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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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können jetzt nicht mehr als drei- oder vierhundert Menschen leben.
    Aber was wirklich hinter den Ansichten der Leute steckt, ist einfach ein Rassenvorurteil – und ich kann es ihnen nicht mal verübeln. Ich kann dieses Innsmouth-Volk selbst nicht ausstehen; ich würd auch niemals in ihre Stadt gehen. Ich vermute mal, Sie wissen – obwohl ich an Ihrem Akzent merke, dass Sie aus dem Westen kommen –, dass unsere Schiffe aus Neuengland früher mit vielen sonderbaren Hafenstädten in Afrika, Asien, der Südsee und überall sonst zu tun hatten, und was für seltsame Menschen sie manchmal heimbrachten. Sie haben vermutlich von dem Mann aus Salem gehört, der mit einer chinesischen Ehefrau nach Hause kam, und vielleicht wissen Sie, dass immer noch ’n Haufen Fidschis irgendwo in der Umgegend von Cape Cod lebt.
    Nun, irgendsowas muss auch bei den Leuten von Innsmouth passiert sein. Der Ort war schon immer durch Sümpfe und kleine Buchten stark vom Rest des Landes abgeschnitten, und wir können uns über das Hin und Her der Angelegenheit nicht sicher sein; aber es ist ziemlich klar, dass der alte Käpt’n Marsh irgendwelche seltsamen Exemplare mit heimgebracht hatte, als er in den Zwanziger- und Dreißigerjahren alle drei Schiffe in Betrieb hatte. Heute ist jedenfalls irgendwas Merkwürdiges an den Leuten von Innsmouth – ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber irgendwie löst es eine Gänsehaut aus. Es wird Ihnen ein bisschen bei Sargent auffallen, wenn Sie mit seinem Bus fahren. Ein paar von den Innsmouthern haben komische schmale Köpfe mit flachen Nasen und hervorquellenden, starren Augen, die sich nie zu schließen scheinen, und mit ihrer Haut stimmt auch was nicht. Rau und schorfig, und die Seiten ihrer Hälse sind ganz verschrumpelt oder zerknittert. Die werden auch schon sehr jung kahl. Die Älteren sehen am übelsten aus – ich glaube sogar, dass ich noch nie einen sehr alten Mann von diesem Schlag gesehen habe. Vermutlich sterben sie, wenn sie in ’nen Spiegel schauen! Die Tiere laufen vor ihnen weg – als es noch keine Autos gab, hatten sie ’ne Menge Probleme mit den Pferden.
    Hier und in Arkham und Ipswich will niemand irgendwas mit ihnen zu schaffen haben, und sie verhalten sich auch selbst irgendwie reserviert, wenn sie in die Stadt kommen oder jemand versucht, auf ihrem Gelände zu angeln. Es ist komisch, dass es immer so viele Fische im Hafen von Innsmouth gibt, während anderswo in der Gegend gar keine vorkommen – aber versuchen Sie mal, dort zu angeln, und Sie werden sehen, wie schnell dieses Volk Sie fortjagt! Diese Leute sind immer mit der Eisenbahn hergekommen – zu Fuß nach Rowley, und dort haben sie dann den Zug genommen, nachdem die Seitenstrecke stillgelegt worden war –, aber nun fahren sie mit diesem Bus.
    Ja, es gibt ein Hotel in Innsmouth – es heißt Gilman House –, aber ich glaube nicht, dass da viel los ist. Ich würde Ihnen nicht raten, es dort zu versuchen. Sie bleiben besser hier und nehmen den Bus morgen früh um zehn; dann kriegen Sie dort den Abendbus nach Arkham um acht Uhr. Da war mal ein Fabrikinspektor, der vor ein paar Jahren im Gilman abstieg, und er hat ’ne Menge unangenehmer Andeutungen über das Haus gemacht. Scheint, dass die dort ein eigentümliches Publikum haben, denn der Bursche hörte Stimmen in anderen Räumen – obwohl die meisten davon leer standen –, die ihm ’ne Gänsehaut bereiteten. Es war ausländisches Gerede, dachte er, aber er hat erzählt, dass das Schlimme daran die Art der Stimmen war. Es hörte sich so unnatürlich an – so matschig, sagte er –, dass er nicht wagte, sich auszuziehen und zu Bett zu gehen. Er wartete einfach ab und haute gleich am Morgen ab. Die Stimmen waren fast die ganze Nacht hindurch zu hören.
    Dieser Bursche – Casey war sein Name – hat viel darüber erzählt, wie die Leute von Innsmouth ihn beobachteten und irgendwie auf der Hut zu sein schienen. Er meinte, die Raffinerie der Marshes sei ’n eigenartiger Ort – sie befindet sich in einer alten Mühle an dem unteren Fall des Manuxet. Was er sagte, passte mit dem zusammen, was ich schon gehört hatte. Geschäftsbücher unordentlich geführt ... kein klares Anzeichen von irgendeiner Art von Betriebstätigkeit ... Wissen Sie, es war immer schon ein Rätsel, wo die Marshes eigentlich das Gold herhaben, das sie verfeinern. Sie scheinen nie viel in der Richtung gekauft zu haben, aber vor Jahren haben sie eine gewaltige Menge an Goldbarren

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