Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
hinter sich her. Zwei verängstigte Vampire rannten am Eingang vorbei, explodierten in kleine Feuersbrünste.
    Entsetzt sah Daniel zu, wie die Skelette zu glühen anfingen, während sie in den blaßgelben Flammen schmolzen. In dem menschenleeren Auditorium hinter ihnen ging eine fliehende Gestalt plötzlich ebenso in Flammen auf. Sich drehend und windend zuckte sie, brach dann auf dem Zementfußboden zusammen, Rauch erhob sich aus ihrer leeren Kleidung. Eine Schmalzpfütze bildete sich auf dem Zement und vertrocknete, noch während Daniel hinsah.
    Sie rannten wieder hinaus, diesmal in Richtung der weitentfernten-vorderen Gatter.
    Und plötzlich liefen sie so schnell, daß sich Daniels Füße vom Boden erhoben hatten. Die Welt war nur noch ein verschmierter Farbstreifen. Selbst die erbarmungswürdigen Schreie der Fans waren in die Länge gezogen und abgedämpft. Ruckartig blieben sie am Gatter stehen, gerade als Lestats schwarzer Porsche an ihnen vorbei vom Parkplatz und auf die Straße raste. Mit der Geschwindigkeit einer Patronenkugel schoß er dem Freeway im Süden entgegen.
    Armand unternahm keinerlei Versuche, dem Wagen zu folgen; er schien ihn nicht einmal gesehen zu haben. Er stand beim Türpfosten und hielt den Blick auf den fernen Horizont gerichtet. Das unheimliche telepathische Geräusch war jetzt ohrenbetäubend. Es verschluckte jedes andere Geräusch der Welt; es verschluckte jede Wahrnehmung.
    Unwillkürlich hielt sich Daniel die Ohren zu. Er spürte, wie Armand näher kam. Aber er konnte nicht mehr sehen. Er wußte, wenn es geschah, dann jetzt, doch noch immer verspürte er keinerlei Angst; noch immer konnte er nicht an seinen eigenen Tod glauben; er war wie gelähmt.
    Langsam verflüchtigte sich das Geräusch. Allmählich gewann er seine Sehkraft wieder. Schemenhaft erblickte er, wie sich ein rotes Feuerwehrauto näherte; die Feuerwehrleute riefen ihm zu, Platz zu machen. Die Sirene tönte wie aus einer anderen Welt, eine unsichtbare Nadel, die sich ihm in die Schläfen bohrte.
    Armand schob ihn sanft zur Seite. Verschreckte Leute tosten vorbei, wie von einem Sturmwind getrieben. Er sank zu Boden, aber Armand fing ihn auf. Sie gingen weiter, mengten sich in das wärmende Gewühl der gaffenden Sterblichen.
    Noch immer flohen die Leute zu Hunderten. Ihre Schreie gingen in dem Sirenengeheul unter. Ein dröhnendes Feuerwehrauto nach dem anderen kam an. Aber dieser Lärm war dünn und fern, noch immer abgeschwächt durch das weichende, übernatürliche Geräusch. Armand hielt sich am Zaun fest, seine Augen waren geschlossen, die Stirn hatte er gegen den Maschendraht gepreßt.
    Der Zaun erbebte, als könne nur er allein noch das hören, was sie hörten.
    Dann war das Geräusch entschwunden.
    Eine eisige Stille sank hernieder. Die Stille des Schreckens, der Leere. Obwohl das Inferno weiter toste; es kümmerte sie nicht.
    Sie waren allein, die Sterblichen irrten umher, gingen fort. Und durch die Luft schwebten jene nachklingenden, übernatürlichen Schreie, die wie brennendes Lametta klangen; noch mehr Sterbende, aber wo?
    Er überquerte mit Armand die Straße. Ohne Hast. Und sie gingen durch eine dunkle Seitenstraße, an bleichen Häusern und schäbigen Eckläden und schiefen Neonreklamen vorbei und über zersprungenes Pflaster hinweg.
    Endlos weiter gingen sie. Die Nacht wurde kalt und still. Die klagenden Sirenen waren in weiter Ferne.
    Als sie einen breiten, protzigen Boulevard erreichten, polterte ihnen ein Oberleitungsbus entgegen, der von grünlichem Licht durchflutet war. Wie ein Geist näherte er sich ihnen. Nur ein paar sterbliche Elendsgestalten blickten durch die verschmierten Fenster. Der Fahrer schien seinen Dienst im Schlaf zu versehen.
    Armand hob müde seine Augen, als wolle er nur abwarten, bis er vorbeigefahren war. Und zu Daniels Erstaunen hielt der Bus vor ihnen an.
    Sie stiegen ein und ließen sich auf die lange, ledergepolsterte Bank sinken. Der Fahrer drehte sich kein einziges Mal um. Armand stierte auf den schwarzen Gummiboden. Sein Haar war zerzaust, seine Wangen waren rußverschmiert. Den Mund leicht geöffnet, hing er seinen Gedanken nach.
    Daniel besah sich die glanzlosen Sterblichen: die pflaumengesichtige Frau, die ihn wütend ansah, den betrunkenen, halslosen Mann, der vor sich hin schnarchte, und die kleinköpfige Teenagerfrau mit ihren fransigen Haaren, auf dem Schoß ein riesiges Baby, dessen Haut wie Kaugummi aussah. Irgend etwas stimmte mit denen hier nicht. Und da, der

Weitere Kostenlose Bücher