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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Grunde fürchtete sich Akeley davor, das Ding auf einem der üblichen Transportwege zu verschicken. Schließlich kam er auf die Idee, den Stein selbst nach Bellows Falls zu bringen und ihn von dort mit der Boston and Maine -Eisenbahnlinie über Keene, Winchendon und Fitchburg zu versenden – auch wenn das bedingte, dass er über noch einsamere Wald- und Bergstraßen fahren musste als die Hauptverkehrsstraße nach Brattleboro. Er schrieb mir, ihm sei im Postamt von Brattleboro, als er mir die fonografische Aufzeichnung zuschicken wollte, ein Mann aufgefallen, dessen Verhalten und Aussehen alles andere als vertrauenerweckend gewesen seien. Dieser Mann habe sich auffällig darum bemüht, mit den Schalterbeamten zu reden, und nahm den Zug, mit dem auch die Aufzeichnung transportiert wurde. Akeley bekannte, ihm sei nicht wohl gewesen, bis er von mir über ihren sicheren Erhalt informiert worden war.
    Ungefähr zu dieser Zeit – der zweiten Juliwoche – verschwand erneut einer meiner Briefe, wie ich aus einer ängstlichen Mitteilung Akeleys erfuhr. Er bat mich, ihm keine Post mehr nach Townshend zu schicken, sondern alles an ein Postfach des Hauptpostamtes von Brattleboro zu adressieren. Dorthin fuhr er häufig mit dem eigenen Wagen oder mit der Buslinie, die die rückständige Nebenstrecke der Eisenbahn ersetzte. Ich erkannte, dass er immer nervöser wurde, denn er berichtete mir detailliert von dem zunehmenden Gebell der Hunde in mondlosen Nächten und den frischen Klauenabdrücken, die er bei Tagesanbruch manchmal auf der Straße und im Schlamm hinter seinem Gehöft fand. Einmal berichtete er mir von einer regelrechten Heerschar solcher Spuren, die in einer Front einer ebenso dichten und entschlossenen Linie von Hundespuren gegenüberlagen; zum Beweis sandte er mir eine widerliche, verstörende Kodak-Aufnahme. Das war nach einer Nacht, in der die Hunde wie nie zuvor gebellt und geheult hatten.
    Am Morgen des 18. Juli, eines Mittwochs, erhielt ich ein Telegramm aus Bellows Falls, in dem mir Akeley mitteilte, dass er den schwarzen Stein mit dem Zug Nr. 5508 der B. & M. abschicken würde. Der Zug verließ Bellow Falls um 12.15 Uhr Standardzeit und sollte den Nordbahnhof in Boston um 16.12 Uhr erreichen. Nach meinen Berechnungen sollte die Sendung am nächsten Tag gegen zwölf Uhr mittags in Arkham eintreffen, dementsprechend blieb ich den ganzen Donnerstagvormittag zu Hause, um den Stein in Empfang zu nehmen. Doch als ich nachmittags noch kein Paket erhalten hatte und bei der Post anrief, setzte man mich davon in Kenntnis, dass keine Lieferung für mich eingegangen sei. Mit wachsender Besorgnis führte ich ein Ferngespräch mit dem Postbeamten im Bostoner Nordbahnhof und war kaum überrascht zu hören, dass eine Sendung für mich dort nie angekommen war. Am Vortag war der Zug Nr. 5508 mit nur 35 Minuten Verspätung eingetroffen, hatte aber keine an mich adressierte Kiste an Bord. Der Beamte versprach mir jedoch, einen Nachforschungsantrag zu stellen. Ich beschloss den Tag mit einem Expressbrief an Akeley, um ihm die Lage zu schildern.
    Anerkennenswert schnell erhielt ich schon am folgenden Nachmittag einen Bericht vom Bostoner Postamt. Der Beamte rief mich sofort an, sobald er die Fakten vorliegen hatte. Anscheinend konnte sich der Schaffner von Zug Nr. 5508 an einen Vorfall erinnern, der vielleicht mit meinem Verlust in Zusammenhang stand – einen Streit mit einem hageren bäuerlich aussehenden Mann mit rotblondem Haar und sehr sonderbarer Stimme gegen ein Uhr nachmittags Standardzeit während eines Zwischenhalts in Keene, New Hampshire.
    Dieser Mann, so sagte er, habe großen Wirbel um eine schwere Kiste gemacht, die er angeblich erwartete, die sich aber weder im Zug befand noch in den Unterlagen der Gesellschaft verzeichnet war. Er nannte sich Stanley Adams und besaß eine derart tiefe, monoton klingende Stimme, dass der Schaffner ganz benommen und schläfrig wurde, als er ihm zuhörte. Der Schaffner konnte sich nicht einmal mehr genau erinnern, wie das Gespräch endete; er wusste nur noch, dass er erst wieder voll zu Bewusstsein kam, als der Zug anfuhr. Der Bostoner Beamte fügte hinzu, dieser Schaffner sei ein junger Mann von unzweifelhafter Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit, besäße einen einwandfreien Lebenslauf und arbeite schon lange für die Zuggesellschaft.
    An jenem Abend fuhr ich nach Boston, um den Schaffner persönlich zu befragen, nachdem das Büro mir seinen Namen und seine Anschrift mitgeteilt

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