Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir
in den ersten Satz.
Und alle, jeder Einzelne von ihnen, war ein Vampir.
Ich knirschte mit den Zähnen und presste die Hände auf den Mund, damit mein Gebrüll nicht die ganze Welt aufstörte. Es dröhnte hinter den zusammengekrampften Händen.
Ich schrie nur immer eine Silbe, nein, nein, nein, immer und immer wieder. Nichts anderes konnte ich sagen, nur dies eine. Ich schrie und schrie.
Ich biss die Zähne zusammen, dass meine Kiefer krachten, und meine Hände zitterten wie Vogelflügel, die mir den Mund nicht hart genug verschließen wollten. Und wieder einmal strömten mir Tränen aus den Augen. Nein, nein, nein, nein!
Ich wollte die Hände lösen, so dass der Schrei mit einem Klang wie ein reißender Strom daraus hervorgebrochen wäre, doch Marius packte mich gewaltsam, riss mich an sich und barg mein Gesicht an seiner Brust. Ich versuchte, mich loszureißen, trat mit aller Kraft und schlug ihn mit den Fäusten.
»Wie konntet ihr das tun!«, brüllte ich.
Sein Hände hielten meinen Kopf wie in einer Falle gefangen, und er bedeckte mich wieder und wieder mit Küssen, die ich hasste und verabscheute und mit heftigen Gesten abzuwehren suchte. Immer wieder rief ich: »Wie konntet ihr es wagen!«
Schließlich hatte ich mich so weit befreit, dass meine s chmetternden Schläge immer wieder in seinem Gesicht landeten. Aber was nutzte das? Wie schwach und armselig waren meine Schläge gegen seine Stärke! Kleine, hilflose, dumme Gesten nur, und er stand da, ertrug alles und sah so traurig aus und seine tränenlosen Augen voller Sorge. »Aber wie konntet ihr das nur tun? Wie konntet ihr das tun?«, fragte ich immer wieder.
Doch plötzlich löste sich Sybelle von ihrem Flügel und rannte mir mit ausgebreiteten Armen entgegen. Und Benji stürzte sich ebenfalls auf mich und schloss mich zärtlich in die Arme. »Ach, Armand, sei nicht zornig, bitte nicht, sei nicht traurig«, hauchte Sybelle an meinem Ohr. »Ach, du mein herrlicher Armand, sei nicht traurig, bitte. Sei nicht böse mit uns. Wir sind doch jetzt auf immer vereint.«
»Armand, wir sind jetzt für immer bei dir. Er hat den Zauber gewirkt!«, rief Benji. »Wir mussten nicht aus schwarzen Eiern kriechen, du Dybbuk, wie konntest du uns solchen Blödsinn erzählen? Armand, niemals sterben, nie wieder krank und nie wieder Angst!« Er hüpfte begeistert auf und ab und drehte eine weitere wirbelnde Runde durch das Zimmer und staunte lachend über seine neue Kraft. »Armand, wir sind so glücklich!«
»Ja, bitte, Armand!«, rief auch Sybelle mit ihrer tieferen, lieben Stimme. »Ich liebe dich so sehr! Armand, so sehr, so sehr. Wir mussten es einfach tun, damit wir für immer und ewig bei dir sein können.« Meine Finger zögerten, sie zu trösten, doch als sie ihre Stirn in meine Halsbeuge bohrte und mich fest umarmte, konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich musste sie berühren, sie umarmen und ihr meine Zuneigung versichern.
»Armand, ich liebe dich, ich bete dich an, Armand, ich lebe nur für dich, und nun für immer«, sagte sie.
Ich nickte, versuchte zu sprechen, und sie küsste mir mit schnellen, kleinen Küssen die Tränen fort. Dabei sagte sie flehend: »Hör auf zu weinen, komm, hör auf. Wir lieben dich.«
Und wieder rief Benji: »Armand, wir sind so glücklich! Komm her, wir können jetzt gemeinsam zu ihrer Musik tanzen. Wir können alles zusammen machen. Armand, wir haben schon getrunken!« Er kam zu mir gerannt, und wie, um mir zu zeigen, was er meinte, spreizte er die Knie, als wolle er gleich hoch in die Luft springen. Seufzend reckte er mir abermals die Arme entgegen. »Ach, armer Armand, du verstehst alles ganz falsch, du träumst ganz falsche Träume. Armand, siehst du denn nicht?«
»Ich liebe dich«, flüsterte ich Sybelle zu. Meine Stimme war ganz klein und zaghaft. Dann wiederholte ich die Worte, und mein Widerstand erlahmte vollends, ich drückte sie mit sanfter Gewalt an mich und ließ meine Finger über die seidige Haut und die zarten Fäden ihres Haares gleiten. Sie immer noch im Arm haltend, flüsterte ich: »Du musst nicht länger ängstlich zittern, ich liebe dich, ich liebe dich.« Und Benji mit dem anderen Arm an mich ziehend, sagte ich: »Und du, kleiner Schurke, du kannst mir demnächst alles erzählen. Jetzt lass dich nur umarmen.«
Ich zitterte. Sie überhäuften mich mit Zärtlichkeiten und hielten mich warm an sich gedrückt.
Endlich tätschelte ich sie, gab ihnen noch einen letzten Kuss und zog mich dann vorsichtig
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