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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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tausend Jungen!«
    Und dann folgte die andere Stimme . Noch heute erschaudere ich beim bloßen Gedanken an den Schock, den sie mir versetzte, obwohl Akeleys Berichte mich darauf vorbereitet hatten. Diejenigen, denen ich seither die Aufzeichnung beschrieben habe, sehen nichts als billigen Betrug oder Wahnsinn darin. Aber hätten sie das verfluchte Etwas selbst gehört oder sämtliche Briefe Akeleys gelesen (vor allem den zweiten ausführlichen und fürchterlichen Brief), würden sie heute anders darüber denken. Letzten Endes ist es überaus bedauerlich, dass ich Akeleys Verbot nicht einfach missachtet und die Aufzeichnung auch anderen vorgespielt habe – ebenso bedauerlich, dass all seine Briefe verloren sind. Bei meinem Wissen um die Hintergründe und Umstände war der Klang der Stimme für mich etwas Ungeheuerliches. Sie folgte der Menschenstimme rasch mit einer anscheinend rituellen Antwort, doch in meiner Vorstellung war sie ein krankhaftes Echo, hergetragen über unfassbare Abgründe hinweg auf seinem Weg aus undenkbaren, allerfernsten Höllen. Es sind jetzt schon mehr als zwei Jahre vergangen, seit ich jenen blasphemischen Wachszylinder zum letzten Male abspielte, aber noch immer kann ich selbst in diesem Augenblick – wie auch zu jeder beliebigen Stunde – jenes leise dämonische Summen hören, genau so, wie es beim ersten Mal erklang.
    » Iä! Shub-Niggurath! Die Schwarze Ziege der Wälder mit den tausend Jungen! «
    Doch obwohl mir diese Stimme immerzu in den Ohren hallt, war es mir bislang nicht möglich, sie zwecks einer deutlichen Beschreibung ausreichend zu analysieren. Sie ähnelte dem Surren eines widerlichen riesigen Insekts, das sich auf wundersame Weise das Sprachvermögen einer ihm fremden Gattung angeeignet hat, und ich bin fest davon überzeugt, dass die Organe, die diese Laute hervorbrachten, keinerlei Ähnlichkeit mit den menschlichen Stimmbändern oder denen irgendeines anderen Säugetiers hatten. Timbre, Stimmlage und Zwischentöne wiesen Eigenheiten auf, die dieses Phänomen gänzlich außerhalb der menschlichen und irdischen Sphäre stellten. Beim ersten Abspielen der Aufnahme verblüffte das plötzliche Auftauchen der Stimme mich so sehr, dass ich der restlichen Aufzeichnung nur noch geistesabwesend zuhörte. Während des längeren Abschnittes, der von der summenden Stimme gesprochen wurde, verstärkte sich bei mir das Gefühl einer gotteslästerlichen Unendlichkeit, das mich bereits bei der kürzeren Passage überkommen hatte. An einer Stelle, an der die menschliche Stimme im Bostoner Akzent ungewöhnlich deutlich zu verstehen war, endete die Aufnahme abrupt. Lange, nachdem das Gerät sich automatisch abgeschaltet hatte, saß ich da und starrte das Gerät wie blöde an.
    Ich muss wohl kaum darauf hinweisen, dass ich diese schockierende Aufzeichnung noch viele weitere Male abspielte und angestrengt versuchte, sie mithilfe von Akeleys Notizen zu analysieren und zu kommentieren. Es wäre nutzlos und darüber hinaus zu verstörend, an dieser Stelle alle unsere Mutmaßungen wiederzugeben; ich möchte nur andeuten, dass wir beide davon überzeugt waren, einen Schlüssel zur Herkunft einiger der widerlichsten urzeitlichen Bräuche in den rätselhaften alten Religionen der Menschheit entdeckt zu haben. Ebenso schien uns klar zu sein, dass es uralte und komplexe Bündnisse zwischen den verborgenen Kreaturen aus dem All und gewissen Angehörigen des Menschengeschlechtes gab. Wir hatten keine Anhaltspunkte dafür, wie weitreichend diese Bündnisse waren und ob ihr heutiger Zustand mit dem früherer Zeiten vergleichbar ist; doch für grenzenlose entsetzliche Spekulationen gab es Spielraum genug. Scheinbar existierte seit Urzeiten zwischen den Menschen und der namenlosen Unendlichkeit eine schreckliche Verbindung, die verschiedene, voneinander klar abgrenzbare Entwicklungsphasen durchlaufen hatte. Die auf der Erde aufgetauchten Blasphemien stammten, so nahmen wir an, von dem finstren Planeten Yuggoth am Rande des Sonnensystems. Dieser Planet war allerdings selbst nur der dicht besiedelte Vorposten einer furchtbaren interstellaren Rasse, deren eigentliche Herkunft weit außerhalb von Einsteins Raum-Zeit-Kontinuum oder dem bislang bekannten Kosmos liegen musste.
    Indessen diskutierten wir weiterhin über den schwarzen Stein und die beste Art und Weise, diesen nach Arkham zu bringen – Akeley hielt es nicht für ratsam, dass ich ihn am Ort seiner albtraumhaften Studien besuchte. Aus irgendeinem

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