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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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wetteiferten, die Menge zu unterhalten. Nicht weit entfernt jonglierte ein schreiend bunt gekleideter Mann mit gleich fünf brennenden Fackeln, die in der Dunkelheit leuchteten. Nur ein kleines Stück hinter ihm versuchte eine ganze Gruppe, eine lebende Pyramide zu bilden, indem der eine auf die Schultern des anderen stieg und sich mit beiden Armen an seinen Nebenmännern festhielt, um auf diese Weise das Fundament für die nächsthöhere Etage zu bilden – ein Vorhaben, das aber immer wieder an der Ungeschicklichkeit der schon angetrunkenen Männer scheiterte. Die johlende Menge belohnte jeden Misserfolg mit Pfiffen und jubelndem Applaus – und half auch schon einmal nach, wenn der Misserfolg zu lange auf sich warten ließ. Anderenorts wurde ein Theaterstück aufgeführt, und ein Zauberer gab seine Kunststücke zum Besten. Andrej vermutete, dass er die Gelegenheit auch gleich nutzte, um den einen oder anderen Zuschauer um seine Geldbörse zu erleichtern.
    »Die Freunde, von denen du gesprochen hast«, sagte er, als sie sich an einer Gruppe offensichtlich noch sehr junger Leute vorbeidrückten, deren Gesichter von gefiederten Halbmasken mit zum Teil abstrus langen Nasen verdeckt wurden, »ist einer dabei, dem du wirklich vertraust?«
    »Wären sie meine Freunde, wenn ich ihnen nicht vertrauen würde?«, schniefte Corinna.
    »Einer, der uns Unterschlupf gewähren würde, ganz egal, was Rezzori auch über dich erzählt.« Andrej deutete mit dem Kopf hinter sich. »Oder vielleicht auch ein paar der anderen, Gina, Enrico – eben alle, die sich schon bei meiner und Abu Duns Ankunft in dieser schönen Stadt das Maul über uns zerrissen haben. Nach den Ereignissen der letzten Tage haben ihre Schauermärchen so viel neue Nahrung bekommen, dass ich gar nicht wissen will, was man sich mittlerweile alles über uns erzählt!«
    Diesmal antwortete Corinna erst nach einem Zögern. »Der Conte Ferzone war der beste Freund meines Vaters. Und er hasst die Signori di Notte. Es hat schon mehrere Eingaben gemacht, um ihre Macht zu beschneiden oder sie ganz abzuschaffen, und wenn es nach ihm ginge …«
    »Dann gehen wir zu ihm«, unterbrach sie Andrej.
    »Er ist gewiss im Dogenpalast und feiert mit allen anderen!«
    »Und er wird gewiss irgendwann zurückkommen, und sei es erst morgen früh«, seufzte Andrej. »Stellst du dich nur so begriffsstutzig, um mir das Gefühl zu geben, ich wäre schlauer als du? Das ist nicht notwendig.«
    »Und es wäre auch nicht wahr«, erwiderte Corinna, deutete aber gehorsam nach links in eine von ausgelassen Feiernden überbordende Straße. Andrej schlug diese Richtung ein … und erstarrte schon nach den ersten drei Schritten, als er das typische Geräusch hörte, mit dem Stahl aus einer ledernen Scheide gezogen wird. Als er sich umdrehte, stieß ein Degen nach seinem Hals, vielleicht nicht einmal mit der Absicht zu treffen, sondern nur, um ihn zurückzutreiben.
    Es funktionierte: Andrej machte einen hastigen Schritt nach hinten. Er hörte das Geräusch von weiteren Klingen, die gezückt wurden, und legte die Hand dorthin, wo normalerweise seine Waffe steckte.
    Normalerweise, aber nicht jetzt. Er hatte sein Rapier auf der Seufzerbrücke zurücklassen müssen.
    »Was soll das?«, fragte er schärfer, als er eigentlich beabsichtigt hatte. »Weg mit den Waffen! Ich habe keinen Streit mit euch!«
    »Aber wir mit dir!« Der Degen seines Gegenübers zuckte erneut in Andrejs Richtung. »Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr an mich. Aber vielleicht sagt dir der Name Gina etwas …«
    Andrej hätte beinahe laut aufgelacht, und der Mann verstärkte den Druck seiner Waffe. »Was gibt es da zu lachen, du Schwein? Soll ich dir mal zeigen, wie lustig es werden kann, wenn man sich mit Muschelfischern anlegt?«
    »Ich wollte dich nicht auslachen«, beeilte sich Andrej zu versichern. Fast hätte er noch hinzugefügt, dass er und Corinna sich eben noch über Gina unterhalten hatten – aber das ließ er dann doch lieber sein. Der Muschelfischer hätte diesen Hinweis nur als Provokation verstanden.
    »Ich hatte ein längeres Gespräch mit Gina und Enrico«, sagte er stattdessen beschwichtigend. »Es stimmt, es gab da ein kleines Missverständnis zwischen uns. Aber das ist längst ausgeräumt.«
    »Ach ja?«, höhnte der Kerl. »Indem ihr ein kleines Massaker in der Stadt veranstaltet habt?«
    Andrej schüttelte den Kopf. »Du solltet nicht alles glauben, was man dir erzählt. Und jetzt mach Platz. Ich suche

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