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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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sagte er. »Und in einem Gasthaus machen Neuigkeiten doch schnell die Runde, oder nicht?«
    Der Wirt sagte immer noch nichts, sondern blickte mit steinernem Gesicht auf die Bierpfütze und seine besudelten Schuhe hinab. Andrej konnte regelrecht spüren, wie in Abu Dun ein Entschluss heranreifte, und spannte sich an, um schlimmstenfalls eingreifen zu können. Nicht, dass er sich große Chancen ausrechnete. Wenn der sieben Fuß große Nubier einmal richtig wütend wurde, dann brauchte es schon etwas vom Kaliber eines Schiffsgeschützes, um ihn aufzuhalten. Und vielleicht wäre es tatsächlich jetzt schon zur Katastrophe gekommen, hätten nicht in diesem Moment zwei weitere Männer das Gasthaus betreten und zielsicher ihren Tisch angesteuert. Beide waren groß und ebenso farbenfroh wie elegant gekleidet, und Andrej musste nicht zweimal hinsehen, um zu wissen, dass sie die Degen und Dolche an ihren Gürteln nicht nur zur Zierde trugen.
    »Signore Delãny?«, wandte sich der ältere an Andrej.
    Andrej nickte, und der Mann drehte sich zu dem Gastwirt um und machte eine knappe Geste, die Andrej eher befehlend als beruhigend vorkam. »Es ist in Ordnung, Antonio. Das sind Freunde der Signorina. Sie hat uns geschickt, um sie abzuholen.«
    »Freunde?« Der Wirt maß sie – vor allem Abu Dun – auf eine wenig freundschaftliche Weise und schürzte die Lippen. »Dann richtet der Signorina doch aus, dass sie bei der Auswahl ihrer Freunde ein bisschen sorgsamer vorgehen könnte.«
    Er war auch klug genug, sich sofort auf dem Absatz herumzudrehen und hinter seiner Theke zu verschwinden. Der Dunkelhaarige wandte sich auf dieselbe halb besänftigende, halb befehlende Art an Abu Dun und ihn. »Folgt mir. Bitte!«
    Das letzte Wort, fand Andrej, war ihm wie etwas Ungewohntes über die Lippen gekommen.
    »Und wohin?«
    Der Mann antwortete erst, nachdem sie aufgestanden und ihm und seinem Begleiter wieder hinaus in die Kälte gefolgt waren. »Ich soll euch zum Dottore bringen, mehr weiß ich nicht«, sagte er. »Und keine weiteren Fragen beantworten.«
    Andrej wusste nicht genau, was er von dieser Antwort halten sollte. Die beiden Burschen gefielen ihm nicht, insbesondere der größere, schweigsame, der bisher kein einziges Wort gesprochen hatte und Abu Dun für keinen Moment aus den Augen ließ. Seine Hand lag auf dem Gürtel, unmittelbar neben dem Degen.
    »Wo ist Corinna?«, fragte Andrej.
    »Wer?«
    »Eure Signorina«, sagte Abu Dun. »Die, die dich angeblich geschickt hat.«
    »Ich weiß nicht, von wem Ihr redet«, behauptete der Mann. »Ihr Name ist nicht Corinna, und selbst wenn er es wäre, so stünde es uns nicht zu, sie damit anzusprechen.« Er drehte sich demonstrativ zu Andrej um. »Man hat mich gewarnt, dass Euer Freund schwierig sei. Wollt Ihr nun den Dottore sehen oder nicht?«
    Andrej überlegte tatsächlich noch einen kurzen Moment. Der Vorschlag, diese beiden Fremden zu einem unbekannten Ort und einem Dottore zu begleiten, von dessen Existenz sie vor einer Minute noch nicht einmal gewusst hatten, behagte ihm nicht. Was, wenn es eine Falle war?
    Trotzdem nickte er, und sein sonderbarer Führer wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging mit schnellen Schritten voraus. Sie eilten zurück zur gleichen Treppe, auf der sie aus dem Kanal gekommen waren. Wo vorhin jedoch die schlanke Gondel gelegen hatte, erwartete sie jetzt ein plumpes Ruderboot, das sicher Platz für ein Dutzend Passagiere geboten hätte und in dieser Umgebung nicht nur wie ein Fremdkörper wirkte, sondern auch seltsam feindselig. Tatsächlich entdeckte Andrejs kundiges Auge sofort eine Halterung in der Rumpfmitte, in der mit wenigen Handgriffen ein Mast befestigt werden konnte, und eine kniehohe metallene Gabel am Bug, in die eine Muskete oder auch eine kleine Kanone passte. Obwohl der Gedanke absurd war, war er sich dennoch beinahe sicher, so etwas wie ein kleines Kriegsschiff zu sehen, das eigens für den Einsatz auf den schmalen Kanälen der Stadt konstruiert worden war.
    Beiläufig registrierte er eine außergewöhnlich große Gondel, die in einiger Entfernung auf dem moderigen Wasser des Kanals lag und von ihrem Gondoliere mit einiger Mühe auf der Stelle gehalten wurde. Schwarz, ein gutes Stück größer als die meisten anderen und mit dezenten goldenen Verzierungen versehen, schien sie ihm so gar nicht in diese Umgebung zu passen, doch der Gedanke entglitt ihm, bevor er ihn auch nur ganz ergreifen konnte.
    Der ältere ihrer beiden Begleiter sprang

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