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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Waren fielen und große Firmen eine Konkurrenz darstellten, doch gab es im Hafen von Innsmouth nie einen Mangel an Fisch. Ausländer ließen sich nur selten dort nieder, und es gab einige diskret verhüllte Hinweise darauf, dass eine Reihe von Polen und Portugiesen, die es versucht hatten, in eigenartig drastischer Weise vertrieben worden waren.
    Am interessantesten von allem war eine flüchtige Erwähnung des sonderbaren Schmucks, den man mit Innsmouth in Verbindung brachte. Dieser hatte offensichtlich im gesamten Landkreis Aufsehen erregt, denn man erwähnte Exemplare davon, die im Museum der Miskatonic-Universität in Arkham und im Ausstellungsraum der Historischen Gesellschaft von Newburyport zu sehen waren. Die bruchstückhaften Beschreibungen dieser Gegenstände waren nüchtern und prosaisch, enthielten für mich aber einen Beigeschmack von nachhaltiger Fremdartigkeit. Etwas an ihnen schien mir so sonderbar und herausfordernd, dass ich sie nicht aus meinen Gedanken streichen konnte, und trotz der relativ späten Stunde beschloss ich, sofern sich das arrangieren ließ, mir das hier aufbewahrte Exemplar anzusehen – angeblich ein großes, merkwürdig proportioniertes Objekt, das offensichtlich als Tiara gedacht war; jene hohe, spitze Kopfbedeckung altpersischer und assyrischer Könige.
    Der Bibliothekar stellte mir ein Empfehlungsschreiben an die Kuratorin der Gesellschaft aus, eine Miss Anna Tilton, die in der Nähe wohnte. Nach einer kurzen Erklärung war diese alte Dame so gütig, mich in das geschlossene Gebäude zu leiten, da es noch nicht unmäßig spät war. Die Sammlung war in der Tat bemerkenswert, doch in meinem gegenwärtigen Zustand hatte ich nur Augen für das bizarre Objekt, das in einer Eckvitrine unter elektrischem Licht funkelte.
    Ich hätte nicht übermäßig empfänglich für Schönheit sein müssen, um beim Anblick der seltsamen, unirdischen Pracht des fremdartigen opulenten Fantasiegebildes buchstäblich den Atem anzuhalten, das dort auf einem purpurnen Samtkissen ruhte. Selbst jetzt vermag ich das Gesehene kaum zu beschreiben, obgleich es eindeutig eine Art von Tiara war, wie die Beschreibung besagt hatte. Vorne war sie hoch und besaß einen sehr großen und eigenartig unregelmäßigen Rand, als sei sie für ein Haupt mit fast missgebildetem elliptischen Umriss bestimmt gewesen. Das Material schien hauptsächlich Gold zu sein, wenngleich ein sonderbarer hellerer Schimmer auf eine merkwürdige Legierung mit einem gleichermaßen schönen und kaum bestimmbaren Metall hindeutete. Der Zustand war nahezu vollkommen, und man hätte Stunden damit zubringen können, die fesselnden und verwirrend untraditionellen Muster zu betrachten – manche davon schlicht geometrisch und andere eindeutig Darstellungen von Meerestieren –, die mit einer Handwerkskunst von unglaublicher Begabung und Anmut als Hochrelief in die Oberfläche getrieben worden waren.
    Je länger ich ihn betrachtete, desto mehr faszinierte der Gegenstand mich; und in dieser Faszination lag ein eigenartig verstörendes Element, das schwer zu beschreiben oder zu erklären ist. Anfangs glaubte ich, es müsse die sonderbare, andersweltliche Qualität der Kunst sein, die mir ein Unbehagen eingab. Alle anderen Kunstgegenstände, die ich je gesehen hatte, gehörten entweder einer bekannten ethnischen oder nationalen Schule an oder aber forderten auf modernistische Weise bewusst jede anerkannte Schule heraus. Diese Tiara war nichts von beidem. Eindeutig gehörte sie einer etablierten Technik unendlicher Reife und Vervollkommnung an, doch war diese Technik gänzlich von jeder anderen – östlichen oder westlichen, antiken oder modernen – entfernt, von der ich je gehört oder Beispiele gesehen hatte. Es war, als stammte die Handwerkskunst von einem anderen Stern.
    Ich erkannte jedoch bald, dass mein Unbehagen einen zweiten und vielleicht ebenso machtvollen Ursprung hatte, und zwar in den bildhaften und mathematischen Eingebungen der merkwürdigen Muster. All diese Verzierungen deuteten entlegene Geheimnisse und unvorstellbare Abgründe in Raum und Zeit an, und die eintönig meeresbezogene Natur der Reliefs erhielt eine fast unheimliche Qualität. Zu diesen Reliefs zählten mythische Monstren abscheulicher Absurdität und Bösartigkeit – irgendwie halb Fisch und halb Frosch –, die man nicht ohne eine gewisse gespenstische und unangenehme Empfindung unbewusster Erinnerung betrachten konnte, als riefen sie ein Bild aus tiefen Zellen und

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