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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Zeitalter entsandt hatte. Auch wusste ich, dass ich aus meiner eigenen Zeit gerissen worden war, während ein anderer meinen Körper in meiner Zeit benützte, und dass ein paar der anderen seltsamen Gestalten ebenfalls gefangene Geister beherbergten. Ich schien mit der sonderbaren Sprache des Scherenklickens mit exilierten Intellektuellen aus jedem Winkel des Sonnensystems kommunizieren zu können.
    Zum Beispiel gab es einen Geist von dem Planeten, den wir als Venus kennen, der in unermesslich weit entfernten zukünftigen Zeiten leben würde, und einer von einem äußeren Mond des Jupiter sechs Millionen Jahre in der Vergangenheit. Von der Erde waren manche Geister der geflügelten, sternenköpfigen, halb pflanzlichen Rasse der paläogenen Antarktis zugegen; einer von dem Echsenvolk aus dem sagenumwobenen Valusien; drei der pelzigen vormenschlichen Tsathoggua-Anbeter aus Hyperboräa; einer von den gänzlich scheußlichen Tcho-Tchos; zwei der spinnenartigen Bewohner des letzten Erdzeitalters; fünf von der robusten Käferrasse, die sofort auf die Menschheit folgen würde und in welche die Große Rasse eines Tages, im Angesicht einer grauenhaften Gefahr, en masse ihre kühnsten Geister übertragen würde; und mehrere Vertreter der verschiedenen menschlichen Zivilisationsepochen.
    Ich sprach mit dem Geist des Yiang-Li, eines Philosophen aus dem grausamen Kaiserreich des Tsan-Chan, das im Jahre 5.000 unserer Zeitrechnung kommen wird; mit jenem des Generals der großköpfigen braunen Völker, die Südafrika 50.000 v. Chr. beherrschten; mit jenem eines Florentiner Mönches aus dem zwölften Jahrhundert namens Bartolomeo Corsi; mit jenem eines Königs von Lomar, der über dieses fürchterliche Polarreich herrschte, tausend Jahre bevor die untersetzten gelben Inutos aus dem Westen kamen, um es an sich zu reißen.
    Ich sprach mit dem Geist des Nug-Soth, eines Magiers der finsteren Eroberer um 16.000 v. Chr.; mit dem eines Römers namens Titus Sempronius Blaesus, der zu Sullas Zeiten als Quaestor gedient hatte; mit dem des Khephnes, eines Ägypters aus der Zeit der 14. Dynastie, der mir das grausige Geheimnis des Nyarlathotep verriet; mit dem eines Priesters aus dem mittleren Königreich von Atlantis; mit dem eines Gentleman aus Suffolk aus den Tagen Cromwells namens James Woodville; mit dem eines Hofastrologen aus dem Peru der Vor-Inka-Zeit; mit dem des australischen Physikers Nevel Kingston-Brown, der im Jahre 2518 unserer Zeit sterben wird; mit dem eines Erzzauberers des untergegangenen Yhe im Pazifik; mit dem des Theodotides, eines griechisch-baktrischen Beamten um 200 v. Chr.; mit dem eines älteren Franzosen aus der Zeit Ludwigs XIII. namens Pierre-Louis Montagny; mit dem des Crom-Ya, eines kimmerischen Häuptlings um 15.000 v. Chr. – und mit so vielen anderen, dass mein Hirn gar nicht all die schockierenden Geheimnisse und verblüffenden Wunder aufnehmen konnte, die ich von ihnen erfuhr.
    Jeden Morgen erwachte ich im Fieber, und zuweilen suchte ich panisch nach Beweisen oder Gegenbeweisen für Informationen, die sich innerhalb des Spektrums modernen menschlichen Wissens befanden. Altüberlieferte Tatsachen erschienen in einem neuen und zweifelhaften Licht, und ich staunte über die Traumgespinste, die in der Lage waren, der Geschichte und der Wissenschaft derart überraschende Fußnoten hinzuzufügen.
    Ich erschauderte ob der Rätsel, die die Vergangenheit verbergen mochte, und fürchtete mich vor den Bedrohungen, die die Zukunft mit sich bringen konnte. Was die Bemerkungen von nachmenschlichen Wesen über das Los der Menschheit angedeutet hatten, hatte eine derartig heftige Wirkung auf mich, dass ich mich an dieser Stelle nicht darüber auslassen möchte.
    Nach dem Menschen würde die mächtige Zivilisation der Käfer herrschen, und nach deren ungeheuerlicher Übernahme der alten Welt würde die Elite der Großen Rasse sich ihrer Körper bemächtigen. Später, wenn die Lebensspanne der Erde sich ihrem Ende näherte, würden die übertragenen Geister erneut durch Raum und Zeit reisen – ihr nächster Halt würden die knollenförmigen Leiber der Pflanzenwesen auf dem Merkur sein. Doch es würde auch nach den Käfern noch Rassen geben, die sich jämmerlich an den erkalteten Planeten klammern und sich in den mit Schrecken bevölkerten Erdkern eingraben, ehe das unausweichliche Ende kommt.
    Währenddessen schrieb ich in meinen Träumen endlos an der Geschichte meines eigenen Zeitalters weiter, die ich – halb freiwillig

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