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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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plagte ihn, und der Schnitt in seinem Oberschenkel blutete zwar nicht mehr, tat aber noch immer so weh, dass er nicht wirklich gehen, sondern nur humpeln konnte.
    »Hört auf«, sagte er. »Bitte. Ich will euch nicht verletzen, aber wenn ihr weitermacht, dann muss ich es.«
    Die beiden Kriegerinnen schienen weniger Hemmungen als er zu haben. Andrej wusste, wie hart er sie getroffen hatte, aber dennoch begannen sie erneut, ihn zu umkreisen. Eine bewegte sich nicht ganz so geschmeidig wie die andere. Andrej vermutete, dass er ihr die Schulter ausgerenkt hatte, wenn nicht gebrochen. Aber das machte sie kaum weniger gefährlich.
    Andrej war fünf Mal so stark wie ein normaler Mensch und mindestens zehn Mal so schnell, aber seine beiden Gegnerinnen waren keine gewöhnlichen Menschen – Sterbliche zwar, deren Fleisch blutete, wenn man es schnitt, und deren Knochen brachen und nicht binnen weniger Augenblicke wieder zusammenwuchsen, aber sie waren die Besten der Besten, Kriegerinnen, die es ohne Mühe mit einem halben Dutzend Gegner aufgenommen hätten, gleich ob mit oder ohne Waffen, und die er selbst ausgebildet hatte.
    Er hatte keine Chance. Die beiden Kriegerinnen waren schneller als er, leichtfüßiger und entschlossener und vor allem skrupelloser, und sie kämpften, obwohl sie Sterbliche waren, als hätten sie nichts zu verlieren. Ihre Schläge und Tritte hagelten auf Andrej herab, trafen seine Oberschenkel, seine Knie und Hüftknochen und seinen Kopf. Finger stocherten nach seinen Augen und seiner Kehle, und Ellbogen und Handballen, die mit der dreifachen Wucht eines Fausthiebes trafen, hämmerten auf seine Muskeln ein und raubten ihm mit jedem Mal ein winziges bisschen mehr Kraft. Ihm blieb keine Wahl.
    Andrej befreite sich mit einem einzigen, weit ausholenden Schlag aus dem doppelten Angriff, sprang ein gehöriges Stück zurück und riss das Schwert aus dem Gürtel. Die schlanke Klinge zuckte hoch und zur Seite, drehte sich im letzten Moment und traf die Kriegerin mit der flachen Seite und mit solcher Gewalt, dass sie wie vom Blitz getroffen zusammenbrach und Blut aus ihrem Mund, ihrer Nase und den Ohren schoss. Andrej wirbelte herum, hieb nach der zweiten Kriegerin und verfehlte sie, nutzte aber ihr instinktives Zurückweichen, um ihr einen Tritt gegen die Kniescheibe zu versetzen, der sie zu Boden sinken ließ. Noch bevor sie ganz stürzte, schlug Andrej ihr den Schwertknauf mit solcher Wucht gegen die Stirn, dass sie halb bewusstlos nach hinten kippte.
    Damit waren auch seine Kräfte erschöpft. Andrej taumelte zurück, sank auf die Knie und ließ das Schwert fallen. Er brauchte für einen Moment all seine Kraft, um nicht in einen Zustand völliger Erschöpfung zu versinken. Gegen einen Feind anzutreten, den man schonen wollte, war anstrengender als ein tödlich gemeinter Angriff.
    Und es war noch nicht vorbei. Andrej beobachtete mit resigniertem Entsetzen, wie die beiden Nubierinnen schon wieder hochkamen. Beide hatten sichtbare Mühe, und ihre Bewegungen hatten ihre Eleganz und Mühelosigkeit verloren. Sie wankten, aber in der Hand der einen blitzte schon wieder ein Messer, dessen Klinge rot war von seinem Blut.
    Müde griff Andrej nach seinem Schwert, rammte die Spitze in den Boden und stemmte sich auf der Klinge in die Höhe. Er wollte es nicht, aber die beiden Kriegerinnen ließen ihm wohl keine andere Wahl, als sie zumindest hart genug zu treffen, um sie von einem weiteren Angriff auf ihn abzuhalten – der durchaus damit enden konnte, dass sie ihn in Stücke schnitten.
    Als hätten die beiden Nubierinnen seine Gedanken gelesen, ließen sie einander los und wichen wieder ein Stück weit auseinander, vermutlich, um ihn auch jetzt aus zwei unterschiedlichen Richtungen zugleich anzugreifen. Andrej suchte nach festem Stand und dachte fieberhaft über eine Taktik nach, die ihn nicht zwang, sie allzu schwer zu verwunden.
    Wie sich zeigte, musste er es nicht. Die beiden Kriegerinnen täuschten einen gleichzeitigen Angriff vor, prallten dann jedoch mitten in der Bewegung zurück, um mit einer Behändigkeit in der Dämmerung zu verschwinden, die selbst Andrej überraschte.
    Dann stand er einen Moment einfach nur da und glotzte, bevor er endlich mit einem Fluch aus seiner Starre erwachte, das Schwert in seine Umhüllung zurückrammte und hinter den flüchtenden Kriegerinnen herstürzte. Vielleicht ein Dutzend Schritte weit – dann verschmolzen zuerst die Schritte der einen mit den Geräuschen der Nacht, dann auch

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