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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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nützlich sein können. Ich möchte Sie keinesfalls in Gefahr bringen und sollte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass der Besitz des Steines und der Aufzeichnung mit einem gewissen Risiko verbunden ist; aber ich glaube, dass Sie dieses Risiko im Namen der Wissenschaft gern eingehen werden. Von Newfane oder Brattleboro aus werde ich alles, was Ihre Zustimmung findet, mit der Expresspost verschicken, denn den Postfilialen dort schenke ich mehr Vertrauen. Ich könnte noch hinzufügen, dass ich derzeit ganz allein wohne, da ich hier keine Dienstboten mehr halten kann. Sie wollen nicht bleiben wegen der Gestalten, die sich nachts dem Haus nähern, sodass die Hunde unaufhörlich bellen. Ich bin froh, dass ich zu Lebzeiten meiner Frau noch nicht so tief in diese Angelegenheit verstrickt war, denn es hätte sie in den Wahnsinn getrieben.
    Ich hoffe, Sie nicht allzu sehr belästigt zu haben und dass Sie sich entschließen, mit mir in Verbindung zu treten, anstatt diesen Brief als den Erguss eines armen Irren in den Papierkorb zu werfen.
    Ihr sehr ergebener
    HENRY W. AKELEY
    PS: Ich werde Abzüge einiger von mir aufgenommener Fotografien anfertigen lassen, die, wie ich glaube, eine Reihe der von mir aufgeführten Punkte beweisen dürften. Die alten Leute halten diese Ungeheuerlichkeiten für echt. Ich werde Ihnen die Abzüge demnächst zukommen lassen, sollten Sie daran Interesse haben.
    H. W. A.
    Es fällt mir schwer, die Gefühle in Worte zu fassen, die mich bei der ersten Lektüre dieses sonderbaren Schriftstücks überkamen. Eigentlich hätte ich über diese Überspanntheiten lauter lachen müssen als über die wesentlich harmloseren Theorien, die mich bisher erheitert hatten; jedoch veranlasste mich etwas an dem Tonfall des Briefes zu einer unfreiwilligen Ernsthaftigkeit. Nicht, dass ich auch nur einen Augenblick lang an die verborgene Rasse von den Sternen geglaubt hätte, die der Briefschreiber erwähnte; doch nach einigen anfänglichen Zweifeln war ich mit eigentümlicher Gewissheit von seiner Vernunft und seiner Aufrichtigkeit überzeugt und nahm an, er sei mit einem natürlichen, aber einzigartigen und abnormen Phänomen in Berührung gekommen, das er sich nur mithilfe fantastischer Vermutungen erklären konnte. Die Sache schien eine Untersuchung mehr als wert zu sein. Der Mann war offenbar über irgendetwas ungewöhnlich erregt und bestürzt, aber es schien nur schwer vorstellbar, dass dafür keine Ursache existieren sollte. In mancherlei Hinsicht waren seine Ausführungen äußerst genau und logisch – und schließlich entsprach seine Gruselgeschichte auf verblüffende Weise einigen der alten Mythen, selbst den wildesten Legenden der Indianer.
    Dass er wirklich beunruhigende Stimmen in den Bergwäldern gehört und den von ihm erwähnten schwarzen Stein gefunden hatte, war durchaus möglich, ungeachtet seiner verrückten Schlussfolgerungen – Schlussfolgerungen, die ihm vielleicht der Mann suggeriert hatte, der nach eigener Aussage ein Spion der außerirdischen Wesen gewesen war und später Selbstmord begangen hatte. Es lag nahe, zu der Ansicht zu gelangen, dieser Mann sei völlig verrückt gewesen, wobei seine Schilderungen aber über eine Art perverse Logik verfügten, die den naiven Akeley – den seine volkskundlichen Studien auf solche Dinge vorbereitet hatten – dazu brachten, seiner Geschichte Glauben zu schenken. Was die jüngsten Entwicklungen betraf, schien die Unmöglichkeit, Dienstboten im Haus zu beschäftigen, darauf hinzuweisen, dass Akeleys bäuerliche Nachbarn genau wie er selbst davon überzeugt waren, sein Haus würde nachts von unheimlichen Wesen belagert. Und die Hunde bellten tatsächlich.
    Dann war da noch die Sache mit der fonografischen Aufzeichnung, von der ich überzeugt war, dass er sie auf die beschriebene Weise aufgenommen hatte. Es musste etwas daran sein – ob es nun Tierlaute waren, die menschlicher Sprache täuschend ähnlich klangen, oder die Stimme eines versteckt lebenden, nur nachts herumgeisternden menschlichen Wesens, das auf die Stufe niederer Tiere herabgesunken war. Dann wandten sich meine Gedanken wieder dem schwarzen Stein mit den Hieroglyphen zu, und ich fragte mich, was er für eine Bedeutung haben könnte. Und was war mit den Fotografien, die Akeley mir bald zuschicken wollte und die laut den alten Leuten von so schrecklicher Überzeugungskraft sein sollten?
    Während ich den eng beschriebenen Brief nochmals las, gewann ich deutlicher als je zuvor den Eindruck,

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