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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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enthüllten.
    Hilf mir, hilf mir, Marius, bitte, hilf mir, stammelte ich, ohne mich hören zu können, außer in Gedanken, und dann schloß sie mich in ihre Arme und zog mich dicht zu sich, und wie Marius es beschrieben hatte, fühlte ich die Hand, die sich mit sanftem Druck um meinen Kopf legte, ganz sanft, und ich fühlte meine Zähne an ihrem Hals.
    Ich zögerte nicht lange. Ich vergaß die Arme, die mich umfangen hielten, die in einer einzigen Sekunde alles Leben aus mir herauspressen konnten. Ich spürte, wie meine Fangzähne die Haut durchstießen wie eine Eiskruste und wie das Blut in meinen Mund strömte.
    Oh, ja, ja… Oh, ja. Ich hatte den Arm um ihre linke Schulter gelegt, ich klammerte mich an ihr fest, meiner lebenden Statue, und es machte nichts, daß sie härter als Marmor war, so sollte es sein, absolut vollkommen, meine Mutter, meine Geliebte, meine Mächtige, und das Blut durchdrang mich, jedes einzelne pulsierende Teilchen meines Körpers, jede Faser seines brennenden verzweigten Netzes. Aber ihre Lippen lagen an meiner Kehle. Sie küßte mich, küßte die Arterie, durch die ihr Blut strömte. Ihre Lippen waren geöffnet, und während ich mit ganzer Kraft ihr Blut in mich hineinsog, saugte, und sich ein Schwall nach dem anderen in mich ergoß und sich dann in mir ausbreitete, fühlte ich ganz deutlich, wie sich ihre Fangzähne in meinen Hals bohrten.
    Aus jedem zischenden Gefäß rann jetzt mein Blut in sie hinein, während in meinen Körper noch immer ihr Blut strömte.
    Ich sah ihn vor mir, den schimmernden Kreislauf, aber noch viel göttlicher war das Gefühl, mit dem er mich erfüllte, denn da war nichts mehr außer unseren Mündern an des ändern Kehle und der schonungslos pochenden Blutbahn. Da waren keine Traume, da waren keine Visionen, da war nur dieses eine, dies köstlich und betäubend und heiß - und daneben zählte nichts, absolut nichts, nur, daß es niemals enden sollte. Die Welt mit all den Dingen, die Gewicht hatten und Platz brauchten und das Licht verdeckten, war verschwunden.
    Aber dann drang ein schreckliches Geräusch zu mir durch, ein häßliches Geräusch, wie von berstendem Stein, wie ein Stein, der am Boden schleift. Das war Marius. Nein, Marius, komm nicht hierher. Geh weg, faß mich nicht an. Laß uns zusammen.
    Aber dieses schreckliche Geräusch kam nicht von Marius, diese Einmischung, dieses plötzliche Ende von allem, als ich an den Haaren gepackt und von ihr weggerissen wurde, daß mir das Blut aus dem Mund schoß. Es kam von Enkil, dessen starke Hände jetzt meinen Kopf umklammerten.
    Das Blut floß über mein Kinn nach unten. Ich sah ihr betroffenes Gesicht! Ich sah, wie sie die Arme nach ihm ausstreckte. Ihre Augen schleuderten ihm zornige Blitze entgegen, ihre schimmernden weißen Arme ergriffen die Hände, die um meinen Kopf lagen. Und dann erhob sie ihre Stimme, ein schrilles Kreischen, lauter noch als der Ton von vorher, während aus ihrem Mund Blut tropfte.
    Der Ton löschte alles aus, die Sicht und auch die anderen Geräusche. Um mich herum wirbelnde Dunkelheit, Millionen winziger Splitter davon. Mein Kopf drohte zu bersten.
    Er zwang mich in die Knie. Er beugte sich über mich, und plötzlich sah ich sein Gesicht, so teilnahmslos wie eh und je, und nur die straffen Muskeln seiner Arme bekundeten Leben.
    Aber trotz ihrer alles verdeckenden Schreie wußte ich, daß hinter mir die Tür unter Marius’ Schlägen dröhnte und daß seine Schreie fast so laut wie die ihren waren.
    Von dem Kreischen ihrer Stimme begann mir das Blut aus den Ohren zu rinnen. Ich bewegte die Lippen.
    Der steinerne Schraubstock, der meinen Kopf umklammert hielt, gab plötzlich nach. Ich fühlte, wie ich zu Boden sank. Ich lag flach auf dem Rücken und fühlte mit kaltem Druck seinen Fuß auf meiner Brust. Jede Sekunde konnte er mir das Herz zermalmen, und sie war über ihm, auf seinem Rücken und hatte die Arme um seinen Hals gelegt, und ihre Schreie wurden immer lauter, immer gellender. Ich sah ihre geschwungenen Augenbrauen, ihr wehendes schwarzes Haar.
    Dann hörte ich Marius, der durch die Tür mit ihm redete und dessen Stimme den hellen Ton ihrer Schreie durchdrang.
    Wenn du ihn tötest, Enkil, werde ich dich für alle Zeiten von ihr trennen, und sie wird mir dabei helfen! Das schwöre ich!
    Plötzliche Stille. Wieder Taubheit. Das warme Blut, das über meinen Hals rann.
    Sie ging auf die Seite und sah nach vorn, und dann flog die Tür auf und schlug krachend gegen die

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