Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
Zeitalter müssen Sie schrecklich öde finden. Sind diese Knöpfe antik? Ah, macht nichts, ich habe ja noch Zeit genug, sie zu betrachten.«
    »Wohin werden Sie gehen?«
    »Wohin ich will, natürlich. Verlieren Sie den Mut?«
    »Nein.«
    »Können Sie Auto fahren?«
    »Ja. Wenn ich es nicht könnte, würde ich herausfinden, wie es geht.«
    »Glauben Sie? Glauben Sie, Sie haben Ihre übernatürliche Intelligenz noch, wenn Sie in diesem Körper sind? Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Könnte sein, daß die kleinen Synapsen in einem sterblichen Hirn nicht so schnell feuern.«
    »Ich weiß nichts über Synapsen«, erwiderte ich.
    »Also gut, fangen wir an.«
    »Ja, auf der Stelle, denke ich. «Mein Herz wurde zu einem kleinen, festen Knoten in meiner Brust; er dagegen war plötzlich voller Autorität und gab sich höchst gebieterisch.
    »Hören Sie aufmerksam zu«, sagte er. »Ich möchte, daß Sie Ihren Körper verlassen, aber erst wenn ich zu Ende gesprochen habe. Steigen Sie empor. Sie haben es schon öfter getan. Wenn Sie dicht unter der Decke sind und unmittelbar auf uns beide hier am Tisch herabblicken, dann werden Sie den konzentrierten Versuch unternehmen, in diesen Körper zu fahren. Sie dürfen an nichts anderes denken. Sie dürfen nicht zulassen, daß die Angst Sie in Ihrer Konzentration stört. Sie dürfen sich nicht fragen, wie das Ganze funktioniert. Sie müssen in diesen Körper hinuntersteigen, müssen sich sofort und vollständig in jede Faser, jede Zelle einklinken. Stellen Sie es sich vor, während Sie es tun! Stellen Sie sich vor, Sie wären bereits drinnen.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, es wird etwas Unsichtbares da sein, etwas, das der ursprüngliche Bewohner zurückgelassen hat, und dieses Etwas lechzt danach, wieder vollständig zu sein, sich zu vereinen mit Ihrer Seele.«
    Ich nickte. Er fuhr fort.
    »Es kann sein, daß Sie die unterschiedlichsten unangenehmen Empfindungen verspüren. Dieser Körper wird Ihnen sehr dicht und beklemmend vorkommen, wenn Sie hineingleiten. Lassen Sie sich nicht beirren. Stellen Sie sich vor, wie Ihr Geist in die Finger der Hände eindringt, in die Zehen der Füße. Schauen Sie durch die Augen. Das ist das Wichtigste. Denn die Augen sind ein Teil des Gehirns. Wenn Sie hindurchschauen, verankern Sie sich im Gehirn. Dann werden Sie sich nicht mehr losreißen; dessen können Sie sicher sein. Wenn Sie einmal drinnen sind, wird es ein schönes Stück Arbeit sein, wieder herauszukommen.«
    »Werde ich Sie in Geistgestalt sehen, während wir wechseln?«
    »Nein. Sie könnten, aber das würde einen großen Teil Ihrer Konzentration von Ihrem eigentlichen Ziel ablenken. Außer diesem Körper brauchen Sie nichts zu sehen; Sie müssen hinein und anfangen, sich zu bewegen und darin zu atmen und durch seine Augen zu sehen, wie ich schon sagte.«
    »Ja.«
    »Nun, eines wird Ihnen Angst einjagen, nämlich der Anblick Ihres eigenen Körpers, leblos oder auch bewohnt von mir. Lassen Sie sich davon nicht überwältigen. Hier muß ein gewisses Vertrauen ins Spiel kommen, und Demut. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, ich werde die Inbesitznahme zuwege bringen, ohne Ihren Körper zu beschädigen, und dann werde ich unverzüglich verschwinden, damit Sie sich nicht ständig daran erinnert sehen, was wir getan haben. Sie werden mich erst am Freitag morgen wiedersehen. Und ich werde nicht mit Ihnen sprechen, denn der Klang meiner Stimme aus Ihrem Mund würde Sie ebenfalls erschrecken und verwirren. Verstehen Sie das?«
    »Wie wird Ihre Stimme denn klingen? Und wie wird meine Stimme klingen?«
    Er sah nochmals auf die Uhr und schaute dann wieder mich an. »Es wird Unterschiede geben«, sagte er. »Die Größe der Vokalapparate ist ja unterschiedlich. Dieser Mann zum Beispiel hat meiner Stimme eine gewisse Tiefe gegeben, die sie ursprünglich gar nicht besaß. Aber natürlich werden Sie Ihren Rhythmus behalten, Ihren Akzent, Ihre Redewendungen. Nur das Timbre wird anders sein. Ja, das ist das richtige Wort.«
    Ich warf ihm einen langen, prüfenden Blick zu. »Kommt es darauf an, ob ich daran glaube, daß es möglich ist?«
    »Nein«, sagte er und lächelte breit. »Dies ist ja keine Seance. Sie brauchen das Feuer für das Medium nicht mit Ihrem Glauben zu entfachen. Das werden Sie gleich sehen. Was gibt es jetzt noch zu sagen?« Er straffte sich und beugte sich auf seinem Stuhl vor.
    Der Hund knurrte plötzlich dunkel.
    Ich beruhigte ihn mit

Weitere Kostenlose Bücher