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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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plötzlich in die ihren blickten.
    »Ja, du! Du!« rief sie. In ihren Augenwinkeln sah sie, wie sich ein Aufseher näherte. Mit ganzer Macht warf sie sich an Lestat. Sie schloß ihre Augen und schlang die Arme um seine Hüfte. Ein Kälteschock durchfuhr sie, als sie seine Brust an ihrem Gesicht spürte, dann schmeckte sie Blut auf ihren Lippen!
    »O Gott, wirklich!« flüsterte sie. Ihr Herz drohte zu zerbersten, aber sie ließ nicht los. Ja, wie Maels Haut, genauso, und wie Maharets Haut, genauso, und wie die aller anderen. Ja, genauso! Wirklich, nicht menschlich. Ewig. Und all das hielt sie in ihren Armen, und sie wußte es, und jetzt würden sie sie nicht mehr zurückhalten können!
    Ihre linke Hand fuhr hoch, griff einen Büschel seines Haares, und als sie die Augen öffnete, sah sie, wie er auf sie hinablächelte, sah seine porenlose, weißleuchtende Haut und die kleinen Fangzähne.
    »Du Teufel!« flüsterte sie. Sie lachte und schrie wie eine Verrückte.
    »Ich liebe dich, Jessica«, flüsterte er schief lächelnd zurück, und sein nasses blondes Haar fiel ihm in die Augen.
    Er legte die Arme um sie, hob sie hoch und drehte sie im Kreis. Die kreischenden Musiker verschwammen vor ihren Augen; das Scheinwerferlicht verwandelte sich in weiße und rote Streifen. Sie stöhnte, aber blickte ihm weiter unverwandt in die Augen. Verzweifelt klammerte sie sich an ihn, da sie fürchtete, er würde sie hoch in die Luft und ins Publikum schleudern. Und dann, als er sie absetzte und seinen Kopf neigte, als sein Haar ihre Wange berührte, spürte sie, wie sich sein Mund dem ihren näherte.
    Die hämmernde Musik verlosch, als hätte man sie ins Meer getaucht. Sie fühlte seinen Atem, sein Stöhnen, seine weichen Finger, die über ihren Nacken strichen. Ihre Brüste waren gegen seinen Herzschlag gepreßt, und sie vernahm eine Stimme,
    eine Stimme wie aus längst vergangenen Zeiten, eine Stimme, die ihr vertraut war, eine Stimme, die ihre Fragen verstand und die richtigen Antworten wußte.
    Das Böse, Jesse. Wie du es seit jeher gekannt hast.
     
    Hände stießen in ihren Rücken. Menschenhände. Sie wurde von ihm getrennt. Sie schrie auf.
    Bestürzt starrte er sie an. Tief, sehr tief, suchte er nach etwas in seinen Träumen, an das er sich nur noch schwach erinnerte. Die Beerdigungszeremonie; die rothaarigen Zwillinge, die zu beiden Seiten des Altars knieten. Alles vorbei aber schon nach dem Bruchteil einer Sekunde; er war verwirrt. »Schöne Jesse«, sagte er und hob die Hand, als wolle er ihr zum Abschied winken. Sie trugen sie von der Bühne.
    Sie lachte, als sie sie auf die Füße setzten.
    Ihr weißes Hemd war blutverschmiert. Ihre Hände ebenfalls - blasse Streifen salzigen Blutes. Sie ahnte, daß sie wußte, wie es schmeckt. Sie warf ihren Kopf zurück und lachte; und es war seltsam, es nicht hören, sondern nur spüren zu können, zu wissen, daß sie gleichzeitig weinte und lachte. Der Aufseher beschimpfte und bedrohte sie. Aber das war egal.
    Das Publikum hatte sie wieder. Stoßend und schubsend trieb es sie aus seiner Mitte. Ein schwerer Schuh trat ihr heftig auf den rechten Fuß. Sie strauchelte, drehte sich um und ließ sich unsanft dem Ausgang entgegenschieben.
    Das machte jetzt nichts. Sie wußte. Sie wußte alles. Ihr Kopf schwirrte. Und noch nie hatte sie eine solche wundersame Hingabe erlebt. Noch nie hatte sie sich so erleichtert gefühlt.
    Die verrückte, mißtönende Musik ging weiter; Gesichter zuckten auf und verschwanden in einer Brandung farbigen Lichts. Sie roch das Marihuana, das Bier. Durst. Ja, etwas Kaltes trinken. Etwas Kaltes. So durstig. Wieder hob sie die Hand und leckte das salzige Blut ab. Ihr Körper bebte, zitterte wie kurz vorm Einschlafen; ein sanftes, köstliches Schaudern, das die Träume ankündigte. Sie rührte die Zunge wieder über das Blut und schloß die Augen.
    Plötzlich merkte sie, daß sie nicht mehr im Saal war. Niemand schubste sie mehr. Sie hatte die Rampe erreicht, die in den Vorraum überging. Das Publikum war hinter und über ihr. Und sie konnte sich hier ausruhen.
    Sie ließ ihre Hand über die schmierige Wand streichen und stieg über das Chaos leerer Pappbecher. Der Blutgeschmack lag ihr noch auf der Zunge.
    Sie war wieder nahe daran zu weinen, was ja völlig in Ordnung war. Im Moment gab es weder Vergangenheit noch Gegenwart, noch irgendeine Notwendigkeit, und die ganze Welt hatte sich verändert. Es kam ihr vor, als würde sie dahingleiten, mitten in einem Zustand

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