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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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in meiner Macht Stehende tun, um die Menschen von diesen wilden, gespenstischen Bergen fernzuhalten. Selbst heute noch, obwohl die Zeit meine unmittelbaren Eindrücke abgeschwächt hat und ich meine eigenen Erlebnisse und fürchterlichen Zweifel infrage zu stellen beginne, gibt es Dinge aus Akeleys Brief, die ich weder zitieren noch sonst irgendwie zu Papier bringen möchte. Ich bin fast erleichtert darüber, dass der Brief, die Tonaufzeichnung und die Fotografien verschwunden sind – und ich wünschte (aus Gründen, die ich später darlegen werde), jener neue Planet hinter dem Neptun wäre nie entdeckt worden.
    Nach der Lektüre des Briefes beteiligte ich mich nicht mehr an der öffentlichen Debatte über das Grauen von Vermont. Auf die Argumente meiner Widersacher ging ich entweder gar nicht erst ein oder ich vertröstete meine Gegner; schließlich geriet die ganze Kontroverse in Vergessenheit. Ende Mai und den ganzen Juni hindurch führte ich einen beständigen Briefwechsel mit Akeley. Es ging jedoch dann und wann ein Brief verloren, weshalb wir alle Schreiben mühselig in zweifacher Ausfertigung verfassen mussten. Unser Hauptanliegen bestand darin, unsere jeweiligen Aufzeichnungen über obskure Mythologie miteinander zu vergleichen, um so das Grauen von Vermont besser in Zusammenhang mit den weltweiten urzeitlichen Legenden bringen zu können.
    Zum einen kamen wir zu der Schlussfolgerung, dass diese Widerwärtigkeiten und die teuflischen Mi-Go des Himalaya zur selben Gattung fleischgewordener Albträume zählten. Daraus ergaben sich auch faszinierende zoologische Mutmaßungen, die ich gern Professor Dexter an meiner Universität dargelegt hätte, doch Akeley hatte strengstens untersagt, irgendjemanden in diese Angelegenheit einzuweihen. Wenn ich nun seine Anweisung nicht mehr zu befolgen scheine, dann nur, weil ich der Ansicht bin, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Warnung vor den entlegeneren Bergen Vermonts – und vor den Gipfeln des Himalaya, die immer häufiger zum Ziel kühner Erforscher und Bergsteiger werden – der öffentlichen Sicherheit förderlicher ist als Stillschweigen.
    Als besonders wichtig erschien uns die Entzifferung der Hieroglyphen auf jenem berüchtigten schwarzen Stein – vielleicht würden wir dadurch in den Besitz von Geheimnissen gelangen, die tiefgründiger und verwirrender sein mochten als alles, was der Menschheit je zuvor bekannt war.
    III
    Ungefähr Ende Juni erreichte mich die Fonografenaufzeichnung – aufgegeben in Brattleboro, da Akeley der Zweigstelle im Norden kein Vertrauen mehr schenkte. Er wurde zunehmend von dem Gefühl beunruhigt, beschattet zu werden, wozu auch der Verlust einiger unserer Briefe beitrug; er sprach häufig von den tückischen Machenschaften gewisser Männer, die er als Handlanger und Agenten der verborgenen Wesen bezeichnete. Das größte Misstrauen verspürte er gegenüber dem mürrischen Bauern Walter Brown, der allein in den Bergen auf einem heruntergewirtschafteten Hof nahe der tiefen Wälder lebte und häufig in Brattleboro, Bellow Falls, Newfane und South Londonderry herumlungerte, ohne dass erkennbar war, was er dort eigentlich trieb. Akeley war davon überzeugt, dass Browns Stimme zu jenen gehörte, die er einmal bei einem äußerst schrecklichen Gespräch belauscht hatte; zudem fanden sich in der Nähe von Browns Haus Fuß- oder Klauenspuren, was auf bedrohliche Zusammenhänge schließen ließ. Diese Fußspuren befanden sich merkwürdigerweise dicht bei Browns eigenen – als hätte man sich gegenübergestanden.
    Und so wurde die Aufzeichnung von Brattleboro aus verschickt, wohin Akeley in seinem Ford über die einsamen Nebenstraßen Vermonts gefahren war. Auf einem Zettel, den er der Aufnahme beigelegt hatte, bekannte er seine wachsende Furcht vor diesen Straßen; mittlerweile würde er selbst seine Lebensmittel nur noch bei Tageslicht in Townshend besorgen. Wieder und wieder beteuerte er, dass es sich nicht lohne, zu viel zu wissen, wenn man zu nahe an diesen stillen und zweifelhaften Bergen wohne. Er würde sehr bald zu seinem Sohn nach Kalifornien ziehen, obgleich es ihm schwerfalle, den Ort zu verlassen, an dem all seine Erinnerungen hingen und wo er sich seinen Ahnen nahe fühlte.
    Bevor ich die Aufnahme auf dem handelsüblichen Gerät abspielte, das ich mir zu diesem Zweck in der Verwaltung der Universität ausgeliehen hatte, las ich nochmals sorgfältig die Erläuterungen in Akeleys verschiedenen Briefen. Diese Aufzeichnung, so schrieb

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