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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Aussehen verschlechterten sich stetig, bis ich mich schließlich dazu gezwungen sah, meine Stellung aufzugeben und das einförmige, abgeschiedene Leben eines Invaliden zu führen. Ich litt an irgendeinem sonderbaren Nervenleiden, und zuweilen war ich nicht mehr in der Lage, meine Augen zu schließen.
    Zu dieser Zeit blickte ich mit immer größerer Bestürzung in den Spiegel. Die langsamen Verheerungen einer Krankheit sind nicht schön zu beobachten, doch in meinem Fall lag etwas Subtileres und Verwirrenderes im Hintergrund. Meinem Vater schien es ebenfalls aufzufallen, denn er begann, mich eigenartig und fast furchtsam anzusehen. Was spielte sich mit mir ab? Konnte es sein, dass ich meiner Großmutter und meinem Onkel Douglas immer ähnlicher wurde?
    Eines Nachts hatte ich einen furchtbaren Traum, in dem ich meine Großmutter unter Wasser traf. Sie wohnte in einem phosphoreszierenden Palast mit vielen Terrassen, mit Gärten voll merkwürdig lepröser Korallen und grotesker vielarmiger Blütenformen, und sie hieß mich mit einer Warmherzigkeit willkommen, die geradezu hämisch war. Sie hatte sich verändert – wie es mit jenen geschieht, die ins Wasser gehen – und erzählte mir, sie sei nie gestorben. Stattdessen sei sie an einen Ort gegangen, von dem ihr Sohn erfahren habe, und sie sei in ein Reich eingetaucht, dessen Wunder – die auch ihm bestimmt gewesen seien – er mithilfe einer rauchenden Pistole verschmäht hatte. Dies sollte auch mein Reich werden – ich könne ihm nicht entgehen. Ich würde niemals sterben, sondern mit jenen leben, die schon gelebt hatten, bevor der Mensch die Erde betrat.
    Ich traf auch das Wesen, das ihre Großmutter war. Seit achtzigtausend Jahren lebte Pth’thya-l’yi schon in Y’ha-nthlei, und dorthin war sie auch nach Obed Marshs Tod zurückgekehrt. Y’ha-nthlei wurde nicht zerstört, als die Menschen der Oberwelt Bomben ins Meer schossen. Es wurde beschädigt, aber nicht zerstört. Die Tiefen Wesen konnten niemals zerstört werden, wenngleich die urzeitliche Magie der vergessenen Alten Wesen sie zuweilen einzudämmen vermochte. Für den Augenblick würden sie ruhen; doch eines Tages, wenn sie sich erinnerten, würden sie sich erneut erheben, um den Tribut zu erbringen, den der Große Cthulhu verlangt. Beim nächsten Mal würde es eine größere Stadt als Innsmouth sein. Sie hatten vor, sich zu verbreiten, und das hervorgebracht, was ihnen dabei helfen würde, doch nun mussten sie erneut warten. Dafür, dass ich den Menschen der Oberwelt geholfen hatte, den Tod zu bringen, würde ich Abbitte leisten müssen, doch drohe mir keine schwere Strafe. Dies war der Traum, in dem ich zum ersten Male einen Shoggothen sah, und der Anblick ließ mich schreiend erwachen. An jenem Morgen offenbarte mir der Spiegel, dass ich nun endgültig aussah wie einer aus Innsmouth .
    Bislang habe ich mich noch nicht erschossen, wie mein Onkel Douglas es tat. Ich habe mir eine Automatikpistole gekauft und hätte fast diesen Schritt vollzogen, doch gewisse Träume hinderten mich daran. Das Würgen des Grauens nimmt ab und ich fühle mich sonderbar in die unbekannten Meerestiefen hinabgezogen, anstatt sie zu fürchten. Im Schlaf höre und verrichte ich seltsame Dinge, und ich erwache in einer Art Erregung anstelle von Entsetzen. Ich glaube nicht, dass ich auf die völlige Verwandlung warten muss, wie es die meisten mussten. Täte ich das, so würde mein Vater mich wahrscheinlich in einer Irrenanstalt einsperren, wie es mit meinem armen kleinen Vetter geschehen ist. Wundersame und unerhörte Großartigkeiten erwarten mich dort unten, und ich werde sie bald aufsuchen. Iä-R’lyeh! Cthulhu fhtagn! Iä! Iä! Nein, ich werde mich nicht erschießen – man kann mich nicht dazu bewegen, mich zu erschießen!
    Ich plane die Flucht meines Vetters aus jenem Irrenhaus in Canton. Gemeinsam werden wir in das von Wundern überschattete Innsmouth gehen. Wir werden hinaus zu jenem finstren Riff im Meer schwimmen und tief hinabtauchen durch schwarze Abgründe ins zyklopische und säulenreiche Y’ha-nthlei, und in jenem Zufluchtsort der Tiefen Wesen inmitten von Wunder und Glanz dürfen wir wohnen für alle Zeit.

Vorwort zu »Träume im Hexenhaus« (The Dreams in the Witch House)
    Im Februar 1932 schrieb Lovecraft eine neue Erzählung, der er zuerst den Titel ›The Dreams of Walter Gilman‹ gab. Im Juli 1933 erschien sie unter ihrem jetzigen Titel (aber mit einem Bindestrich zwischen Witch und House, den Lovecraft

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