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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Honigkrug vom Tisch und goss den Inhalt in den juwelenverzierten Kelch. Sie hob ihn mit ihrer blutbefleckten Rechten, während sie fortfuhr: »Ah, ihr einsamen Geister, und du, Honey, und du, Claudia, riecht diese süße Opfergabe - Honig, der Trank, nach dem du wegen deiner Schönheit benannt wurdest.« Mit diesen Worten leerte Merrick die dicke, schimmernde Flüssigkeit in den Kessel. Dann hob sie den Milchkrug, und auch dessen Inhalt ergoss sich in den Kelch. Dann hob sie den Kelch empor und ergriff mit der linken Hand das Jadewerkzeug.
    »Und auch dieses opfere ich euch, das euren verzweifelten Sinnen so köstlich erscheint. Kommt her und atmet den Duft des Opfers, trinkt von Milch und Honig, trinkt sie mit dem aufsteigenden Rauch meines Kessels. Hier, es erreicht euch durch diesen Kelch, der einst das Blut unseres Herrn enthielt. Hier, habt teil daran! Widersteht mir nicht! Ich bin Merrick, Cold Sandras Tochter. Komm her, Honey, ich befehle es, und bring mir Claudia! Verweigere es mir nicht!«
    Louis atmete hörbar aus.
    Im Kreis vor den Statuen nahm etwas Dunkles, Amorphes Gestalt an. Mein Herz setzte aus, während meine Augen zu erkennen versuchten, was es war. Es hatte Honeys Umriss, es war genau die Gestalt, die ich vor vielen Jahren schon einmal gesehen hatte. Es flackerte schwadengleich in der Hitze, während Merrick intonierte:
    »Komm, Honey, komm näher, komm als Reaktion auf meine Worte. Wo ist Claudia, die Tochter Agathas? Bring sie her zu Louis de Pointe du Lac, ich befehle es. Du kannst es mir nicht verweigern.«
    Die Gestalt hatte fast schon eine feste Form angenommen! Ich sah das bekannte gelbe Haar, das Kerzenlicht dahinter machte es durchscheinend, das weiße Kleid war unwirklicher als der feste Umriss des Körpers selbst. Ich war so perplex, ich hätte die Gebete, die Merrick mir so streng untersagt hatte, gar nicht ausstoßen können. Die Worte kamen nicht einmal bis auf meine Lippen. Unversehens legte Merrick den Schädel nieder. Sie drehte sich um und ergriff Louis’ Arm mit ihrer blutbefleckten Hand. Sein weißes Handgelenk befand sich über dem Kessel, ich hörte ihn abermals aufkeuchen, und dann sah ich, wie das glitzernde Vampirblut aus der Ader schoss und sich mit dem aufsteigenden Rauch vermischte. Noch einmal schlitzte Merrick das weiße Fleisch auf, und wieder floss das dickflüssige Blut ungehindert und viel reichlicher noch als zuvor ihr eigenes.
    Louis setzte ihr keinen Widerstand entgegen. Dumpf starrte er auf die Gestalt von Honey.
    »Honey, meine geliebte Schwester«, sagte Merrick, »bring uns Claudia her. Bring Claudia her zu Louis de Pointe du Lac. Ich bin Merrick, deine Schwester. Ich befehle es dir. Honey, zeige deine Macht!« Ihre Stimme nahm einen schmeichelnden Tonfall an. »Ho ney, zeige, wie unendlich stark du bist! Bring uns Claudia!« Wieder zog sie einen Schnitt über Louis’ Handgelenk, damit das Blut aufs Neue floss, denn das übernatürliche Fleisch heilte, kaum dass sie eine Wunde geschlagen hatte.
    »Genieße dieses Blut, das für dich vergossen wird, Claudia. Ich rufe deinen Namen, deinen Namen allein, Claudia! Ich will dich hier sehen!« Abermals öffnete sie die Wunde. Doch dann übergab sie Louis das scharfe Werkzeug und hielt mit ihren beiden Händen die Puppe empor. Ich schaute von Merrick zu dem gefestigten Bild von Honey, das so düster, so fern, so ohne menschliche Regung wirkte. »Das gehörte dir, meine süße Claudia!«, rief Merrick, zog flink einen Zweig aus dem Feuer und steckte die Kleider der unglücklichen Puppe in Brand, die sofort in einer Stichflamme aufglühten, fast, als explodierten sie. Die Glut färbte das kleine Puppenantlitz schwarz. Doch Merrick hielt sie trotzdem mit beiden Händen fest. Plötzlich verschwamm Honeys Gestalt. Merrick ließ das brennende Ding in den Kessel fallen, dann nahm sie die Tagebuchseite auf und fuhr fort zu sprechen:
    »Hier, deine Worte, meine süße Claudia! Nimm dieses Opfer an, nimm die Würdigung an, nimm diese Verehrung an.« Sie hielt das Papier ins Feuer und dann in die Luft, während es verbrannte. Die Asche fiel in den Kessel. Wieder nahm Merrick das Jadewerkzeug. Die Gestalt von Honey verharrte nur noch als leere Form und schien schließlich von einem leichten Luftzug davongeweht zu werden. Die Kerzen vor den Statuen flackerten abermals wild auf. »Claudia, Tochter der Agatha«, sprach Merrick, »ich befehle dir, komm hervor, werde stofflich, du, in dem Wirbelwind gefangen, antworte mir,

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