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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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wieso nicht?“, platzte ich heraus. „Du bist einer ihrer Hauptmänner und zwar schon sei t … Momen t …“ Ich zählte in Gedanken hastig nach. „Seit fünfzehn Monaten!“
    „Ja, und ich habe einmal zu oft den Mund aufgemacht. Sie kennt meine Ansichten und sie traut ihnen und mir nicht über den Weg. Und vielleicht aus gutem Grund.“
    „Was ist das überhaupt für eine Königin?“, keifte Eili. „Wer hat schon mal von einer Königin gehört, die ihren Beratern nicht traut?“
    Conal legte ihr sanft seine Finger auf die Lippen. „Sie ist eine mächtige und unbarmherzige Königin. Du darfst so nicht denken, Eili. Sonst kommt es ihr früher oder später zu Ohren. Und was glaubst du, wie sie Königin geworden ist? Du hast keine Vorstellung davon, wozu sie fähig ist.“
    Eili hörte ihm kaum zu. Sie blinzelte und schluckte schwer. Als Conal seine Hand zurückzog, wäre sie seiner Bewegung beinahe gefolgt vor Sehnsucht. Selbst in einem Augenblick wie diesem schnürte mir die Macht der Eifersucht Brust und Kehle zu. Nun, immerhin würde ich jetzt mit Eili weggehen und Conal würde mir nicht länger im Weg stehen. Das war doch gut, oder nicht?
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich solch hinterlistige Gedanken hegte, und das machte alles nur schlimmer. Eine Welle der Verzweiflung schwappte über mich hinweg. Conal, der erfolglos versucht hatte, seinen eigenen Kummer zu verbergen, erhob sich und zog meinen geschorenen Kopf zu sich heran.
    „Ich werde nichts tun, was einen von euch in Gefahr bringen könnte“, versprach er. „Ich werde ein gehorsamer Untertan sein. Ein Prachtexemplar von einem Untertan.“ Seine Stimme klang essigsauer, aber dann lächelte er wieder. „Und es ist ja nicht für lange.“
    „Das habe ich doch schon mal gehört“, sagte ich verbittert.
    In jener Nacht schlief ich immer nur für Minuten ein. Es war eine kalte Nacht, aber das spürte ich nicht. Immer wieder trat ich meine Decken beiseite, wälzte mich auf den Bauch und lag mit ausgestreckten Beinen da, betrachtete die sternenerhellte Landschaft und den funkelnden Himmel über mir. Seit Conal mir neue, bessere Räume zugewiesen hatte, vermisste ich seltsamerweise den Gestank der Gerberei. Das unverständliche Gemurmel der Wachen auf der Festungsmauer fehlte mir, das Husten und Spucken und das gelegentliche raue Gelächter, wenn die Männer mit schlechten Witzen gegen die Langeweile ankämpften. Meine neuen Zimmer waren zu groß und still, die Dachsparren zu hoch, die behauenen Steinwände zu vornehm.
    Außerdem war Sinead nun weiter weg von mir. Ich wollte sie und wollte sie doch nicht. Ich vermisste das Gefühl ihrer Haut auf meiner, die Art, wie sie mir im Schlaf die schlanken Arme um den Hals schlang. Ich vermisste es, ihren Rücken zu spüren, die Muskeln, die sich unter meiner Berührung bewegten, ihren Brustkorb, der sich im Schlaf unter ihrem leisen Atem hob und senkte, vermisste das Gefühl, neben ihr wach zu liegen und mit den Fingerspitzen ihre Wirbelsäule und die Konturen ihrer Schulterblätter nachzuzeichnen. Es heißt, Liebe mache schläfrig. Das traf auf mich zwar nicht zu, aber das spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass ich begehrt wurde. Es schmeichelte mir, machte mich zufrieden. Sinead machte mich zufrieden.
    In dieser Nacht wollte ich sie dennoch nicht bei mir haben, auch wenn der reine, animalische Trieb durchaus vorhanden war. Ich wollte die Sterne betrachten, solange ich noch konnte, und ich wollte dabei allein sein. Eine Sekunde lang bekam ich keine Luft und ich öffnete die Lippen, um die Luft mit einem schrillen Laut einzusaugen. Es klang wie ein Schluchzer und so war es mir unsäglich peinlich, als ich auf einmal Schritte hörte. Ich drehte mich u m – die dunkle Gestalt meines Bruders zeichnete sich im Türrahmen ab.
    Erschrocken setzte ich mich auf. „Sag mal, kannst du nicht anklopfen?“
    „Das habe ich.“ Er setzte sich ans Fußende meines Bettes. „Ich dachte, ich hätte dich reden gehört.“
    „Muss ein Traum gewesen sein. Was ist denn los?“ Eili , schoss es mir durch den Kopf, und ich bekam Angst.
    „Gar nichts, es ist alles in Ordnung.“ Conal zuckte mit den Schultern. „Den Umständen entsprechend, meine ich natürlich. Es tut mir wirklich leid, Seth. Das alles tut mir unendlich leid.“
    „Du kannst es aber nicht ändern“, sagte ich kühl.
    „Eigentlich sollte ich es können.“
    „Kannst du aber nicht.“ Irgendwie war das doch auch beruhigend, versuchte ich mir

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