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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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hatte. Er erwies sich als offener, sympathischer Bursche, doch er konnte seiner früheren Aussage nichts mehr hinzufügen. Merkwürdigerweise sagte er, er sei sich nicht einmal sicher, ob er den seltsamen Mann, der sich an ihn gewandt hatte, wiedererkennen würde. Als mir klar wurde, dass er mir nicht mehr sagen konnte, kehrte ich nach Arkham zurück und schrieb bis in die frühen Morgenstunden Briefe an Akeley, die Postgesellschaft, die Polizei und den Stationsvorsteher des Bahnhofs von Keene. Ich vermutete, dass der Mann mit der sonderbaren Stimme, der den Schaffner auf so merkwürdige Art und Weise beeinflusst hatte, in dieser dubiosen Sache die Schlüsselrolle spielte, und hoffte, dass die Angestellten des Bahnhofs von Keene und die Protokolle des Telegrafenamtes mich über die näheren Umstände seiner Reklamation aufklären könnten.
    Bedauerlicherweise führten meine Nachforschungen zu keinem Ergebnis. Der Mann mit der sonderbaren Stimme wurde tatsächlich am frühen Nachmittag des 18. Juli am Bahnhof von Keene gesehen, und einer der Wartenden brachte ihn vage mit einer schweren Kiste in Verbindung; allerdings handelte es sich um einen völlig Unbekannten, den man noch nie zuvor gesehen hatte und der auch später nicht mehr aufgetaucht war. Soweit man es ermitteln konnte, hatte er das Telegrafenamt nie aufgesucht und auch keine Nachricht versandt oder empfangen, die mit dem schwarzen Stein an Bord des Zuges Nr. 5508 in Zusammenhang stand. Selbstverständlich nahm Akeley an diesen Nachforschungen teil und reiste sogar persönlich nach Keene, um die Leute in der Umgebung des Bahnhofs zu befragen; jedoch war seine Einstellung angesichts der Lage noch fatalistischer als meine. Er sah in dem Verlust der Kiste das bedrohliche und unheilvolle Ergebnis einer unvermeidlichen Entwicklung und hatte kaum Hoffnung, sie zurückzuerlangen. Er sprach von den unbestreitbaren telepathischen und hypnotischen Fähigkeiten der Bergwesen und ihrer Handlanger, und in einem Brief deutete er an, der Stein befände sich seiner Ansicht nach nicht mehr auf der Erde. Ich für meinen Teil war überaus verärgert, da immerhin eine gewisse Aussicht bestanden hatte, den alten, verwitterten Hieroglyphen tiefgründige und erstaunliche Erkenntnisse zu entlocken. Die Sache wäre mir wohl noch lange nachgegangen, hätten Akeleys bald darauf eintreffende Briefe nicht eine neue Phase der grauenhaften Angelegenheit eingeläutet, die sogleich meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.
    IV
    Die unbekannten Wesen, so schrieb Akeley in seiner mitleiderregenden, zittrigen Schrift, bedrängten ihn nun mit nie gekannter Entschlossenheit. In bewölkten oder mondlosen Nächten habe das Gebell der Hunde ein furchtbares Ausmaß angenommen, und auf den einsamen Straßen, die er bei Tage befahren musste, habe man versucht, ihm zu Leibe zu rücken. Am 2. August sei er mit seinem Wagen ins Dorf aufgebrochen, und an einer Stelle, wo die Straße durch ein tiefes Waldgebiet führte, habe ein Baumstamm ihm den Weg versperrt. Das wilde Bellen der beiden großen Hunde, die er mit sich genommen hatte, habe ihn nur allzu deutlich auf die Dinge hingewiesen, die ganz in der Nähe lauern mussten. Was geschehen wäre, hätte er die Hunde nicht bei sich gehabt, daran wage er gar nicht zu denken – doch von nun an verließe er niemals das Haus, ohne nicht mindestens zwei Tiere seines treuen und starken Rudels mit sich zu führen. Auch am 5. und 6. August habe es Vorfälle auf der Straße gegeben: Einmal habe ein Schuss seinen Wagen geschrammt, und beim zweiten Mal hätten ihm die Hunde mit ihrem Gebell wieder die Anwesenheit von etwas Gottlosem in den Wäldern verraten.
    Am 15. August erhielt ich einen verzweifelten Brief, der mich sehr aufwühlte. Ich wünschte mir inständig, Akeley würde seine sture Zurückhaltung ablegen und das Gesetz zu Hilfe rufen. In der Nacht vom 12. auf den 13. war es außerhalb seines Gutshauses zu schrecklichen Vorfällen gekommen – um das Haus herum wurde geschossen, und am Morgen fand Akeley drei der zwölf großen Hunde tot auf. Auf der Straße waren zahllose Klauenabdrücke, dazwischen die Fußspuren von Walter Brown. Als Akeley in Brattleboro anrief, um weitere Hunde zu bestellen, brach die Verbindung ab, noch ehe er viel sagen konnte. Später fuhr er mit dem Auto nach Brattleboro und hörte dort, dass Streckenarbeiter die Telefonleitung in der verlassenen Berggegend nördlich von Newfane gekappt vorgefunden hätten. Er machte sich dann mit

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