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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und Arme, nahm den genau gleichen Weg wie vorhin der Schmerz, und all ihre Glieder kamen zurück.
    Schlafe, Geliebte.
    Ihr Hinterkopf prickelte; und das Prickeln drang bis in ihre Haarwurzeln. Ihre Knie waren zerquetscht, aber die Beine waren unverletzt, und sie würde wieder gehen können, und sie konnte das Bettuch unter ihrer Hand fahlen. Sie wollte den Arm heben, aber dazu war es zu früh, zu früh, sich zu bewegen. Außerdem wurde sie hochgehoben, getragen.
     
    Und es war am besten, jetzt zu schlafen. Wenn das der Tod war… nun, dann war’s gut so. Sie konnte die Stimmen kaum hören, die Männer, die stritten, einander drohten, es kümmerte sie jetzt nicht. Ihr war, als würde ihr David etwas zurufen. Aber was wollte David von ihr? Daß sie starb? Der Arzt drohte, die Polizei zu rufen. Die Polizei würde jetzt überhaupt nichts tun können. Das war schon fast komisch. Immer weiter gingen sie die Treppe hinunter. Schöne kalte Luft. Die Verkehrsgeräusche wurden lauter, ein Bus toste vorbei. Sie hatte diese Geräusche früher nie gemocht, aber jetzt waren sie wie der Wind selbst, so rein. Sie wurde wieder sanft geschaukelt, wie in einer Wiege, dann spürte sie, wie der Wagen mit einem plötzlichen Ruck anfuhr, und schließlich war da die geräuschlos federnde Fahrt. Miriam war da, und Miriam wollte, daß Jesse sie ansah, aber Jesse war jetzt zu müde.
    »Ich möchte nicht gehen, Mutter.«
    »Aber Jesse. Bitte. Es ist nicht zu spät. Du kannst noch immer kommen!«
    Wie Davids Ruf. »Jessica.«

DANIEL
    Der Abend war etwa zur Hälfte vorbei, als Daniel begriff. Während des ganzen Konzertes würden die weißgesichtigen Brüder und Schwestern einander umkreisen, einander beäugen, einander bedrohen, aber niemand würde etwas unternehmen. Die Regel war unumstößlich: keine Spuren ihrer Existenz hinterlassen - keine Opfer, kein einziges Molekül ihres vampirischen Zellgewebes.
    Niemand außer Lestat sollte getötet werden, und das hatte mit größter Vorsicht vonstatten zu gehen. Wenn irgend möglich, sollte kein Sterblicher die Sensen sehen. Schnappt den Mistkerl, wenn er sich davonmachen will, so lautete der Plan; zerstückelt ihn nur vor Eingeweihten. Es sei denn, er leistet Widerstand, dann muß er im Angesicht seiner Fans sterben, und der Körper muß restlos vernichtet werden.
    Daniel lachte und lachte. Allein schon der Gedanke, daß Lestat so etwas zulassen würde. Daniel lachte in ihre boshaften Gesichter. Farblos wie Orchideen waren diese verwerflichen Seelen, die ihre kochende Wut, ihren Neid, ihren Geifer in den Saal ergossen. Man hätte denken können, daß sie Lestat schon allein wegen seiner strahlenden Schönheit haßten.
    Daniel hatte sich schließlich von Armand abgesetzt. Warum auch nicht? Niemand konnte ihm etwas anhaben, nicht einmal die leuchtende Steinfigur, die er im Halbdunkel erblickt hatte und die so alt war, daß sie wie der legendäre Golem aussah. Was für ein gespenstisches Ding war das doch, dieser Steinerne, der da auf die verletzte sterbliche Frau niedersah, die mit gebrochenem Genick dalag und mit ihrem roten Haar wie einer der Zwillinge in dem Traum aussah. Und vermutlich hatte ihr das irgendein dummer Sterblicher angetan, einfach ihr Genick gebrochen. Und der blonde Vampir in der Wildledergewandung, der da plötzlich in der Szene auftauchte, war auch ein eindrucksvoller Anblick gewesen mit seinen knochenharten Adern, die auf seinem Hals und seinem Handrücken hervortraten, während er sich zu dem armen Opfer hinunterbeugte. Als die Männer die rothaarige Frau forttrugen, sah ihnen Armand mit höchst befremdlichem Mienenspiel zu, so als sollte er irgendwie einschreiten; vielleicht hatte ihn aber auch nur dieser Golem argwöhnisch gemacht. Schließlich hatte er Daniel wieder zurück ins Publikum getrieben. Aber es gab nichts zu fürchten. In dieser Stätte, dieser Kathedrale aus Klang und Licht, genossen sie Schonzeit.
    Und Lestat war Christus am Kreuz der Kathedrale. »Bin ich nicht der Satan in euch allen?!« schrie er, wobei er sich nicht an die Nachtmonster im Publikum wandte, sondern an die Sterblichen, die ihn anbeteten.
    Und sogar Daniel sprang in die Luft, als er in das zustimmende Gebrüll einfiel, obwohl die Worte letztlich nichts bedeuteten. Lestat verfluchte den Himmel im Namen aller, die jemals Verstoßene gewesen waren, denen jemals Gewalt angetan worden war.
    Während solcher Höhepunkte hatte Daniel die dumpfe Ahnung, daß ihm am Ende dieser großen Messe selbst

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