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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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einen hoffnungslosen Fall wie dich habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Was hast du bisher nur mit deiner ganzen Freizeit angestellt?“
    Ich wusste sehr wohl, dass ich nicht so übel war, wie er tat, aber Carney lächelte nie und lobte mich auch nie, sondern war immer gleichbleibend unausstehlich. Mein Seelenverwandter. Ich mochte ihn.
    „Ich wollte eigentlich auch gar nicht wissen, was mit mir passiert“, sagte ich. „Sondern mit Kilrevin.“
    Carneys hübsches Gesicht verfinsterte sich. „Kilrevin wird die Ländereien der Festung angreifen, um einen Kampf anzuzetteln, und dein Vater wird ihm den unverschämten Hintern versohlen. Und wenn Kilrevin ein bisschen Glück hat, verbannt Kate ihn wieder für ein paar Jahre in die Anderwelt, wo er sich mit den Vollsterblichen herumschlagen kann. Ach, übrigens: Für dich, Grünschnabel, heißt er immer noch Alasdair Kilrevin. Du solltest dem Mistkerl wenigstens ein bisschen Respekt zollen, wenn du schon nie Gelegenheit haben wirst, ihm deine nackte Klinge entgegenzustrecke n – in dem Schneckentempo, wie du Fortschritte machs t …“
    Ich beschloss, den letzten Seitenhieb zu ignorieren. „Was ist denn so schlimm an der Verbannung? Scheint ihm doch gar nichts auszumachen, oder?“
    Carney zuckte mit den Schultern. „Ganz so einfach ist das nicht. Du hast noch nie einen Vollsterblichen gesehen, stimmt’s, du kleiner Scheißer? Die mögen uns nicht. Mochten uns noch nie. Die mögen niemanden, der anders ist als sie.“
    „Wir sind aber nicht anders“, sagte ich.
    „Wir nicht, aber sie. Sie können nich t …“ Er tippte sich zur Erklärung mit einem Zeigefinger an die Stirn. „Sie können das einfach nicht.“
    Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, worauf er hinauswollte. Verblüfft starrte ich ihn an und dachte an das, was meine Mutter gesagt hatte: Die Anderweltler sind Krüppel. Plötzlich begriff ich, was sie damit gemeint hatte. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Anderweltler wirklich so unfähig sein sollten. „Wirklich nicht?“
    „Nein. Und wenn du je in die Verlegenheit kommst, bei ihnen zu leben, solltest du das, was du kannst, lieber vor ihnen geheim halten.“ Er schüttelte knurrig seine dunkelblonde Mähne. „Da drüben ist es einfach schrecklich. Die werden alle von irgendwelchen Priestern beherrscht und die Frauen werden unterdrückt, das kannst du dir nicht vorstellen. Die werden immer nur in Röcke gesteckt und dürfen nicht einmal kämpfen, aber für Nachwuchs sollen sie sorgen, die ganze Zeit. Ach ja, und manche werden verbrannt. Die verbrennen da Frauen, nur weil sie Hosen tragen oder Kräuter sammeln. Männer allerdings auc h – die werden auch verbrannt, wenn irgendjemandem ihr Arsch nicht passt.“
    „Das hast du dir doch nur ausgedacht.“ Ich runzelte die Stirn.
    „Nein, es ist die Wahrheit, glaub mir. Und sie dürfen sich auch nicht aussuchen, wen sie lieben und mit wem sie sich zusammentun. Jedenfalls nicht, wenn sie jemanden vom selben Geschlecht lieben. Und selbst ein Mann und eine Frau müssen erst die Erlaubnis eines Priesters einholen, um ein Paar zu werden, und dann dürfen sie nie wieder jemand anders lieben. Niemals.“
    „Du machst Witze!“ Mir klappte die Kinnlade herunter.
    „Und du bist ein einfältiges, grünschnäbeliges Kleinkind. Merk dir, was ich sage: Es wäre besser, du verhältst dich hier auf unserer Seite schön brav, damit du nie verbannt wirst. Das bedeutet, dass du dich fünfzigmal besser benehmen musst als jetzt, und selbst das wird dich gerade mal so am Leben halten. Eili MacNeil könnte dich im Handumdrehen zu Butter stampfen, du wertloses Nichts!“ Er starrte auf seine Klinge, sodass er nicht mitbekam, wie ich beim Klang ihres Namens zusammenzuckte und rot anlief. „Bist du nicht gerade dreizehn geworden? Wann willst du eigentlich mal wachsen, du Winzarsch? Wenn du auch endlich mal richtig kämpfen lernst? Jetzt verzieh dich, du vergeudest meine Zeit. Meine und deine. Am Nachmittag bist du wieder da, und bis dahin ist deine Klinge so scharf, dass du damit Seide durchschneiden könntest, sonst verpasse ich dir eine ordentliche Tracht Prügel. Los, an die Arbeit!“
    Ich nahm Carney nicht wirklich ernst. Ich wusste, dass ich besser war, als er mir weismachen wollte, und ich wusste, dass er das auch wusste. Auf seine mürrische Art mochte er mich, und er wollte ja nur, dass ich mich besser schützen konnte. Und so beschloss ich in jener Sekund e

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