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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Namen hört.
    Mestran, Sohn des Ham, der die Geheimnisse der Zauberkunst an seine Nachkommen und andere Menschen weitergab, dich rufe ich für mein Vorhaben an, oder den mächtigen Geist, der auf deinen Namen hört.«
    Wieder stach sie sich mit dem Messer, so dass das Blut an ihrem nackten Arm hinab in den Kessel floss. Wieder ertönte dieses Geräusch, das klang, als käme es aus der Erde unter unseren Füßen, ein leises Grollen, das die Ohren der Sterblichen vielleicht nicht bemerken würden. Hilflos blickte ich zu Boden und dann zu den Standbildern und sah, dass der ganze Altar leise bebte. »Mein eigenes Blut gebe ich euch, da ich euch rufe«, sprach Merrick. »Hört meine Worte, ich bin Merrick, Cold Sandras Tochter, ihr könnt es mir nicht verweigern.
    Nebrod, Sohn Mestrans, mächt iger Lehrmeister, der die Kunst der Magie an seine Nachfahren weitergab, der die Weisheit der Wächterengel besitzt, dich rufe ich oder den Geist, der auf deinen Namen hört.
    Zarathustra, großer Lehr- und Zaubermeister, der die mächtigen Geheimnisse der Wächter weitergab, der aus den Sternen selbst das Feuer holte, das seinen irdischen Körper verzehrte, dich rufe ich oder den Geist, der auf deinen Namen hört. Hört mich, ihr alle, die ihr vor mir dahingeschieden seid, ich bin Merrick, Cold Sandras Tochter, ihr könnt es mir nicht verweigern. Auf mein Geheiß werden euch die himmlischen Heerscharen einen Bannfluch auferlegen, wenn ihr versucht, meiner Macht zu widerstehen. Ich werde euch meinen Glauben und meine Ehrerbietung entziehen, wenn ihr mir nicht den Wunsch gewährt, den meine Lippen aussprechen. Ich bin Merrick, Cold Sandras Tochter. Ihr werdet mir die Geister bringen, die ich rufe.« Wieder hob sie das spitze Werkzeug und schnitt in ihr eigenes Fleisch. Ein glitzernder Blutstrahl ergoss sich in das aromatische Gebräu. Der Duft erregte mich. Der Dunst des Gemisches brannte mir in den Augen.
    »Ja, ich befehle euch«, sprach Merrick, »euch allen, euch Mächtigsten und Auserlesenen, ich befehle euch, auf dass mir gelingt, was ich sage, auf dass ich jene umherirrenden Seelen aus dem Wirbelwind des Jenseits hervorhole, die Claudia, Tochter der Agatha, finden können. Lasst die büßenden Seelen emporsteigen, die im Austausch gegen meine Gebete den Geist Claudias hierher senden. Tut, was ich euch befehle!«
    Der eiserne Opfertisch vor mir erbebte. Ich sah, wie sich der Schädel zusammen mit dem Tisch bewegte. Ich konnte nicht leugnen, was ich sah, ich konnte nicht anfechten, was ich hörte das sachte Grollen der Erde unter meinen Füßen. Kleine Blätter wirbelten zu Boden wie Ascheflocken, und die riesigen Eiben schwankten wie von Windböen erfasst, die einen Sturm ankündigen. Ich versuchte zu Louis hinüberzuschauen, aber Merrick verdeckte ihn. Ihre Stimme dröhnte unermüdlich: »Ihr alle, die ihr Macht habt, befehlt Honey in the Sunshine, dem ruhelosen Geist meiner Schwester, dass sie Claudia, Tochter der Agatha, aus dem Sturmwind hervorhole. Honey in the Sunshine, ich befehle es dir. Ich werde alle Mächte des Himmels gegen dich wenden, wenn du mir nicht gehorchst. Ich werde Unflat auf deinen Namen häufen. Ich bin Merrick, ihr werdet mir nichts verweigern.« Während das Blut noch über ihr rechte Hand floss, streckte sie sie nach dem Schädel aus, der neben dem dampfenden Kessel lag, und hob ihn empor.
    »Honey in the Sunshine, hier habe ich deinen eigenen Schädel dem Grab entnommen, in dem du beerdigt wurdest, und all deine Namen sind darauf mit meiner eigenen Hand geschrieben. Honey Isabella, Cold Sandras Tochter, du kannst mir nichts verweigern. Ich rufe dich und befehle dir, Claudia, Tochter der Agatha, hierher zu senden, damit sie mir antworte.«
    Es war, wie ich vermutete hatte. Sie hatte das Schreckliche getan, sie hatte Honeys armselige Überreste missbraucht. Wie böse und grauenvoll, und wie lange schon hatte sie das Geheimnis gehütet, dass sie den Totenschädel ihrer Schwester, ihrer nächsten Blutsverwandten, besaß?
    Es stieß mich ab, und doch elektrisierte es mich gleichzeitig. Der Rauch der Kerzen bildete eine dichte Wolke vor den Standbildern. Es schien, als bewegten sic h die Gesichter, als huschten die Augen über die Szenerie hin. Selbst ihre Gewänder wirkten lebendig. Der Weihrauch im Kreis auf den gepflasterten Steinen glühte hell, angefacht von dem leichten Wind, der immer noch zunahm. Merrick legte den verwünschten Schädel und die Jadeklinge zur Seite. Dann nahm sie den goldenen

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