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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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blieben die wirbelnden Schwaden im richtigen Augenblick dicht genug, doch unmittelbar bevor wir die Taschenlampe dunkler stellten und uns in der Hoffnung, der Verfolgung zu entgehen, unter die Pinguine mischten, teilten sich die Dampfschwaden für eine Sekunde – und so, als wir ein letztes Mal voll verzweifelter Angst über die Schulter zurücksahen, erhaschten wir einen halb erkennenden, halb erahnenden Blick auf das herannahende Wesen. Falls das Schicksal, das uns im Nebel verbarg, gnädig war, so gilt für jenes, das uns diesen kurzen Blick gewährte, das genaue Gegenteil, denn jene flüchtige, verschwommene Vision sucht uns seither voller Grauen heim.
    Dass wir noch einmal zurücksahen, lag vielleicht nur an dem uralten Instinkt des Gejagten, sich über den Abstand zum Verfolger klar zu werden … vielleicht war es aber auch ein Versuch, die Antwort auf eine unbewusste Frage zu finden, die einer unserer Sinne nun aufwarf. Selbstverständlich waren wir ganz auf unser Entkommen konzentriert und gar nicht imstande, Details wahrzunehmen oder zu analysieren, dennoch müssen unsere Hirnzellen unterschwellig über die Botschaft gerätselt haben, die sie durch die Geruchsnerven empfingen. Erst viel später haben wir verstanden, was es gewesen ist: Unser Rückzug von den mit stinkendem Schleim überzogenen kopflosen Opfern und das gleichzeitige Näherkommen unseres Verfolgers hatte nicht den Geruchswechsel mit sich gebracht, den man logischerweise erwartet hätte. In der Nähe der hingestreckten Kreaturen hatte der neue Gestank absolut über allem dominiert, doch inzwischen hätte er dem unbeschreiblichen Geruch des Großen Alten gewichen sein müssen. Dem war aber nicht so – stattdessen rochen wir nur die neuere, noch weniger erträgliche Ausdünstung, die mit jeder Sekunde immer giftiger und beißender wurde.
    So blickten wir also beide gleichzeitig hinter uns, könnte man meinen; in Wahrheit hatte fraglos die begonnene Bewegung des einen den entsprechenden Reflex beim anderen ausgelöst. Dabei richteten wir beide Taschenlampen direkt in den für einen Augenblick zerfasernden Nebel; entweder aus schlichter Angst heraus, um so viel wie möglich zu sehen, oder in einem weniger primitiven, aber ebenso unbewussten Versuch, das Wesen zu blenden, ehe wir das Licht der Lampen dämpften und zwischen die Pinguine im Höhlenlabyrinth vor uns abtauchten. Welch fatale Handlung! Weder Orpheus selbst noch Lots Weib, haben ihren Blick zurück so teuer bezahlt. Und wieder erklang jenes schockierende Pfeifen – »Tekeli-li! Tekeli-li!«
    Ich sage am besten ganz offen, was wir sahen – eine ausführliche Schilderung werde ich aber nicht ertragen. Meine Worte können ohnehin niemals auch nur ansatzweise das Grauen des Anblicks andeuten. Er lähmte unser Bewusstsein so vollkommen, dass ich nur darüber staunen kann, dass wir noch genügend Besinnung behielten, unsere Taschenlampen wie geplant abzudunkeln und den richtigen Gang in Richtung der toten Stadt einzuschlagen. Purer Instinkt muss uns geleitet haben – vielleicht besser als es der Verstand vermocht hätte. Aber dafür zahlten wir einen hohen Preis, denn unsere geistige Gesundheit hat stark gelitten.
    Danforth war völlig am Ende mit den Nerven und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist sein entrücktes Gekrächze einer wahnsinnigen Aufzählung – außer mir hätte kein Mensch auf der Welt etwas anderes als Irrsinn daraus herausgehört. Sein Gebrabbel hallte in schrillen Echos inmitten der Pinguinschreie wider; hallte durch die Gewölbe vor uns und durch die – Gott sei Dank! – jetzt leeren Gewölbe hinter uns. Er muss etwas später damit begonnen haben – sonst wären wir nicht mehr am Leben gewesen, unterwegs in blinder Flucht. Ich erschaudere bei dem Gedanken daran, was passiert wäre, falls er in seiner Anspannung auch nur eine Spur anders reagiert hätte.
    »South Station Under … Washington Under … Park Street Under … Kendall … Central … Harvard …« Der arme Kerl rezitierte die vertrauten Haltestellen des Boston-Cambridge-Tunnels, der sich Tausende von Kilometern entfernt durch den friedlichen neu-englischen Heimatboden schlängelte. Für mich war das Ritual keineswegs sinnlos, aber es weckte auch keine heimatlichen Gefühle in mir – es war einfach grauenvoll, denn ich erfasste sofort die ungeheuerliche, abscheuliche Anspielung, die sich dahinter verbarg.
    Als wir zurücksahen, hatten wir erwartet, durch die dünnen Dampfschwaden hindurch ein

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