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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Art und Weise, als wollte er nicht zu viel verraten.
    »Innsmouth? Nun, das ist ’ne merkwürdige Kleinstadt unten an der Mündung des Manuxet. Früher war’s fast mal ’ne richtige Stadt – ein großer Hafen vor dem Krieg von 1812 –, aber das ist in den letzten hundert Jahren oder so in die Binsen gegangen. Dort gibt’s keine Eisenbahn – B. & M. haben dort nie gebaut, und die Nebenstrecke von Rowley ist schon vor Jahren aufgegeben worden.
    Dort gibt’s mehr leere Häuser als Menschen, glaube ich, und keine nennenswerte Industrie außer Fischerei und Hummerfang. Alle treiben meistens hier oder in Arkham oder Ipswich etwas Handel. Früher hatten sie ’ne ganze Menge Mühlen, aber davon ist nichts übrig außer einer Goldraffinerie, die so gut wie nie in Betrieb ist.
    Diese Raffinerie war früher allerdings mal ’ne große Sache, und Old Man Marsh, dem sie gehört, muss reicher als Krösus sein. Ist aber ein komischer alter Kauz, geht fast nie vor die Tür. Angeblich soll er auf seine alten Tage ’ne Hautkrankheit oder so was bekommen haben und traut sich deshalb nicht auf die Straße. Er ist der Enkel von Kapitän Obed Marsh, der das Geschäft begründet hat. Seine Mutter war wohl ’ne Ausländerin – es heißt, sie kam von ’ner Südseeinsel –, weshalb es einen deftigen Krach gab, als er vor fünfzig Jahren ein Mädchen aus Ipswich heiratete. Das ist immer so, wenn’s um die Innsmouth-Leute geht, und die Menschen hier in der Umgebung versuchen, es zu verbergen, wenn sie Innsmouth-Blut in sich haben. Aber Marshs Kinder und Enkel sehen ganz normal aus, soweit ich das beurteilen kann. Ich hab sie hier mal gesehen – obwohl, wo ich grad dran denke, die älteren Kinder kommen in der letzten Zeit anscheinend nicht mehr. Den Alten hab ich noch nie gesehen.
    Warum alle etwas gegen Innsmouth haben? Nun, junger Mann, Sie dürfen dem nicht so viel Glauben schenken, was die Leute hier so sagen. Man bringt sie nur schwer zum Reden, aber wenn man sie mal dazu gebracht hat, hören sie nicht mehr auf. Ich schätze, sie erzählen sich – oder eher flüstern sie drüber – schon seit über hundert Jahren Dinge über Innsmouth, und ich hab den Eindruck, sie haben mehr Angst als sonst was. Ein paar der alten Geschichten bringen einen zum Lachen – wie die über den alten Käpt’n Marsh, der Handel mit dem Teufel treibe und Dämonen aus der Hölle rufe, um in Innsmouth zu leben, oder die, dass eine Art von Teufelsanbetung mit grausigen Opfern an einer Stelle nahe den Kais stattgefunden habe, und die Leute sind um 1845 herum zufällig draufgestoßen –, aber ich komm aus Panton in Vermont und glaub nicht an solche Geschichten.
    Sie sollten sich aber mal anhören, was sich ein paar von den Alten über das schwarze Riff vor der Küste erzählen – das Teufelsriff nennen sie’s. Einen Großteil der Zeit schaut es ein gutes Stück aus dem Wasser heraus und steht nie weit unter der Wasseroberfläche, aber man könnte es kaum als Insel bezeichnen. Es heißt, dass man auf diesem Riff manchmal eine ganze Legion von Teufeln sieht – die sollen sich am Boden rekeln oder aus einer Höhle, deren Eingang auf der Inselspitze liegt, rein- und rausrennen. Es ist ein schroffes, unebenes Ding, etwas mehr als eine Meile vor der Küste, und gegen Ende der Schifffahrtstage nahmen die Seeleute immer große Umwege, nur um es zu umfahren.
    Das heißt die Seeleute, die nicht aus Innsmouth stammten. Eine der Geschichten über den alten Käpt’n Marsh war, dass er nachts manchmal auf dem Riff gelandet ist, wenn die Flut günstig war. Vielleicht tat er das, denn ich glaube wohl, dass die Felsformation interessant ist, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er dort nach Piratenbeute suchte und vielleicht sogar was fand; aber es gab Gerede, dass er dort mit Dämonen Umgang hatte. Tatsache ist vermutlich, dass es in Wirklichkeit der Käpt’n war, der dem Riff den schlechten Ruf eingehandelt hat.
    Das war vor der großen Seuche von 1846, als über die Hälfte der Leute aus Innsmouth dahingerafft wurde. Sie haben nie wirklich herausgefunden, was die Ursache war, aber es war vermutlich irgendeine ausländische Krankheit, die die Schiffe aus China oder sonst woher mitgebracht hatten. Es war jedenfalls ziemlich schlimm – es gab Krawalle deswegen und grausige Vorfälle, über die außerhalb der Stadt niemals etwas bekannt wurde –, und es ließ den Ort in schrecklichem Zustand zurück. Innsmouth hat sich nie wieder davon erholt – dort

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