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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Cold-Spring-Schlucht heraufwehende Wind einen unbeschreiblichen Gestank in die schwere Nachtluft; ein Gestank, wie ihn die drei Wächter schon einmal gerochen hatten, als sie vor einem sterbenden Wesen standen, das fünfzehneinhalb Jahre als Mensch gegolten hatte. Doch der erwartete Schrecken blieb aus. Was sich auch immer dort unten in der Schlucht befand, es wartete seine Stunde ab; und Armitage sagte seinen Kollegen, dass es selbstmörderisch wäre, es im Dunkeln angreifen zu wollen.
    Ein fahler Morgen brach an, und die Geräusche der Nacht verstummten. Es war ein grauer, trister Tag, an dem es gelegentlich nieselte und immer schwerere Wolken sich jenseits der Hügel im Nordwesten aufzutürmen schienen. Die Männer aus Arkham waren unentschlossen, was zu tun sei. Nachdem sie in einem der wenigen unzerstörten Nebengebäude des Frye-Hofes vor dem immer stärkeren Regen Schutz gefunden hatten, erörterten sie, ob es klüger sei, abzuwarten oder aber die Initiative zu ergreifen und auf der Suche nach ihrer namenlosen monströsen Jagdbeute in die Schlucht hinabzusteigen.
    Der Niederschlag wurde immer heftiger, und in der Ferne vernahm man Donnern. Das Wetterleuchten flackerte, dann flammte ein gezackter Blitz in unmittelbarer Nähe auf, als sei er in der verfluchten Schlucht eingeschlagen. Der Himmel wurde sehr finster, und die Wächter hofften, dass der Sturm sich als kurz und heftig erweisen würde und das Wetter bald wieder aufklarte.
    Es war nach wie vor grauenhaft dunkel, als kaum eine Stunde später ein babylonisches Stimmengewirr von der Straße her erklang. Einen Moment darauf kam eine verängstigte Gruppe von mehr als einem Dutzend Männern in Sicht, die durcheinander rannten, dabei schrien oder sogar hysterisch wimmerten. Einer von ihnen stammelte schluchzend einige unverständliche Worte, und die Männer aus Arkham erschraken heftig, als ihnen der Sinn der Botschaft aufging.
    »Oh, mein Gott, mein Gott«, brachte der Mann halb erstickt heraus. »Es geht wieder um, un diesma am Tag! Es is draußen – is draußen un kommt jetzt grad, un nur Gott allein weiß, wann es uns alle holen tut!«
    Der Sprecher hielt keuchend inne, doch ein anderer sprach für ihn weiter.
    »Vor fast ’ner Stunde hat Zeb Whateley hier das Telefon schellen gehört, un es war Mrs. Corey, die Frau vom George; die wohnen unten anner Kreuzung. Sie sagt, ihr Stallbursch Luther wär draußen gewesen un hätt’ nach dem großen Blitz das Vieh vorm Sturm reingetrieben, als er sieht, wie sich am anderen Rand vonner Schlucht alle Bäume umgebogen ham; un er riecht denselben scheußlichen Geruch wie Montagmorgen, als er die großen Spuren gefunden hat. Un sie hat gesagt, er hätt’ erzählt, da wär so’n raschelndes, plätscherndes Geräusch gewesen, lauter als das, was die geknickten Bäum un Büsch gemacht hätten, und mit einem Schlag wär’n die Bäum am Rand vonner Straß auf die Seite gedrückt worden, und da war ’n furchtbares Stampfen un Platschen im Matsch. Aber stellen Se sich mal vor, der Luther hat überhaupt gar nix gesehn, nur die geknickten Bäum und Büsch.
    Dann, weiter vorn, wo die Straß über’n Bishop’s Brook drübergeht, hat er ’n fürchterliches Knirschen un Knacken auf der Brücke gehört, un er sagt, das wär das Geräusch vom Holz gewesen, das langsam geborsten un zersplittert wär. Un die ganze Zeit über hat er nix gesehn, nur wie die Bäum un Büsch umgeknickt worden sin. Un als das Rascheln viel weiter weg war – auf der Straß zu den Hexer-Whateleys un dem Sentinel Hill –, da hat der Luther sich getraut, da hinzugehn, wo er’s zuerst gehört hat, um sich mal den Boden anzuschaun. Da war alles voll Matsch un Wasser, un der Himmel war dunkel, un der Regen hat alle Spuren, haste nich gesehn, ausgelöscht; aber am Anfang vonner Schlucht, wo die Bäume sich bewegt ham, da war’n noch ’n paar von den furchtbaren Abdrücken, groß wie Fässer, wie er se am Montag gesehn hat.«
    Jetzt fiel ihm der erste aufgeregte Sprecher ins Wort: »Aber das is jetzt nich das Problem – das war nur der Anfang. Zeb hier hat die Leut angerufen, un alle ham zugehört, als ein Anruf von Seth Bishop dazukam. Seine Haushälterin Sally is fast gestorben vor Angst – sie hatt grad gesehn, wie sich die Bäum am Straßenrand geknickt ham, un sie hat gesagt, da wär so ’ne Art breiiges Geräusch, als würd ’n Elefant durch ’n Schlamm aufs Haus zulaufen. Dann hat se von ’nem fürchterlichen Geruch gesprochen un gesagt,

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