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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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was bedeutet denn Unfrieden für einen Geist, Louis?«, fragte sie vertraulich. »Glauben Sie an das Fegefeuer, oder verweilen Geister nur in einer Art Dunkelheit, unfähig, nach einem Licht zu suchen, das sie zu Höherem leiten könnte?«
    »Ich bin eigentlich von gar nichts überzeugt«, entgegnete Louis darauf. Sein Gesicht trug den Ausdruck heftiger Beredtsamkeit. »Wenn je ein Geschöpf ans Irdische gebunden ist, so ist es der Vampir. Körper und Seele sind unlösbar vermählt. Und nur ein äußerst schmerzhafter Tod durch Feuer kann dieses Band zerreißen. Claudia war mein Kind. Claudia war meine Liebste. Sie starb durch Feuer, durch das Feuer der Sonne. Aber Claudia ist anderen schon als Geist erschienen. Vielleicht erscheint sie auch, wenn Sie sie beschwören. Und das möchte ich. Diesen ausgefallenen Traum habe ich.«
    Merrick war verloren, war ihm voll und ganz verfallen. Ich wusste es. Ihr Geist, soweit ich darin lesen konnte, war überwältigt. Sie war tief betroffen von dem Schmerz, der sichtlich in ihm tobte, und sie hielt mit ihrem Mitgefühl nicht zurück. »Geister gibt es, Louis«, sagte sie mit leicht bebender Stimme, »es gibt sie, aber sie lügen. Ein Geist kann auch in der Gestalt eines anderen erscheinen. Geister sind manchmal gierig und verderbt.«
    Es war hinreißend, wie er die Stirn runzelte und den Fingerrücken an die Lippen legte, ehe er antwortete. Und was Merrick anging nun, ich war wütend auf sie, aber ich fand an ihr nicht den leisesten Makel, weder körperlich noch geistig. Sie war die Frau, an die ich schon vor langer Zeit Leidenschaft, Stolz und Ehre hingegeben hatte.
    »Ich würde Claudia erkennen, Merrick«, sagte Louis. »Ich würde eine Täuschung bemerken. Wenn Sie sie beschwören können wenn sie erscheint -, werde ich sie erkennen. Da habe ich keine Zweifel.«
    »Aber was, wenn ich Zweifel hätte, Louis?«, gab sie zurück. »Was, wenn ich Ihnen sage, dass wir keinen Erfolg hatten? Werden Sie wenigstens versuchen, mir zu glauben?«
    »Dann ist es etwa schon ausgemacht?«, platzte ich heraus. »Wir werden es dann also tun?«
    »Ja, oh, ja«, antwortete Louis und sche nkte mir quer durchs Zimmer einen überaus besonnenen Blick, wenn auch seine großen fragenden Augen sofort wieder zu Merrick zurückschossen. »Lassen Sie mich um Vergebung bitten, Merrick, dass wir Sie wegen Ihrer besonderen Kräfte bemühen. In den schlimmsten Momenten tröste ich mich natürlich damit, dass Sie durch uns wertvolles Wissen, wertvolle Erfahrungen erlangen, dass wir vielleicht Ihren Glauben festigen - an Gott. All das sage ich mir, weil ich nicht glauben kann, dass wir mit unserer bloßen Gegenwart einfach nur den Verlauf Ihres Lebens unterbrechen. Ich hoffe, ich habe Recht. Ich bitte Sie um Verständnis.«
    Louis benutzte genau die Worte, die mir während meiner fieberhaften Grübeleien durch den Kopf gegangen waren. Plötzlich war ich sowohl auf ihn als auch auf Merrick wütend. Abscheulich, dass er diese Dinge sagte, wo er, zum Teufel noch mal, nicht einmal Gedanken lesen konnte! Ich hatte Mühe, mich zusammenzunehmen.
    Merrick lächelte plötzlich so strahlend, wie ich es selten bei ihr gesehen hatte. Ihre weichen Wangen, die auffälligen grünen Augen, ihr langes Haar - all ihre Reize verschworen sich und machten sie unwiderstehlich. Und auf Louis hatte das Lächeln eine Wirkung, als habe sie sich direkt in seine Arme gestürzt. »Ich verspüre weder Zweifel noch Reue, Louis«, sagte sie, an mich gerichtet. »Ich besitze große, ungewöhnliche Kräfte. Sie, Louis, haben mir einen Grund gegeben, sie einzusetzen. Sie sprechen von einer Seele, die möglicherweise Qualen leidet. Sie sprechen sogar von langem, lange m Leiden, und Sie deuten an, dass wir die Qualen dieser Seele irgendwie beenden können.« Hier färbten sich seine Wangen dunkel, und er beugte sich vor und umklammerte Merricks Hand abermals. »Merrick, was kann ich Ihnen als Gegengabe bieten für das, was Sie tun wollen?«
    Diese Worten lösten bei mir Alarm aus. Er hätte das nicht sagen sollen! Es führte ganz ohne Umwege zu der mächtigen und einmaligen Gabe, die wir zu bieten hatten. Nein, er hätte es nicht sagen sollen, aber ich blieb still und beobachtete, wie diese beiden Geschöpfe sich gegenseitig immer stärker in Bann zogen, wie sie sich eindeutig ineinander verliebten.
    »Warten Sie ab, bis es getan ist, erst dann wollen wir über so etwas reden«, sagte Merrick, »wenn überhaupt je. Ich brauche keine

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