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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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als die meisten anderen! Vielleicht ist es gut, dass Euer armer Vater nicht mehr erleben muss, was aus Euch geworden ist.«
    »Oder aus Euch«, erwiderte Corinna jetzt eisig. »Er hat nämlich große Stücke auf den Dottore und Euch gehalten, und auf dieses ganze Spital. Er war wirklich der Meinung, dass den Menschen hier geholfen würde!«
    »Und das ist auch so!«, fuhr Innozenz auf »Habt Ihr mir nicht zugehört? Dieser schwarze Teufel hat all diese Menschen getötet! Fragt den Dottore, wenn Euch mein Wort nicht genügt!«
    »Woher wisst Ihr, dass der Vater der Contessa tot ist?«, fragte Rezzori.
    »Was hat das mit –?«, fauchte Innozenz, brach dann ab und starrte Rezzori aus weit aufgerissenen Augen an. »Der Conte ist tot?«
    »Einer Eurer bedauernswerten Schützlinge hat ihn umgebracht«, bestätigte Rezzori im Plauderton. »Ich war dabei. Signore Delãny hat noch versucht, ihn aufzuhalten, aber wir waren nicht schnell genug.«
    Schwester Innozenz wirkte ehrlich betroffen. »Das tut mir leid«, fuhr sie in verändertem Ton und direkt an Corinna gewandt fort. »Mein Beileid, Contessa. Ich habe es nur so gemeint, dass Euer Vater ja nicht mehr immer alles so genau verstanden hat, was geschieht. Und ich –«
    »Dieser Mann da« – Corinna unterbrach sie scharf und deutete abermals auf den Toten – »den haben nicht Andrej und sein Freund so zugerichtet. Jemand muss ihn wochenlang gequält haben, wenn nicht Monate. Ist das die Art von Hilfe, die Ihr den Kranken zuteilwerden lasst?« Sie gab einen Laut von sich, der fast wie ein kleiner Schrei klang. »Und ich habe tatsächlich überlegt, meinen Vater in Eure Obhut zu geben, hätte sich sein Zustand noch mehr verschlechtert!«
    »Und das wäre auch das Beste für ihn gewesen.« Scalsi – ein vollkommen veränderter Scalsi, auch wenn Andrej den Unterschied zuerst nicht in Worte fassen konnte – versuchte sich ebenfalls in die Zelle zu drängen, wurde aber von Rezzori so grob zurückgestoßen, dass selbst Andrej missbilligend die Stirn runzelte. Trotzdem fuhr er an Corinna gewandt fort: »Manchmal muss man zu Maßnahmen greifen, die auf Außenstehende verstörend wirken können, um gewisse Probleme zu lösen, und ich habe Verständnis für Euer –«
    »Bring den Kerl raus!«, fuhr Rezzori den Mann hinter Scalsi an. »Und tu es schnell, bevor ich mich vergesse!«
    Der Mann tat, was Rezzori ihm befohlen hatte, und zerrte Scalsi mit ebenso unnötiger wie übertriebener Gewalt davon. Rezzori selbst ergriff Schwester Innozenz kaum weniger unsanft am Oberarm und wollte sie hinter sich herzerren, doch die Barmherzige Schwester riss sich mit erstaunlicher Kraft los und funkelte ihn so wütend an, dass er es nicht wagte, sie noch einmal zu anzurühren.
    »Ich kann durchaus allein gehen, Signore!«, zischte sie, machte aber keine Anstalten, es tatsächlich zu tun, sondern wandte sich mit einem Ruck zu Andrej um. Ihr Blick wanderte zwischen ihm und der toten Ratte hin und her. »Wie ich sehe, habe ich mich wohl in Euch getäuscht, Signore Delãny«, sagte sie höhnisch. »Ihr scheint mir ja ein wirklich großer Held zu sein. Immerhin habt Ihr sogar dieses gefährliche Ungeheuer erschlagen. Wart Ihr früher einmal Drachentöter?«
    »Ich wollte nur verhindern, dass noch jemand gebissen wird«, erwiderte Andrej gelassen. »Auch wenn es vermutlich schon zu spät ist. Euch hat sie ja schon gebissen und den bedauernswerten Doktor ebenfalls, wie ich gehört habe … und so ziemlich jeden anderen hier auch. Ich meine, das ist doch Markts’ Spielgefährtin, oder?« Er meinte, leises Quieken aus der Wand zu hören.
    Corinna sah ihn verstört an, aber Innozenz’ Miene wurde nur noch verächtlicher. »Das ist nur noch schwer festzustellen, Signore, so wie Ihr das arme Tier zugerichtet habt.«
    »Genug jetzt!«, mischte sich Rezzori ein. »Folgt mir! Alle! Ich bekomme keine Luft mehr hier drinnen!«
    Andrej konnte gut verstehen, was er meinte. Auch er war froh, nicht nur dieser Kammer, sondern auch dem Korridor zu entkommen. Ihm war, als würde er hilflos im Netz einer Spinne zappeln, deren unsichtbare Besitzerin längst damit begonnen hatte, auf ihn zuzukriechen.
    Dennoch fiel er unauffällig ein Stück zurück und wartete, bis sich nur noch Corinnas Leibwächter in Hörweite befand. »Es war dieselbe Ratte, nicht wahr?«, fragte er. »Die, die wir in Marius’ Zelle gesehen haben.« Doch was war mit dem Geräusch, das er eben gehört zu haben glaubte?
    »Meinst du? Ich glaube

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