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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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heiß erglühen«, flüsterte sie. »Mögen alle Heiligen und Engel Zeugen sein, möge die ruhmreiche Jungfrau Maria Zeuge sein, lasst dies Feuer für uns brennen.«
    »Welche Namen, welche Worte«, murmelte ich, ehe ich mich zurückhalten konnte. »Merrick, du spielst mit den stärksten Mächten, die wir kennen.«
    Aber sie fuhr fort und schürte das Feuer, bis die Flammen an dem Kessel emporleckten. Dann nahm sie eine der Rumflaschen, schraubte sie auf und leerte den scharfen Inhalt in den Kessel. Schnell hob sie die Kristallflasche und goss das duftende Öl hinterher.
    »Papa Legba!«, rief sie, als der Rauch vor ihr aufstieg. »Ohne deine Fürsprache kann ich nicht beginnen. Sieh her auf deine Dienerin Merrick, höre ihre Stimme, die dich anruft, schließ ihr die Tore zur Welt der Mysterien auf, damit Merrick erlange, was sie begehrt.« Der unheimliche Duft des heißen Gebräus stieg aus dem eisernen Kessel auf und übermannte mich. Ich war nüchtern und fühlte mich doch wie betrunken, und es schien, als sei mein Gleichgewicht in Mitleidenschaft gezogen, obwohl ich keine Ahnung hatte, warum das so war.
    »Papa Legba!«, rief Merrick wieder. »Mach mir den Weg frei.« Mein Blick eilte zu dem fernen Standbild des heiligen Petrus, und erst jetzt bemerkte ich, dass er im Zentrum des Altars stand, ein schönes holzgeschnitztes Bildnis, dessen dunkle Hand fest um die goldenen Schlüssel lag, während seine blitzenden gläsernen Augen Merricks Blick erwiderten.
    Mir kam es vor, als ob sich die uns umgebende Atmosphäre plötzlich verändert hätte, aber ich sagte mir, dass das nur von meinen bloßliegenden Nerven herrührte. Ob Vampir oder Mensch, ich war für die winzigsten Spuren von Magie empfänglich. Doch dann begannen die Eiben an der Gartengrenze kaum merklich zu schwanken, und durch die Wipfel der Bäume ging ein sanfter Wind, der ringsum Blätter niedersinken ließ, klein und leicht und geräuschlos.
    »Öffne die Tore, Papa Legba!«, rief Merrick aus, während ihre flinken Hände die zweite Flasche Rum in den Kessel leerten. »Mach, dass die Heiligen im Himmel mich hören. Mach, dass die Jungfrau Maria mich hört, mach, dass die Engel mir ihre Ohren nicht verschließen können.«
    Sie sprach mit leiser, doch überzeugter Stimme. »Höre mich, heiliger Petrus«, fuhr sie fort, »oder ich werde zu Ihm beten, der Seinen einzigen göttlichen Sohn für unsere Erlösung gab, auf dass Er sich im Himmel von dir abwendet. Ich bin Merrick, du kannst es mir nicht verweigern.« Ich hörte, wie Louis ein schwaches Keuchen ausstieß. »Nun, ihr Engel, Michael und Gabriel«, sagte sie, und ihre Stimme hob sich mit zunehmender Autorität, »ich befehle euch, öffnet den Weg, der in die ewige Dunkelheit führt, zu den Seelen, die ihr vielleicht eigenhändig aus dem Himmel ausgestoßen habt. Leiht euer Flammenschwert meinem Zwecke. Ich bin Merrick, ich befehle es euch, ihr könnt es mir nicht verweigern. Wenn ihr zögert, werde ich alle himmlischen Heerscharen aufrufen, auf dass sie sich von euch abwenden. Ich werde Gott, den Vater, anrufen, auf dass Er euch verdamme, ich werde euch verdammen, ich werde euch verachten, wenn ihr mir nicht lauscht. Ich bin Merrick, ihr könnt es mir nicht verweigern.«
    Aus dem Schuppen, wo die Statuen standen, kam ein dumpfes Grollen, ein Geräusch, wie es entsteht, wenn die Erde bebt - ein Geräusch, das jeder vernehmen, aber niemand nachahmen kann. Wieder hörte man, wie etwas ausge gossen wurde - die dritte Flasche Rum.
    »Trinkt aus meinem Kessel, ihr Engel und Heiligen«, sagte Merrick, »und lasst meine Worte und meine Opfergaben zum Himmel aufsteigen. Hört meine Stimme.«
    Ich mühte mich, die Standbilder fest ins Auge zu fassen. Verlor ich langsam den Verstand? Sie schienen belebt, und die Dünste, die von dem Weihrauch und den Kerzen aufstiegen, wirkten dichter als zuvor. Tatsächlich steigerte sich das ganze Schauspiel noch, die Farben wurden tiefer, der Abstand zwischen den Heiligen und uns geringer, obwohl wir uns nicht von der Stelle bewegt hatten. Merrick hob mit der linken Hand das Jademesser und schlitzte sich die Innenseite ihres rechten Arms auf. Das Blut floss in den Kessel. Ihre Stimme hob sich. »Ihr Wächterengel, die ihr als Erste die Menschen Magie lehrtet, euch rufe ich für mein Vorhaben an, oder den mächtigen Geist, der auf euren Namen hört. Ham, Sohn Noahs und Schüler des Wächters, dich rufe ich für mein Vorhaben an, oder den mächtigen Geist, der auf deinen

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