vieh und schlachtete die Dorfbewohner ab, und das alles nur, um Griogair herauszufordern. Noch hatte Griogair nicht angebissen, aber jeder wusste, dass seine eisige Selbstbeherrschung längst Risse bekommen hatte. In der Festung war es in diesen Tagen unnatürlich still, alle waren nervös, dürsteten nach Blut und fieberten dem bevorstehenden Kampf entgegen. Man spürte die Anspannung in der Luft, sie vibrierte in jeder Ader, in jedem Geist. Alle Kämpfer lechzten danach, dass es endlich losging, jeder Mann und jede Frau, und es würde keinen echten Frieden geben, bis die Schlacht geschlagen war.
    Vielleicht war Griogair genauso angespannt wie wir all e – das wäre zumindest eine Erklärung für das gewesen, was als Nächstes geschah. Vielleicht suchte er nur nach einer Ablenkung von dem Ärger mit Kilrevin. Welchen Grund es auch ga b – er tauchte nun immer öfter am Rande der Arena auf, wenn Carney mich unterrichtete. Beim ersten Mal schenkte er uns kaum mehr als einen flüchtigen Blick, aber mit der Zeit blieb er immer öfter stehen und sah uns zu, manchmal minutenlang. Meist sagte er nichts, schnaubte nur und widmete sich dann wieder wichtigeren Angelegenheiten, aber ein-, zweimal rief er mir tatsächlich etwas zu. Nie mit Zuneigung oder väterlicher Sorge in der Stimme, doch immerhi n – er hatte mich direkt angesprochen. Beim ersten Zwischenfall dieser Art blieb ich vor Verblüffung so abrupt stehen, dass ich beinahe hingefallen wäre. Und Carney schlug mich schließlich mit seiner Stange niede r – ein Schlag, mit dem das Training für diesen Tag sofort beendet war. Durch den Schleier meines Schmerzes sah ich, wie mein Vater auf den Boden spuckte, den Kopf schüttelte und dann Richtung Stallungen davonstapfte.
    Ich dachte, jetzt würde er sich nie wieder die Mühe machen, mir zuzusehen, aber drei Tage später lehnte er schon wieder am Zaun und warf mir einen geringschätzigen Blick zu, während ich mich gerade unter einem von Carneys Hieben wegduckte.
    „Du!“, bellte er dann.
    Carney wich sofort respektvoll zurück. Ich stand nur da und starrte meinen Vater an.
    „Woraus besteht die Rüstung eines Sithe?“
    „Sch-Schnelligkeit“, würgte ich hervor.
    „Woraus besteht die Verteidigung eines Sithe? Was ist dein Schild?“
    „Schnelligkeit“, murmelte ich, und als er mich anfunkelte, stammelte ich weiter: „Und Schnelligkeit.“
    „Beinschienen? Brustpanzer? Helm?“
    „Schnelligkeit.“ Meine Stimme überschlug sich schon vor Anspannung. „Schnelligkeit! Schnelligkeit!“
    Mein Vater verstummte und durchbohrte mich mit einem Blick, in dem die gesamte Verachtung der Welt gebündelt war.
    „Und warum“, stieß er schließlich hervor, „bewegst du dich dann so schwerfällig wie ein trächtiges dreibeiniges Mutterschaf?“
    Als er sich umdrehte und wegging, dankte ich allen Göttern, dass ich zumindest gewusst hatte, was Beinschienen, Brustpanzer und Helme waren. Carney hatte mir eingebläut, womit die Vollsterblichen in den Kampf zogen und warum die Sithe nie solche Rüstungen benutzten. Unsere einzige Verteidigung war unsere Schnelligkeit, wir trugen nicht einmal Schilde. Wenn wir überhaupt etwas in die linke Hand nahmen, dann ein Kurzschwert, mit dem man Schläge abfälschen und parieren konnte. Unsere Kämpfe hatten nichts mit dem von Grunzern begleiteten Hauen und Stechen der Vollsterblichen gemein, es waren vielmehr todbringende Tänze aus flinken Hieben und überraschenden Angriffen. Unsere Waffen waren lang und leicht und mussten genauso schnell sein wie wir selbst, sonst waren wir verloren.
    Und so versuchte ich mich bei Griogairs nächstem Besuch der Arena schlauer anzustellen, sprang hoch in die Luft und drehte mich, um Carneys Hinterkopf zu erwischen. Mein Lehrer wich meinem lächerlichen Angriff spielend leicht aus,

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