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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wiederhole. Ich will nur sagen, ich bin böse, wirklich böse. Ich weiß das. Ich bin so, seitdem ich begann, mich von Menschen zu ernähren. Ich bin Kain, der Brudermörder.«
    »Dann könnte Gott dich jederzeit in die Hölle befördern, oder etwa nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüßte das. Ich wünschte, ich wüßte, warum Er es noch nicht getan hat. Das wüßte ich zu gerne. Aber was du meinst, ist doch, daß da beiden Seiten eine gewisse Macht innewohnt.«
    »Das ist ganz klar.«
    »Und an eine List zu glauben wäre fast schon Aberglaube.«
    »So ist es. Wenn du wirklich in den Himmel kannst, mit Gott sprechen kannst…« Sie hielt inne.
    »Würdest du denn mit ihm gehen, wenn er dich um Hilfe bäte, wenn er dir sagte, er sei nicht böse, sondern nur Gottes Gegenspieler und er könne deine Sicht der Dinge ändern?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Vielleicht. Ich würde meinen freien Willen in diesem Experiment wahren wollen, dennoch könnte es gut sein, daß ich es mitmachte.«
    »Das ist es ja gerade. Freier Wille. Werden mir mein Wille und mein Verstand vielleicht abhanden kommen?«
    »Im Moment scheinst du mir im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte und im Besitz enormer übernatürlicher Kräfte zu sein.«
    »Spürst du das Böse in mir?«
    »Nein, dazu bist du zu schön, und das weißt du auch.«
    »Aber es muß doch etwas Verdorbenes, Lasterhaftes in mir sein, das du wahrnehmen kannst.«
    »Du verlangst nach Trost, den ich dir nicht geben kann«, sagte sie.
    »Ich fühle nichts dergleichen. Ich glaube das, was du mir gesagt hast.«
    »Warum?«
    Geraume Zeit überlegte sie. Dann stand sie auf, ging hinüber zu der gläsernen Fensterwand und schaute hinaus; auf das Dach der Kathedrale vielleicht, was ich von meinem Platz aus allerdings nicht sehen konnte. »Ich habe dem Übernatürlichen eine Aufgabe gestellt. Ich habe um eine Vision gebeten.«
    »Und du glaubst, daß ich die Antwort darauf sein könnte?«
    »Möglicherweise«, sagte sie; sie wandte sich um und sah mich an. »Ich will damit nicht sagen, daß all dies wegen Dora oder wegen ihrer Wünsche geschieht. Letztendlich widerfährt das alles dir. Aber ich habe um eine Vision gebeten, und dann ereigneten sich eine ganze Reihe wunderähnlicher Dinge, und, ja, ich glaube dir, so, wie ich an die Existenz Gottes und an Seine Güte glaube.« Sie stieg vorsichtig über die verstreuten Ordner hinweg. »Weißt du, keiner kann sagen, warum Gott das Böse zuläßt oder woher es über die Welt kam. Aber Millionen Menschen in aller Welt, Schriftgelehrte - Moslems, Juden, Katholiken, Protestanten -, alles Nachkommen Abrahams, werden auf unterschiedlichste Weise mit dem Bösen konfrontiert, mit Geschichten, in denen es einen Teufel gibt, dessen Existenz Gott zuläßt, einen Gegenspieler, um den Ausdruck deines Freundes zu gebrauchen.«
    »Ja, Gegenspieler. Genau so hat er sich genannt.«
    »Ich vertraue auf Gott«, sagte sie.
    »Und du meinst, das sollte ich auch?«
    »Was könntest du denn schon dabei verlieren?« fragte sie.
    Darauf antwortete ich nicht.
    Sie wanderte nachdenklich umher; eine Locke ihres schwarzen Haars fiel ihr auf die Wange, ihre langen, schwarz bestrumpften Beine wirkten erschreckend dünn und doch so graziös, wie sie da auf und ab schritt. Den schwarzen Mantel hatte sie schon vor längerer Zeit abgelegt, und ich bemerkte erst jetzt, daß sie nur ein leichtes, schwarzseidenes Kleid trug. Der Geruch ihres Blutes, dieses verborgenen, aromatischen, weiblichen Blutes, stieg mir erneut in die Nase.
    Ich wandte meinen Blick von ihr ab.
    Sie fuhr fort: »Was ich bei dieser Sache zu verlieren hätte,, weiß ich. An Gott zu glauben und dann feststellen zu müssen, daß es keinen Gott gibt, das kann mich das Leben kosten. Mir könnte auf dem Totenbett klarwerden, daß ich die einzige wirkliche Erfahrung des Universums, die mir je hätte zuteil werden können, verpaßt habe.«
    »Ja, genau das dachte ich auch, als ich noch lebendig war. Ich wollte mein Leben nicht mit dem Glauben an etwas fraglos Unbeweisbares verschwenden. Ich wollte alle Erfahrungen machen, die man im Laufe eines Lebens mit seinen Sinnen aufnehmen kann.«
    »Ja, das ist es. Aber weißt du, du kannst deine Lage nicht mit meiner vergleichen, denn du bist ein Vampir. Rein theologisch gesehen, bedeutet das, du bist ein Dämon, mit einer speziellen Macht ausgestattet, und du kannst keines natürlichen Todes sterben. Du hast da einen Vorteil.«
    Das ließ ich mir

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