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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und teerbestrichenes Holz gestapelt, um bald in Flammen aufzugehen.
    ›Und ich soll glauben, daß alle, die da sterben müssen, sich eines Vergehens schuldig gemacht haben?‹ fragte ich Mael.
    Er nickte feierlich. Es kümmerte ihn wenig. ›Sie haben monatelang, manchmal jahrelang gewartet, um geopfert zu werden‹, sagte er fast gleichgültig. ›Sie stammen aus allen Gegenden des Landes. Und sie können ihrem Schicksal ebensowenig entrinnen wie wir dem unseren. Und dieses Schicksal heißt, in den Figuren der Großen Mutter und ihres Geliebten umzukommen. ‹
    Ich wurde noch verzweifelter. Ich hätte nichts unversucht lassen sollen, um zu entkommen. Aber sogar jetzt war der Wagen von gut zwanzig Druiden umzingelt, und dahinter waren ganze Legionen von Kriegern. Und die übrige Menschenmenge war ohnehin unübersehbar.
    Es wurde schnell dunkel, und überall wurden Fackeln angezündet. Erregtes Stimmengewirr allenthalben. Und die Schreie der Verurteilten noch durchdringender und flehender.
    Ich blieb ruhig sitzen und versuchte, meiner Panik Herr zu werden. Wenn ich schon nicht fliehen konnte, dann wollte ich diesen eigentümlichen Zeremonien wenigstens mit einer gewissen Ruhe begegnen, um im rechten Moment würdevoll und allen vernehmlich zu verkünden, daß es sich hier um nichts als Schwindel handelte. Das sollte meine letzte Tat sein - die Tat des Gottes -, und sie mußte mit Überzeugungskraft durchgeführt werden, um ihre Wirkung nicht zu verfehlen.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung. Der allgemeine Lärm schwoll wieder an, und Mael erhob sich und ergriff meinen Arm und stützte mich. Als die Klappe geöffnet wurde, hatten wir tief im Wald angehalten, weit fort von der Lichtung. Ich blickte mich nach den unheimlichen Riesenstatuen um; das Fackellicht schimmerte auf dem mitleiderregenden Gewimmel in ihrem Inneren. Diese Schreckensfiguren sahen aus, als seien sie lebendig, als würden sie jeden Moment losmarschieren und uns alle zermalmen.
    Ich konnte den Blick nicht abwenden, aber Mael umklammerte meinen Arm noch fester und sagte, ich müsse nun mit den höchsten Priestern zu dem Heiligtum des Gottes gehen.
    Die anderen umringten mich, offenbar, um mich abzuschirmen. Die Menge merkte nicht, was da vor sich ging. Wahrscheinlich wußten sie nur, daß die Opferungen bald anfangen würden.
    Der Fackelträger führte uns immer tiefer in die Abenddämmerung. Mael war an meiner Seite, während die anderen weißgewandeten Gestalten vor, neben und hinter uns gingen.
    Es war ruhig. Es war feucht. Und die Bäume ragten so schwindelerregend hoch in das verdämmernde Glühen des fernen Himmels, daß sie zu wachsen schienen, wenn ich zu ihren Wipfeln blickte.
    Jetzt könnte ich fliehen, dachte ich, aber wie weit würde ich kommen, ehe die ganzen Menschenmassen hinter mir hertoben würden?
    Dann hatten wir einen Hain erreicht, und ich sah im schwachen Flammenschein entsetzliche, in die Baumrinden geschnitzte Fratzen und aufgepfählte Menschenschädel, die in der Dämmerung grinsten. Ausgehöhlte Baumstämme waren mit zusätzlichen Schädeln angefüllt. Diese Stätte war das reinste Beinhaus, und die Stille, die uns umfing, schien diesen schrecklichen Dingern Leben einzuhauchen, so daß sie plötzlich zu sprechen anfangen konnten.
    Wir hatten eine knorrige Eiche von solch enormem Umfang erreicht, daß ich meinen Sinnen nicht traute. Die Druiden waren links und rechts zur Seite getreten. Nur Mael blieb bei mir. Ich stand vor der Eiche und sah, daß Hunderte von Blumensträußen um den Baum herumgelegt worden waren.
    Mael hatte den Kopf gesenkt. Seine Augen waren geschlossen. Die anderen taten es ihm bebenden Körpers nach. Eine kühle Brise wehte durch das grüne Gras. Ich hörte, wie die Brise in den Blättern zu einem lauten, langen Seufzer wurde, der langsam wieder abstarb.
    Und dann hörte ich sehr deutlich Worte aus der Dunkelheit kommen, die lautlos gesprochen wurden!
    Sie kamen ohne jeden Zweifel aus dem Baum, und sie fragten, ob derjenige, der heute nacht das Göttliche Blut trinken würde, alle Bedingungen erfüllt habe.
    Einen Augenblick lang fürchtete ich, den Verstand zu verlieren. Sie hatten mich unter Drogen gesetzt. Aber ich hatte seit dem Morgen nichts getrunken! Mein Kopf war klar, schmerzlich klar, und wieder hörte ich die stumme Stimme fragen: Ist er ein Gelehrter?
    Mael antwortete wohl ebenso stumm. Die Gesichter der anderen hatten einen verzückten Ausdruck angenommen, während ihre Augen starr auf die

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