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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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es.
    Angewidert ließ er das zerquetschte Tier fallen und versuchte mit eher mäßigem Erfolg, seine Finger mit einem Zipfel seines Mantels zu säubern. Der schlechte Hauch blieb auf seiner Seele, und plötzlich schien es dunkler in der kleinen Zelle zu werden und kälter.
    Schritte näherten sich, und Andrej erkannte Schwester Innozenz’ keifende Stimme, noch bevor sie von einem von Rezzoris Männern unsanft in die Zelle gestoßen wurde. Allmählich wurde es so eng hier drinnen, dass man sich kaum noch bewegen konnte.
    »Wo ist der Dottore?«, fuhr Rezzori den Signori an. »Ihr solltet ihn herbringen!«
    »Wir suchen noch nach ihm«, antwortete der Mann. »Aber da ist … noch etwas.«
    Unwillig runzelte Rezzori die Stirn, als der Mann eine betretene Pause einlegte, um den verheerten Leichnam zu Andrejs Füßen zu mustern. »Und was?«
    »Wir haben noch mehr Tote gefunden. Signore. Wie es aussieht, lebt hier niemand mehr.«
    »Ja, weil dieser schwarze Teufel sie alle umgebracht hat! Und dieser Mann steckt mit ihm unter einer Decke.« Innozenz’ anklagend ausgestreckter Zeigefinger stieß wie ein Dolch nach Andrejs Gesicht. Er drehte rasch den Kopf. »Statt einer wehrlosen Frau Gewalt anzutun, solltet ihr lieber diesen Hexer in Ketten legen, Signore Rezzori! Seid Ihr etwa nicht für die Sicherheit der Menschen in dieser Stadt verantwortlich? Und gehören der Dottore und ich etwa nicht dazu?«
    »Doch«, antwortete Rezzori mühsam beherrscht. »Und genau aus diesem Grund erwarte ich jetzt, dass Ihr mir erzählt, was hier geschehen ist.«
    »Warum fragt Ihr das nicht diesen … diesen Ausländer?!«, empörte sich Innozenz. Ihr Finger stieß erneut nach Andrejs Gesicht, der ihr Handgelenk ergriff und es festhielt. »Er und sein heidnischer schwarzer Freund sind doch schuld an alledem!«
    Rezzori sah Andrej eher verwirrt als misstrauisch an und wandte sich dann wieder an Schwester Innozenz. »Scusi?«
    »Rede ich so undeutlich, Signore?«, rief Innozenz beleidigt. Sie versuchte sich loszureißen, aber Andrej hielt sie weiter fest. »Er und sein schwarzer Freund! Sie sind schuld an allem, was hier geschehen ist! Alles war gut, bevor sie hier aufgetaucht sind und das Unglück über uns gebracht haben! Legt ihn in Ketten! Auf der Stelle!«
    »So gerne ich das auch täte, müsstet Ihr mir schon einen Grund dafür nennen, Schwester.«
    »Einen Grund?«, zeterte Innozenz. Aufgeregt zeigte sie mit der freien Hand auf den Toten hinab. »Reicht Euch das nicht als Grund? Das und all die anderen Toten? Sie haben alle umgebracht! Jede lebende Seele in diesem Haus haben sie ausgelöscht, er und sein schwarzer Heidenfreund! Nur der Dottore und ich konnten ihnen entkommen, und auch das nur, weil wir uns versteckt haben.«
    »Und wo?«, fragte Rezzori.
    »In seinem Büro«, antwortete Innozenz. »Dort ist eine geheime Kammer, gleich neben dem Kamin. Sie stammt noch aus der Zeit, als dieser Turm –«
    Sie brach ab, als Rezzori die Hand hob und den Signori hinausschickte. Dann wandte er sich wieder an sie. »Und Ihr seid sicher, dass es Signore Delãny und sein Freund waren? Ich meine, Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, dass sie all diese Männer getötet haben?«
    »Zweifelt Ihr an meinem Wort?«
    »Selbstverständlich nicht, Schwester«, sagte Rezzori rasch. »Es ist nur so, dass sich Signore Delãny seit heute Morgen entweder in meiner oder der, äh … Obhut der Contessa befunden hat.«
    »Ihrer Obhut«, wiederholte Schwester Innozenz gedehnt, und Corinnas Miene verfinsterte sich. »Er kann nicht dabei gewesen sein, Schwester«, sagte sie kühl.
    »Woher soll ich wissen, wie sie es gemacht haben?« Innozenz zeigte sich nicht im Geringsten beeindruckt. »Vielleicht sind sie mit dem Teufel im Bunde oder praktizieren schwarze Magie! Ich weiß, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe! Sie waren zu zweit, und sie haben gewütet wie die Teufel persönlich! Die armen Männer haben um ihr Leben gefleht, aber sie haben keine Gnade walten lassen!«
    Rezzori seufzte. »Wir werden die Schuldigen finden, Schwester, das verspreche ich Euch, aber Signore Delãny gehört definitiv nicht dazu … so sehr ich es auch bedauere«, fügte er mit einem schrägen Blick in Andrejs Richtung hinzu.
    In Schwester Innozenz’ Augen blitzte es umso kampflustiger auf. »Von Euch habe ich nicht wirklich etwas anderes erwartet, Signore«, sagte sie abfällig. »Aber Ihr, Contessa?« Sie drehte sich zu Corinna um. »Ich dachte wirklich, Ihr wärt anders

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