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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Zweck unseres Daseins oder unsere Ursprünge erzählen konnte. Keine umwerfende Überraschung, Vampirjungs und -mädchen, oder? Schließlich hat es nie einen Katechismus für Vampire gegeben.
     
    Das heißt, nicht bis zur Veröffentlichung von:
     
     
    BUCH ZWEI: Der Fürst der Finsternis in dieser Woche. Untertitel: »Lehrjahre und Abenteuer des Vampirs Lestat«. Ihr glaubt das nicht? Seht in der nächstbesten Buchhandlung nach. Dann geht in das nächstbeste Musikgeschäft und verlangt die Langspielplatte, die gerade herausgekommen ist und ebenfalls den bescheidenen Titel Der Fürst der Finsternis trägt. Ihr könnt auch einfach euren Fernseher einschalten und, falls ihr es nicht für unter eurer Würde haltet, auf eines von Lestats zahlreichen Rockvideos warten, die seit gestern bis zum Erbrechen über die Mattscheibe flimmern. Ihr werdet sofort sehen, was Lestat tor ein Früchtchen ist. Und vermutlich wird euch die Mitteilung nicht überraschen, daß er diese beispiellosen Freveltaten durch ein Konzertdebüt krönen und »live« in dieser Stadt auftreten möchte. Ja, an Halloween, richtig geraten.
     
    Doch lasst uns kurz das irre Flackern seiner übersinnlichen Augen vergessen, die aus den Schaufenstern sämtlicher Plattenläden blitzen, oder seine sonore Stimme, die singend die geheimsten Namen und Geschichten unserer ältesten Brüder preisgibt. Warum macht er all das? Wovon künden seine Lieder? Es steht in seinem Buch geschrieben. Er hat uns nicht nur einen Katechismus geschenkt, sondern eine Bibel.
    Und er führt uns in biblische Zeiten zurück, um unseren Ureltern zu begegnen; Enkil und Akascha, den Herrschern des Nildeltas, noch lange ehe es den Namen Ägypten trug. Kümmert euch bitte nicht um das Geschwafel, wie sie die ersten Blutsauger des Erdenrunds wurden; macht kaum mehr Sinn als die Geschichte von der Entstehung des Lebens auf diesem Planeten oder wie sich der menschliche Fötus aus winzigen Zellen im Schoß seiner sterblichen Mutter entwickelt. Die Wahrheit ist, daß wir von diesem ehrwürdigen Paar abstammen, und ob es euch gefällt oder nicht, es gibt gute Gründe anzunehmen, daß all unsere köstlichen und unentbehrlichen Kräfte bis heute von einem ihrer betagten Körper ausgehen. Was bedeutet das? Um es geradeheraus zu sagen, falls Akascha und Enkil jemals Hand in Hand in einen Hochofen spazieren sollten, würden wir allesamt mit ihnen verbrennen. Zermalmt sie jemand zu glitzerndem Staub, ist es auch um uns geschehen. Aber wir dürfen hoffen. Das Paar hat sich seit Jahrhunderten nicht mehr bewegt! Lestat behauptet freilich, beide auferweckt zu haben, indem er vor ihrem Schrein Geige spielte. Aber seine bizarre Erzählung, Akascha habe ihn in ihre Arme genommen und ihm ihr Urblut gespendet, ist nichts weiter als das wirre Gespinst eines kranken Hirns. Halten wir uns also an die Überlieferungen der Alten, wonach die beiden seit Urzeiten buchstäblich keinen Finger mehr gekrümmt haben. Marius, ein alter römischer Vampir, der sicher weiß, was für uns am besten ist, hält sie seit langem in einer hübschen, abgeschiedenen Grabkammer aufbewahrt. Und er hat dem Vampir Lestat befohlen, ihr Geheimnis niemals zu verraten. Kein sehr vertrauenswürdiger Mitwisser, der Vampir Lestat. Und was sind seine Motive für das Buch, die Platte, die Videos, das Konzert? Ganz unmöglich, die Vorgänge im Hirn dieses Schurken zu durchschauen, außer daß er seine Vorhaben mit erschreckender Konsequenz verwirklicht. Hat er nicht sogar ein Vampirkind gemacht? Und einen Vampir aus seiner eigenen Mutter, die jahrelang seine liebende Gefährtin war? Dieser Teufel würde sich aus purer Sensationslust selbst am Papst vergreifen. Zusammenfassend kann man sagen: Louis, ein unauffindbarer Wanderphilosoph, hat zahllosen Fremden unsere tiefsten Geheimnisse verraten.
    Und Lestat hat es gewagt, unsere Geschichte in alle Welt zu posaunen und seine übernatürlichen Gaben einem sterblichen Publikum zur Schau zu stellen. Die Frage lautet: Warum existieren diese beiden noch? Warum haben wir sie nicht längst vernichtet? Es ist zwar keineswegs ausgemacht, daß uns von Seiten der Sterblichen Gefahr droht - noch stehen die Dorrbewohner nicht mit brennenden Fackeln vorm Tor, um das Schloß niederzubrennen -, aber Lestat legt es geradezu darauf an, die Sterblichen aus der Reserve zu locken. Und obwohl wir klug genug sind, die Menschen glauben zu lassen, seine Erzählungen seien nichts als verrückte Hirngespinste, ist sein Frevel

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