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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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wenn es ihm schwerfiel, bis Corinna und ihr Schatten an seine Seite getreten waren. Dann ging er schnell los, sodass sie gerade noch mit ihm Schritt halten konnten. Er fühlte ihre Anspannung – vor allem die des Grauhaarigen, der sich zwar bemühte, äußerlich ungerührt zu wirken, unter dieser Maske aber so aufmerksam war, dass er in Andrejs Achtung noch einmal stieg. Wenn Corinnas Vater diesen Mann zum Leibwächter seiner Tochter gemacht hatte, dann hatte er eine wirklich gute Wahl getroffen.
    »Bleibt hinter mir«, befahl er, diesmal nicht an Corinna gewandt, sondern an den Grauhaarigen, der nur knapp nickte und seine Schutzbefohlene reichlich unsanft hinter Andrej bugsierte und dann seinerseits hinter ihr Posten bezog.
    Corinna sah nicht gerade begeistert aus, doch Andrej ließ ihr keine Zeit, ihren Protest in Worte zu kleiden, sondern setzte seinen Weg unbeirrt fort, überquerte mit schnellen Schritten den kleinen Innenhof und stürmte die steile Treppe hinter der Tür auf der anderen Seite hinauf. Stimmen wehten ihnen von oben entgegen, darunter auch das aufgeregte Falsett von Schwester Innozenz.
    Rezzori war es irgendwie gelungen, ihn zu überholen, ohne dass er es bemerkt hatte. Er und zwei seiner Männer warteten an der Abzweigung im ersten Stockwerk und bemühten sich mit wenig Erfolg, die massive Tür aufzubrechen, hinter der sich der Zellentrakt befand. Andrej scheuchte sie unwillig zur Seite und trat die Tür kurzerhand ein.
    Vielleicht setzte er mehr Kraft ein als notwendig, denn die Tür flog mit solcher Wucht nach innen und gegen die Wand, dass sie in Stücke brach. Nicht nur die beiden Signori starrten ihn fassungslos an. Andrej konnte regelrecht sehen, wie es hinter Rezzoris Stirn zu arbeiten begann, als er sich wohl an eine andere Tür ein Stockwerk tiefer erinnerte, die auf ganz ähnliche Art aufgesprengt worden war.
    Sollte er. Andrej rannte weiter, fand die Zelle gleich am Anfang des Ganges wie erwartet nicht nur offen, sondern auch verwaist vor und wandte sich der auf der anderen Seite zu.
    Sie war ungleich massiver als die, durch die sie hereingekommen waren, und ging noch dazu nach außen auf, sodass er drei Mal und mit aller Gewalt zutreten musste, bis das Schloss schließlich zusammen mit einem guten Teil des Türblattes herausbrach. Was er nun in Rezzoris Augen las, war eindeutig Furcht, aber auch das war ihm mittlerweile gleich. Er riss die Tür auf und spannte alle Muskeln an, auf den Angriff einer weiteren Schreckensgestalt vorbereitet, aber seine Vorsicht war unbegründet. Die erbärmliche Gestalt, die an die gegenüberliegende Wand gekettet war, stellte keine Gefahr dar, nicht für ihn und auch für sonst niemanden mehr.
    Andrej war mit zwei Schritten bei dem in Lumpen gekleideten Mann und ließ sich neben ihm auf ein Knie sinken. Der Mann war tot. Doch Andrej blieb trotzdem auf der Hut. Dies war ein böser Ort, an dem alles möglich war. Und nur wenig Gutes.
    »Großer Gott, was ist das für ein Gestank?«, ächzte Rezzori, der hinter ihm hereinkam. »Und was ist …«
    Er verstummte, sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und verzog dann angewidert das Gesicht. »Das ist ja ekelhaft! Warum hat man diesen Mann wie einen räudigen Kater verrecken lassen?«
    Andrej wünschte sich, er hätte eine andere Wortwahl getroffen, erwiderte aber trotzdem: »Warum fragt Ihr das nicht Dottore Scalsi selbst?«
    »Das werde ich!« Rezzori ging in respektvoller Entfernung zu dem Toten in die Knie und winkte einen seiner Begleiter heran. »Bringt Scalsi her! Sofort!«
    Der Mann floh regelrecht, froh, aus dieser schrecklichen Umgebung entkommen zu können. Auch sein Kamerad warf nur einen scheuen Blick herein und war dann fast noch schneller verschwunden, doch nun nahm Corinna seinen Platz ein. Ihr grauhaariger Schatten versuchte, sie zurückzuhalten, aber natürlich blieb es bei dem Versuch. Sie blieb erst stehen, als Andrej ihr mit erhobener Hand bedeutete, nicht näher zu kommen.
    »Oh, der arme Mann!«, hauchte sie entsetzt. »Was hat man ihm angetan?«
    »Er ist tot, Signorina«, antwortete Rezzori. »Aber Ihr solltet ihm dennoch nicht zu nahe kommen.«
    »Aber was … was ist mit ihm passiert?«, murmelte Corinna entsetzt. Auch sie sank in die Hocke und sah den Mann mit ungläubigem Mitleid an. Ihr Begleiter war ebenfalls eingetreten, hielt jedoch größtmöglichen Abstand, und Andrej konnte ihm ansehen, dass er sich möglichst weit weg wünschte.
    »Erinnerst du dich daran, was Scalsi

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