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Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Titel: Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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beobachtet, auf dem der begabte Leonardo di Caprio als Romeo seine zärtliche, liebliche Julia küsst.
    Gabrielle. Sie ist im Moment hier. Sie war auch auf »Night Island«. Alle hassen sie. Sie ist Lestats Mutter und lässt ihn Jahrhunderte lang allein und schafft es irgendwie nicht, Lestats regelmäßig wiederkehrende, stets aufgeregte Hilferufe zu beachten, die sie, obwohl sie sie als sein Zögling nicht selbst hören kann, doch immer von anderen übermittelt bekommen könnte, wenn die anderen vampirischen Hirne mit Feuereifer die Nachricht von Lestats neuesten Schwierigkeiten weiterleiten. Gabrielle - sie sieht genau wie er aus, nur dass sie eine Frau ist, eine ganze Frau, allerdings mit schärferen Zügen, doch mit schlanker Taille und großen Brüsten, ihr entzückendes Aussehen täuscht, sie macht im schwarzen Abendkleid mit offenem Haar einfach einen großartigen Eindruck, aber öfter sieht man sie staubüberkrustet, geschlechtslos, in Leder oder Khaki, ein unverdrossener Wanderer und ein Vampir, gerissen und so kalt, dass sie vergessen hat, was es heißt, menschlich zu sein oder Schmerzen zu fühlen. Als Sterbliche gehörte sie zu den Leuten, die sich immer fragen, was die anderen eigentlich treiben. Gabrielle - leise Stimme, absichtslos bösartig, eisig, abschreckend, unnachgiebig, wandert sie durch verschneite Wälder des hohen Nordens, tötet riesige Eisbären und weiße Ti ger, eine Legende bei unzivilisierten Stämmen, scheint sie eher verwandt mit einem Reptil als verwandt mit den Menschen. Schön ist sie, unaffektiert, das blonde Haar fällt ihr in einem langen Zopf über den Rücken, königlich trotz ihrer verwaschenschokoladenbraunen Lederkluft und dem Schlapphut, unablässig ist sie ihrem Opfer auf den Fersen, ein schneller Killer, ein mitleidloses und sichtlich nachdenkliches, aber immer verstohlenes Etwas. Gabrielle im wahrsten Sinn des Wortes nutzlos, außer für sich selbst. Ich schätze, es wird noch die Nacht kommen, in der sie irgendjemandem etwas erzählt.
    Pandora. Zwei Jahrtausende hat sie hinter sich gebracht, war schon tausend Jahre vor meiner Geburt die Gefährtin meines geliebten Marius. Eine Göttin aus blutendem Marmor, eine große Schönheit aus dem alten Rom in seiner höchsten Blüte, in ihr glüht das moralische Element der alten Senatorenklasse eines Reiches, wie es die westliche Welt in dieser Machtentfaltung nicht noch einmal gesehen hat. Ich kenne sie nicht näher. Ihr ovales Gesicht schimmert hinter einem Umhang aus welligem, braunem Haar. Sie scheint zu schön, um jemandem überhaupt etwas antun zu können. Ihre Stimme ist sanft, ihre Augen unschuldig und flehend, ihre makellosen Züge wirken verwundbar und einfühlsam, insgesamt ist sie ein Rätsel. Ich weiß nicht, wie Marius sie je verlassen konnte. In ihrem kurzen, dünnen Seidenfetzen, zu dem sie ein Schlangenarmband trägt, ist sie für sterbliche Männer einfach zu hinreißend, zieht sich den Neid der Frauen zu. Wenn sie längere Gewänder trägt, die mehr verhüllen, bewegt sie sich wie ein Gespenst durch die Räume. Ihre Kräfte können sich sicherlich mit Marius’ Kräften messen. Auch sie hat vom Quell des Garten Eden, das heißt vom Blut Akashas getrunken. Sie kann durch die Kraft ihres Geistes trockene Gegenstände entzünden, sie kann sich in die Luft erheben und in den dunklen Nachthimmel entschwinden, kann die jungen Bluttrinker niedermachen, wenn sie sie zu sehr belästigen, und doch wirkt sie harmlos, das ewige Weib, eine blasse, wehmütige Frau, die ich am liebsten immer in die Arme schließen würde.
    Santino, der alte römische Heilige. Er ist in die unheilschwangere Moderne gewechselt, ohne dass seiner Schönheit ein Härchen gekrümmt worden wäre, ist immer noch der breitschultrige, kräftige Mann mit der breiten Brust. Der olivfarbene Teint ist unter der Einwirkung des dunklen Blutes bleicher geworden, oft schneidet er abends die lange Lockenmähne kurz, vielleicht, um besser anonym bleiben zu können. Er ist perfekt gekleidet, immer in Schwarz. Er spricht mit niemandem. Er schaut mich an, als hätten wir niemals über Theologie und Mystizismus geredet, als hätte er nicht mein Glück zerstört, meine Jugend in Asche verwandelt, meinen Schöpfer zu jahrhundertelanger Rekonvaleszenz verdammt und mir alle Wohltaten vorenthalten. Vielleicht hält er uns für die gemeinsamen Opfer einer hohen Ethik, einer Vernarrtheit in die Vorstellung vom Sinn des Lebens - zwei Verlorene, Veteranen des gleichen

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