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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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getrunken hatte -, und so machte ich mich sofort mit ihm auf zu Merricks Haus. Während wir durch das heruntergekommene, gottverlassene alte Viertel schritten, sprach keiner von uns ein Wort. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Seit ich Merricks Geschichte erzählt hatte, fühlte ich mich ihr nur noch viel näher als bei jenem ersten Zusammentreffen in dem Café in der Rue St. Anne, und mein Verlangen, sie unter allen Umständen wiederzusehen, war übermächtiger, als ich zugegeben hätte.
    Aber diese Sache mit dem Zauber , den sie kürzlich über mich verhängt hatte, peinigte mich. Warum hatte sie mir, um mich zu blenden, Visionen von sich selbst vermittelt? Ich hätte sie gern direkt gefragt und glaubte, das klären zu müssen, ehe wir mit unserem Plan fortfuhren.
    Als wir das restaurierte Haus mit den hohen schwarzen Zaunstäben erreichten, bestand ich darauf, dass Louis einen Moment wartete, bis ich das Grundstück einmal umrundet hatte. Ich vermutete gleich, dass die kleineren Häuser, die an Merricks großen Besitz grenzten, total zerfallen waren. Ihr eigenes Grundstück wurde, wie bereits gesagt, von drei Seiten und teils auch an der Vorderfront von hohen Ziegelmauern eingefasst.
    Die Bäume in Merricks Vorgarten bildeten schon einen kleinen Hain. Zwei davon waren riesige Eichen, und ein weiterer, breit ausladender Pekannuss-Baum mühte sich eifrig, seine Äste aus dem wuchernden Gezweig der Eiben zu befreien, die sich hinter den Hausmauern drängten. Ein zitterndes Licht strahlte aufwärts gegen das Blattwerk und die verflochtenen Äste. Ich roch Weihrauch und Kerzenwachs. Ich roch viele verschiedene Düfte, doch nichts von einem Eindringling, und das war im Moment das einzig Wichtige. Die im hinteren Teil liegende Unterkunft des Hausmeisters war leer und verschlossen. Das fand ich sehr erfreulich, denn ich legte keinen Wert darauf, mit diesem Sterblichen zu tun zu haben.
    Merricks Gegenwart konnte ich allerdings ohne Schwierigkeiten spüren, ungeachtet der Mauern, und so eilte ich schnell wieder zurück zu Louis, der vor dem Eisentor verharrte, das den Garten von der Straße trennte.
    Merricks Oleandersträucher standen noch nicht in Blüte, aber sie bildeten ein dichtes immergrünes Gestrüpp, und viele andere Blumen blühten schon üppig, besonders der leuchtend rote Hibiskus, und die purpurne Malve mit ihren starren Zweigen und die saftigen weißen Callas auf den kräftigen Stängeln reckten ihre wächsernen speerförmigen Blätter empor.
    Die Magnolien, an die ich mich kaum erinnern konnte, waren in den vergangenen zehn Jahren in die Höhe geschossen und bildeten nun eine Gruppe eindrucksvoller Wachposten für die Haustür. Louis stand geduldig da, fixierte jedoch wie in wilder Erregung die Bleiverglasung der Türflügel. Im Haus war es völlig dunkel, abgesehen von dem vorderen Salon, dem Raum, in dem die Große Nananne vor langer Zeit in ihrem Sarg aufgebahrt worden war. In dem Schlafraum an der Frontseite des Hauses bemerkte ich zudem Kerzengeflacker, aber ich bezweifele, dass ein sterbliche s Auge es durch die zugezogenen Vorhänge hätte sehen können. Rasch schritten wir durch das Tor, streiften raschelnd an dem düsteren Buschwerk vorbei, und nachdem wir die Stufen erklommen hatten, betätigten wir die Türklingel. Merricks weiche Stimme rief von drinnen: »David, komm rein!«
    Dann standen wir in der dämmrigen Diele. Ein großer, leuchtend bunter chinesischer Teppich stellte auf den gebohnerten Dielen seine moderne Pracht zur Schau. Der große Kristallleuchter an der Decke brannte nicht und wirkte wie aus Eis gemeißelt. Ich führte Louis in den Salon, und dort saß Merrick, angetan mit einem weißen Seidenkleid, ganz entspannt in einem der Mahago nisessel. Das gedämpfte Licht einer Stehlampe hüllte sie ein. Unsere Augen trafen sich, und Liebe zu ihr überschwemmte mich wie eine Woge. Ich wünschte mir, sie wüsste, dass ich all unsere ge meinsamen Erinnerungen noch einmal durchlebt hatte, dass ich mir herausgenommen hatte, sie jemandem anzuvertrauen, dem ich zutiefst vertraute, und dass ich sie, Merrick, unmäßig liebte. Außerdem sollte sie aber auch wissen, dass mir die Erscheinungen, mit denen sie mich kürzlich verfolgt hatte, entschieden zuwider waren. Und sollte sie irgendetwas mit diesem schwarzen Pla gegeist in Katzengestalt zu tun haben, fand ich das gar nicht lustig!
    Ich denke, sie wusste das. Ich sah, wie sie mich unmerklich anlächelte, während wir weiter ins

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