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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Seite schoben.
    Sie konnte rotes Haar sehen, rotes, langes Lockenhaar, in das sich Blätter und Erdklümpchen verknäult hatten …
    »Kannst du mich hören, Liebling? Du bist in unserer Obhut. Wir kümmern uns um dich. Deine Freunde sind in dem Wagen hinter uns. Nun mach dir mal keine Sorgen.«
    Er sagte noch mehr. Aber sie hatte den Faden verloren. Sie konnte ihn nicht hören, nur den Tonfall, den Tonfall liebevoller Fürsorge. Warum tat sie ihm so leid? Er kannte sie nicht einmal. Wußte er, daß das nicht ihr Blut auf ihrem Hemd war? Ihren Händen? Schuldig. Lestat hatte ihr zu erzählen versucht, daß es schlecht sei, aber das war ihr so unwichtig gewesen. Nicht daß ihr das Gute und Rechte gleichgültig gewesen wäre; aber in diesem Moment hatte etwas anderes mehr Gewicht. Wissen. Und er hatte auf sie eingeredet, als würde sie etwas im Schilde führen, und sie hatte rein nichts im Schilde gerührt.
    Darum war es wohl ganz in Ordnung zu sterben. Wenn Maharet sie nur verstehen würde. Und der Gedanke, daß David bei ihr war, im Wagen hinter ihnen.
    David kannte wenigstens einen Teil der Geschichte, und sie würden eine Akte über sie anlegen: Reeves, Jessica. Zusätzliches Beweismaterial. »Ein uns ergebenes Mitglied, zweifellos Opfer einer… äußerst gefährlich … darf unter keinen Umständen versuchen, gewisser Dinge ansichtig…«
    Sie hoben sie wieder hoch. Wieder kalte Luft, dann Äthergeruch. Sie wußte, daß jenseits dieser Starre und Dunkelheit fürchterliche Schmerzen lauerten und es am besten war, stillzuliegen. Sollen sie dich doch tragen, sollen sie dich doch auf  der rollbaren Krankenbahre den Gang entlangschieben.
    Jemand rief. Ein kleines Mädchen.
    »Kannst du mich hören, Jessica? Ich möchte dich wissen lassen, daß du im Krankenhaus bist und daß wir alles in unserer Macht Stehende für dich tun. Deine Freunde sind draußen. David Talbot und Aaron Lightner. Wir haben ihnen gesagt, daß du ganz ruhig liegen mußt…«
    Natürlich. Wenn man ein gebrochenes Genick hat, ist man entweder tot, oder man stirbt, sobald man sich rührt. Vorjahren hatte sie einmal in einem Krankenhaus ein junges Mädchen mit gebrochenem Genick gesehen. Jetzt erinnerte sie sich. Und das Mädchen war an ein riesiges Aluminiumgestell gefesselt worden. Würde es ihr jetzt ebenso ergehen?
    Er sprach wieder, aber diesmal war er weiter fort. Sie ging ein wenig schneller durch den Dschungel, um näher heranzukommen, um über den Fluß hinweg zu hören.
    Er sagte: » … Natürlich können wir das alles machen, wir können diese Untersuchungen durchrühren, natürlich, aber Sie müssen verstehen, was ich sage, die Situation ist hoffnungslos. Die hintere Schädeldecke ist vollständig zertrümmert. Man kann das Gehirn sehen. Und die Gehirnverletzungen sind enorm. In ein paar Stunden wird das Gehirn anschwellen, falls wir noch ein paar Stunden haben …«
    Dreckskerl, du hast mich getötet. Du hast mich gegen die Wand geworfen. Wenn ich nur irgend etwas bewegen könnte - meine Augenlider, meine Lippen. Aber ich bin hier drinnen gefangen. Ich habe zwar keinen Körper mehr, dennoch bin ich hier drinnen gefangen! Als ich noch klein war, habe ich mir den Tod so vorgestellt. Im Grab würdest du in deinem Kopf gefangen sein, ohne Augen zum Sehen und ohne Mund zum Schreien. Und Jahre über Jahre würden vergehen.
    Oder man durchstreift das Reich der Schatten mit den blassen Geistern; denkt, man sei am Leben, wenn man in Wirklichkeit tot ist. Lieber Gott, ich muß wissen, wenn ich tot bin.
    Ihre Lippen. Der Anflug einer Wahrnehmung. Etwas Feuchtes, Warmes. Etwas, das ihre Lippen teilte. Aber es war doch niemand da, oder? Sie waren draußen im Gang, und das Zimmer war leer. Sie hätte es gewußt, wenn jemand hier war. Doch jetzt spürte sie es, die warme Flüssigkeit, die sich in ihren Mund ergoß.
    Was ist das’? Was flößt du mir ein! Ich möchte nicht untergehen.
    Schlaf, meine Geliebte.
    Ich möchte nicht. Ich möchte es fühlen, wenn ich sterbe. Ich möchte es wissen! Aber die Flüssigkeit füllte ihren Mund, und sie schluckte. Ihre Halsmuskeln waren lebendig. Köstlicher, salziger Geschmack. Sie kannte diesen Geschmack! Sie kannte dieses liebliche, kribbelnde Gefühl. Sie saugte begierig. Sie spürte, wie sich ihre Gesichtshaut wieder mit Leben füllte, und die Luft geriet in Bewegung. Sie fühlte, wie eine Brise durch das Zimmer strich. Eine angenehme Wärme durchzog ihr Rückgrat, durchzog ihre Beine

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