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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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einzureden. Es gab Situationen, die eben nicht einmal der perfekte, allmächtige Conal unter Kontrolle hatte. Unwillkürlich umschlang ich meine Beine fester, presste mir die Knie gegen den Magen, um den Schmerz in mir zu zerdrücken. „Es geht nicht alles nach deinem Willen.“
    Conal grinste.
    „Du hast mich doch nicht geweckt, um das noch mal durchzukauen, oder?“
    „Ich habe dich überhaupt nicht geweckt, du heuchlerischer Zwerg.“
    Diesmal war ich mit Grinsen an der Reihe.
    „Es gibt da etwas, was wir zwei schon vor langer Zeit hätten machen sollen“, fuhr er fort. „Möchtest du hoch nach Dubh Loch?“
    Ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht vor Freude zu jauchzen. Aber dann holte mich die Wirklichkeit wieder ein. „Ich muss doch von hier weg, Cù Chaorach.“
    „Na und? Dann gehst du eben jetzt sofort. Das Tier muss inzwischen schon über zwei Jahre alt sein. Wenn du noch länger wartest, lässt es sich nicht mehr beherrschen.“
    „Aber ich werde nicht hier sein, u m …“
    „Hör zu. Wenn er einmal dir gehört, dann für immer. Aber du musst es tun, solange er noch jung ist.“ Conal schenkte mir ein schiefes Lächeln. „Und solange er noch jung ist, ist es unwahrscheinlicher, dass er es schafft, dich umzubringen.“
    Das war zu viel für mich. Ich war einfach zu aufgeregt. „Heute Nacht?!“, presste ich hervor.
    Conal lächelte ein bisschen traurig. „Wann denn sonst?“
    Was für eine Nacht! Der Himmel war mit so vielen Eissternen übersät, dass man das Fehlen des Mondes fast nicht bemerkte. Ich saß hinter Conal auf seinem schwarzen Pferd und umklammerte seine Taille. Jetzt, da mir das Tier so nahe war, machte mich das Verlangen nach einem Pferd wie diesem schier verrückt. Conal schien es nicht eilig zu haben. Ich wäre am liebsten im Galopp dahingeflogen, aber er ließ sein Tier nur versammelt kantern. Ich reckte den Kopf, um zur Milchstraße hochzuschauen, deren fernes Glitzern mich beinahe schwindeln ließ. Bei Nacht ist die Luft anders als am Tage, sie schmeckt jünger, neuer, dunkler. Wenn man sie tief einatmet, füllt man seine Lunge mit Nacht. Als wir in dieser Nacht nach Dubh Loch ritten, fühlte ich mich kalt und kühn und lebenshungrig, und ich dachte, dass man vielleicht doch ewig leben konnte.
    Als wir noch etwa eine halbe Meile vom dunklen Wasserufer entfernt waren, blieb der Rappe stehen und bohrte die Hufe in den matschigen Moorgrund. Ich ließ mich vor Conal vom Rücken des Pferdes gleiten und er musste mir einen scharfen Gedankenbefehl zurufen, um mich daran zu hindern, ohne ihn loszupreschen.
    Widerwillig blieb ich stehen, sah erst über die Schulter zu ihm und dann hinüber zu dem See, der zwischen den mit ausgebleichtem Geröll und Heidebüscheln übersäten Feldern schimmerte. Ich hörte kleine Wellen an den Kiesstrand schwappen, hörte das Wasser zwischen den Felsen zischeln und den Atem des Windes im raschelnden Schilf. Und dazu einen Huf, der über nasse Steine schabte, die Gischt aus silbernen Tröpfchen, die von einer Mähne nach allen Seiten geschüttelt wurde, und das fragende Schnauben eines wilden Atems in der Stille.
    Warum Conal so zögerlich war, verstand ich nicht. Wie Perlmutt schimmerte das Fell des Tieres im Sternenlicht, und noch ehe es aufhörte, am Ufer zu grasen, und zu uns hochsah, wusste ich, dass es uns gehört hatte und sich nicht im Geringsten fürchtete. Es sah nicht bedrohlich aus und auch nicht wie ein Tier, das sich bedroht fühlte. Seine Kiefer zermahlten das zähe Ufergras, und als seine Zunge hervorschoss, um über die Lippen zu lecken, erhaschte ich einen Blick auf seine Fangzähne. Aus schwarzen, ausdruckslosen Augen starrte es uns an. Der leere Blick hätte vielleicht Angst einflößend gewirkt, wäre da nicht die Art gewesen, wie das Pferd den Kopf senkte und wieherte, mit dem Schweif peitschte und seine Mähne ein weiteres Mal schüttelte, verspielt und voller Selbstsicherheit. Auch sein Kopf war schwarz und seine langen, immer noch fohlenhaft wirkenden Beine ebenso. Die echte Fellfarbe war im Dunkeln kaum zu erkenne n – Nacken, Schultern und Flanken waren von Sternenlicht gesprenkelt und fluoreszierend. Wunderschön. Mein Pferd war wunderschön.
    „Sei vorsichtig“, sagte Conal.
    „Ja.“ Ich umklammerte das Zaumzeug so fest, dass ich nicht wusste, ob ich meine Finger je wieder öffnen könnte. Und was mache ich jetzt?
    „Zunächst mal normal sprechen. Ich höre deine Gedanken sowieso.“
    „Ein Kinderspiel wird

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