Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
ging ich hinweg, wie schon immer.
Und dann der Verkehrsstau, der spannendste Moment und das Kapitelende…
Gerade als die Sonne über Carmel Valley aufging und ich meine Augen schloß, wie das bei uns Vampiren zu dieser Tageszeit so Sitte ist, merkte ich, daß ich in meinem unterirdischen Versteck nicht alleine war. Ich hatte mit meiner Musik nicht nur die jungen Vampire erreicht; meine Lieder hatten auch die Älteren unserer Zunft aus ihrem Schlummer geweckt.
Und wieder war einer jener atemberaubenden Augenblicke gekommen, die jedes Risiko und alle Möglichkeiten in sich bargen. Was würde jetzt geschehen? War es mir beschieden, endlich zu sterben oder vielleicht wiedergeboren zu werden?
Nun, um alles erzählen zu können, was dann geschah, muß ich ein wenig ausholen. Ich muß etwa zehn Nächte vor dem verhängnisvollen Konzert anfangen und versuchen, mich in die Köpfe und Herzen anderer Wesen zu versetzen, die auf mein Buch und meine Musik in einer Weise reagierten, die mir damals völlig fremd war.
Mit anderen Worten, ich muß also die lyrische Form der Ich-Erzählung verlassen und nach Art zahlloser sterblicher Schriftsteller in die Köpfe und Herzen »vieler Personen« schlüpfen. Ich muß in die Welt der »dritten Person« und der »mannigfachen Standpunkte« eilen.
Übrigens, wenn diese anderen Personen meinen oder behaupten, ich sei schön, unwiderstehlich gar, so glauben Sie bitte nicht, daß ich ihnen derlei Äußerungen in den Mund gelegt habe. Ich berichte nur, •was mir später zugetragen wurde oder was ich dank meiner unfehlbaren telepathischen Krähe in Erfahrung gebracht habe. Ich halte mich strikt an die Wahrheit, nicht nur in dieser Hinsicht. Ich bin zwar ein übler Genösse, aber ich kann nichts dafür. Das elende Monster, das mich zu dem gemacht hat, was ich bin, hat mich wegen meines vorteilhaften Äußeren auserwählt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Eines darf ich Ihnen noch versichern: Obwohl ich Sie jetzt verlasse, werde ich zu gegebener Zeit wieder in meiner ganzen Pracht auftauchen. Um ehrlich zu sein, ich hasse es, nicht die ganze Zeit der Ich-Erzähler zu sein. Frei nach David Copperfield darf ich sagen, daß ich nicht weiß, ob ich der Held oder das Opfer dieser Erzählung bin. Wie auch immer, sollte ich in ihr nicht die erste Geige spielen? Schließlich bin ich derjenige, der sie erzählt.
Aber es geht ja nicht allein darum, daß ich der James Bond der Vampire bin, und so muß meine Eitelkeit erst einmal in den Hintergrund treten. Ich möchte, daß Sie erfahren, was wirklich geschehen ist, auch wenn Sie kein Wort glauben.
Bis dann. Ich werde immer an Sie denken; ich liebe Sie; ich wollte, Sie wären hier… in meinen Armen.
INHALT
Vorrede
Teil I
UNTERWEGS ZUM VAMPIR LESTAT
l Die Legende von den Zwillingen
2 Das kurze und glückliche Leben der Baby-Jenks und der Fangzahnbande
3 Die Göttin Pandora
4 Die Geschichte von Daniel, dem Günstling des Teufels, oder vom Knaben aus Gespräch mit dem Vampir
5 Khayman, mein Khayman
6 Die Geschichte von Jesse, der Großen Familie und den Talamasca
Teil II
GEISTERDÄMMERUNG
Teil III
WIE AM ANFANG, JETZT UND IMMERDAR…
l Lestat: In den Armen der Göttin
2 Marius: Vereinigung
3 Lestat: Die Himmelskönigin
4 Die Geschichte der Zwillinge, Teil I
5 Lestat: Dies ist mein Leib; dies ist mein Blut
6 Die Geschichte der Zwillinge, Teil II
7 Lestat: Das Himmelreich
8 Die Geschichte der Zwillinge, Schluß
Teil IV
DIE KÖNIGIN DER VERDAMMTEN
Teil V
… WELT OHNE ENDE, AMEN
VORREDE
ERKLÄRUNG IN FORM EINES GRAFFITI
geschrieben mit schwarzem Filzschreiber
auf die rote Wand eines Hinterzimmers der Bar
Dracula’s Daughter in San Francisco
Kinder der Finsternis Hiermit sei euch kundgetan:
BUCH EINS: Gespräch mit dem Vampir, 1976 veröffentlicht, war eine wahre Geschichte. Jeder von uns hätte sie schreiben können - ein Bericht über das, was wir sind, unser Elend und unsere ewige Suche. Doch Louis, der zweihundert Jahre alte Unsterbliche, der alles enthüllt, heischt nach dem Wohlwollen der Sterblichen. Der Schurke Lestat, der Louis die Gabe der Finsternis geschenkt hat, hat ihm ansonsten herzlich wenig an Erklärungen und Trost geschenkt. Kommt euch das bekannt vor? Louis hat die Hoffnung auf Erlösung noch nicht aufgegeben, obwohl sogar Armand, der älteste Unsterbliche, den er jemals aufgespürt hat, ihm nichts über den
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