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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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beiden Fenstern zur Straße, die Arme hatte er locker verschränkt, sein Gesicht zeigte Klugheit und Geduld und eine Art unzerstörbare Gelassenheit.
    »Renn nicht wieder davon«, sagte er ohne Groll. »Ich würde dir sowieso folgen. Ich hatte dich doch gebeten, dieses Mädchen aus der Sache herauszuhalten, nicht wahr? Ich wollte dich einfach nur dazu bringen, das Ganze etwas abzukürzen.«
    »Ich bin nicht vor Ihnen geflohen!« sagte ich, ziemlich unsicher, aber mit dem festen Entschluß, daß das von jetzt an tatsächlich so sein sollte. »Also, nicht direkt! Ich wollte Sie nicht in Doras Nähe haben. Was wollen Sie?«
    »Was denkst du denn?«
    »Das habe ich schon gesagt«, antwortete ich und nahm meinen ganzen Mut zusammen. »Wenn Sie gekommen sind, mich zu holen, gut, ich bin bereit für die Hölle.«
    »Du bist in blutigen Schweiß gebadet. Sieh dich nur an, du hast ja solche Angst. Weißt du, es ist wirklich anstrengend für mich, zu jemandem wie dir durchzudringen.« Er sprach ganz vernünftig und gut hörbar. »Also, bei einem Sterblichen genügte es, ihm einfach zu erscheinen, einmal nur, und zu sagen, was zu sagen ist. Aber bei dir muß ich anders vorgehen, du bist in deiner Entwicklung schon zu weit, du hast zu viel erreicht, um nicht einen Handel eingehen zu wollen, aber genau darum bist du mir gerade jetzt so viel wert.«
    »Handel? Sie meinen, daß ich irgendwie aus dieser Sache wieder rauskommen kann? Keine Hölle? Es könnte so eine Art Gerichtsverhandlung stattfinden? Ich könnte jemanden finden, der für mich spricht, mich verteidigt?« Ich sprach voller Spott und Unduldsamkeit, und doch war das die Frage, die sich folgerichtig ergab und auf die ich eine Antwort wollte.
    »Lestat«, sagte er mit der ihm eigenen Nachsicht, während er die untergeschlagenen Arme lockerte und gemächlich einen Schritt auf mich zu tat. »Es gibt da eine Verbindung zu David und seiner Vision in dem Pariser Cafe. Ich bin der Teufel. Und ich brauche dich. Ich bin nicht gekommen, um dich mit Gewalt in die Hölle zu schleppen, und im übrigen weißt du sowieso nicht das geringste von der Hölle. Sie ist nicht das, was du dir vorstellst. Ich bin hier, um deine Hilfe zu erbitten! Ich bin müde, und ich brauche dich. Ich bin im Begriff, einen Kampf zu gewinnen, ich darf einfach nicht unterliegen.«
    Mir verschlug es die Sprache.
    Er betrachtete mich eine Weile, und dann begann er sich zu verändern; seine Gestalt schien an Größe zu gewinnen, sich zu verdunkeln, wieder entfalteten sich Flügel wie zur Decke aufsteigender Rauch, Stimmengewirr setzte ein und schwoll zu ohrenbetäubender Lautstärke an. Licht glühte hinter ihm auf. Ich sah, wie behaarte Bocksbeine sich mir näherten. Ich verlor den Boden unter meinen Füßen, meine Hände griffen ins Leere, und ich schrie. Ich nahm den Glanz der schwarzen Federn wahr, den immer höher aufsteigenden Bogen der Flügel, und der tosende Lärm schien ein Gemisch aus exquisiter Musik und Stimmen zu sein!
    »Nein, dieses Mal nicht, nein!« Ich warf mich direkt gegen ihn, griff nach ihm und fand meine Finger um das jettschwarze Handgelenk geklammert. Mitten in dieses unheimliche Antlitz starrte ich, in das Gesicht der Granitstatue, das jedoch nun voller Leben und großartig ausdrucksvoll war, während meine Worte untergingen im wachsenden Getöse gräßlicher Gesänge, Schreie und Hymnen. Ich sah seinen geöffneten Mund, die zusammengezogenen Brauen, und seine großen, unschuldvollen mandelförmigen Augen wuchsen ins Unendliche und füllten sich mit Licht.
    Mit der linken Hand klammerte ich mich fest an seinen machtvollen Arm, dabei schien mir, daß er versuchte, sich zu lösen, was ihm aber nicht gelang! Aha! Es gelang ihm nicht! Und da rammte ich meine rechte Faust mitten in sein Gesicht. Ich spürte etwas Hartes, übernatürlich Hartes, als schlüge ich einen meiner eigenen Art. Aber da war kein massiver vampirischer Körper.
    Die gesamte Gestalt, verdichtet und in Verteidigung begriffen, veränderte sich immer noch; sie zog sich zurück, formte sich neu und begann wieder zu wachsen. Ich preßte meine gespreizten Finger mit aller Kraft gegen seine schwarze Rüstung, den Brustpanzer so nah vor Augen, daß ich die Gravierungen im Metall erkennen konnte. Dann schlugen die Hügel schreckenerregend über mir. Plötzlich stand er in einigem Abstand vor mir im Raum, immer noch gigantisch, ja, aber ich hatte ihn zurückgeschlagen, den verfluchten Kerl. Das war ein verflixt guter Schlag

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