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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Ich wußte nur, daß ich heftig hustete; ich raffte die Stoffserviette neben der Gabel an mich und drückte sie vor den Mund. Ein wenig von dem Wein war mir tatsächlich hinten in die Nase geraten. Der Geschmack war schwach und säureartig. Eine schreckliche Frustration stieg in mir auf.
    Ich schloß die Augen und stützte den Kopf auf die linke Hand, und die Hand schloß sich um die Serviette zur Faust. »Hier, versuchen Sie’s noch mal«, sagte sie. Ich öffnete die Augen und sah, wie sie mir das Glas aus einer großen Karaffe noch einmal füllte.
    »Gut «.sagte ich. »Danke.« Ich hatte Durst, heftigen Durst. Ja, das bloße Kosten des Weins hatte diesen Durst machtvoll verstärkt. Aber diesmal, nahm ich mir vor, würde ich nicht so heftig schlucken. Ich hob das Glas, nahm einen kleinen Schluck und versuchte, ihn zu schmecken, obgleich fast nichts zum Schmecken da war; dann ließ ich ihn langsam durch die Kehle rinnen. Es ging glatt. Aber der Wein war dünn, so dünn, so anders als ein schwerer, sättigender Schluck Blut. Ich mußte, was das anging, erst noch auf den Geschmack kommen. Ich trank das Glas leer, griff nach der Karaffe, schenkte mir nach und trank das Glas ein zweitesmal leer.
    Einen Moment lang fühlte ich mich nur frustriert. Dann wurde mir allmählich ein bißchen übel. Gleich kommt das Essen, dachte ich. Ah, da ist etwas zu essen - ein Behälter mit Brotstangen, wie es aussah. Ich nahm eine und schnupperte vorsichtig daran, um sicher zu sein, daß es wirklich Brot war. Dann knabberte ich sehr schnell daran, bis es weg war. Es war wie Sand, bis zum letzten kleinen Krümel. Genau wie der Sand in der Wüste Gobi, der mir in den Mund gedrungen war. Sand.
    »Wie essen Sterbliche so etwas?« fragte ich.
    »Langsamer«, sagte die hübsche Frau und lachte leise. »Sie sind kein Sterblicher? Von welchem Planeten kommen Sie denn?«
    »Von der Venus«, sagte ich und lächelte sie an. »Dem Planeten der Liebe.«
    Sie betrachtete mich unverhohlen, und wieder überhauchte eine leichte Rötung die scharfkonturierten, blassen Wangen. »Nun, warum bleiben Sie dann nicht hier, bis ich Feierabend habe? Sie könnten mich nach Hause begleiten.«
    »Das werde ich auf jeden Fall tun«, sagte ich, und als mir dämmerte, was dies unter Umständen bedeuten konnte, war die Wirkung überaus eigenartig. Vielleicht könnte ich mit dieser Frau ins Bett gehen. 0 ja, möglich war es auf alle Fälle, soweit es sie betraf. Mein Blick wanderte hinunter zu den beiden kleinen Brustwarzen, die sich so verlockend durch den schwarzen Seidenstoff ihres Kleides drückten. Ja, mit ihr ins Bett gehen, dachte ich - und wie glatt die Haut an ihrem Hals war…
    Das Organ zwischen meinen Beinen regte sich. Na, wenigstens etwas, das funktioniert, dachte ich. Aber wie eigenartig begrenzt dieses Gefühl war, dieses Härterwerden und Anschwellen und die seltsame Art, wie es alle meine Gedanken verzehrte. Das Bedürfnis nach Blut war nie lokal begrenzt. Leeren Blicks starrte ich vor mich hin. Ich schaute nicht hin, als mir ein Teller mit italienischen Spaghetti und Fleischsauce serviert wurde. Der heiße Duft stieg mir in die Nase -schimmelnder Käse, verbranntes Fleisch und Fett.
    Runter mit dir, befahl ich dem Organ. Dies ist noch nicht der rechte Augenblick.
    Endlich senkte ich den Blick auf meinen Teller. Der Hunger wühlte in mir, als habe jemand meine Eingeweide mit beiden Händen ergriffen und wringe sie aus. Konnte ich mich an ein solches Gefühl erinnern? Weiß Gott, ich war in meinem sterblichen Leben oft genug hungrig gewesen. Der Hunger war wie das Leben selbst. Aber die Erinnerung daran erschien so fern, so unwichtig. Langsam griff ich nach der Gabel, die ich damals nie benutzt hatte, denn wir hatten gar keine gehabt - nur Löffel und Messer hatte es in unserer rohen Welt gegeben -, und ich schob die Zinken unter das Gewirr von nassen Spaghetti und hob ein Knäuel davon in meinen Mund.
    Ich wußte, daß sie zu heiß waren, bevor sie meine Zunge berührten, aber ich bremste mich nicht schnell genug. Ich verbrannte mich böse und ließ die Gabel fallen. Das ist nun wirklich schlichte Dämlichkeit, dachte ich, und es war schätzungsweise die fünfzehnte schlichte Dämlichkeit, die ich begangen hatte. Was mußte ich tun, um intelligenter, geduldiger und ruhiger an die Dinge heranzugehen?
    Ich lehnte mich auf dem unbequemen Hocker zurück, so gut man das eben kann, ohne herunterzukippen, und versuchte nachzudenken.
    Ich bemühte mich,

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