Chronik einer Trennung (German Edition)
und du doch auch, das weiß ich. Ich will einfach nur Zeit zum nachdenken. Andreas kann nichts dafür.
Du hast dich doch auch in mich verliebt und konntest es nicht ändern.“
Wieder schrieb sie, dass sie seinetwegen unglücklich war. Seinetwegen unglücklich!
Er konnte es bis je tzt verdrängen, hatte versucht sich einzureden, dass er nichts mit all dem zu tun hatte, dass sie einfach eine `immer-geile-Schlampe` war, doch nun konnte er es nicht mehr vor sich selber leugnen: Er war der Grund warum sie unglücklich war, warum sie zu Andreas gegangen war! Er ganz alleine war der Grund, der Grund, der ihn bis eben gerade nicht interessiert hatte.
Er war ein schrecklicher Mensch, vor allem ihr gegenüber hatte er sich immer furchtbar aufgeführt. Seine schlechte Laune hatte sie mit in seinen Abgrund gezerrt und irgendwie wollte er auch, dass sie nicht glücklicher war als er, dass sie nicht lachte, während ihm daneben zum heulen zumute war. Sie hatte keinen Glauben mehr gehabt, dass er sich ändern würde, deswegen hatte sie sich entschieden nicht zu ihm zu kommen.
Doch wäre sie Gestern bei ihm gewesen, hätte sie gewusst, dass er Dr. Mixa angerufen hatte, alles wäre anders gekommen, alles: Sie wären weiterhin zusammen gewesen und glücklich geworden, weil er bereit war sich für sie zu ändern. Andreas war es, der sie davon abgehalten hatte, der ihre Beziehung auf dem Gewissen hatte.
„Ich weiß, ich bin an allem schuld. Ich war aber nicht wegen dir unglücklich, so wie du wegen mir. Ich hätte mit dir und der Hilfe meines Therapeuten, Dr. Mixa, ein normales Leben führen können, das hast du gerade aufgegeben! Für dich hätte ich einen Behindertenausweis beantragt, wegen meinem Rücken! Sie hätten dich in Zukunft dafür bezahlt, wenn du meine Taschen getragen hättest!
Ich nahm bisher an, du seiest die Frau mit der ich den Rest meines Lebens verbringen werde.
Soll das etwa heißen Andreas hat sich in dich verliebt?
Warum hat er heute Morgen normal mit mir gesprochen, als ob nichts wäre, obwohl er wusste was du vorhattest. obwohl er sich in dich verliebt hat?
Warum tut ihr mir das an?
Ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, wie sich das anfühlt. Ihr könnt euch beide nicht einmal ansatzweise vorstellen, was du mir bedeutest.
Ich vergöttere dich!
Ohne dich habe ich keinen Halt mehr in meinem Leben.
Keinen, nichts !!!! “
Er musste sich noch einmal die E-Mail, die er am gestrigen Tag von Andreas bekommen hatte, angucken. Etwas war ihm jetzt wieder in sein Bewusstsein gelangt, eine Formulierung in dieser E-Mail, eine Formulierung die er gestern auf den Abi-Stress geschoben hatte, aber die er jetzt in einem ganz anderen Zusammenhang sah.
„ Du weißt nicht wie das ist, was ich gerade durchmache.“, das war es, das hatte nichts mit Abi-Stress zu tun. An diesem Satz hätte er es schon merken müssen. Dieser Satz hätte ihn stutzig machen müssen. Nein, das durfte er nicht denken. Andreas hätte ihm die Wahrheit schreiben müssen, es war alles gelogen, wie hätte er darauf kommen können?
„ ` Wir schreiben morgen unsere Vor-Abi-Klausur! Hast du nichts Besseres zu tun? Ich habe angst um jeden Punkt… das habe ich wirklich. Du weißt nicht wie das ist, was ich gerade durchmache.`
Das hat Andreas mir gestern geschrieben. Ich hatte schon Verdacht geschöpft, dass ihr euch heimlich trefft, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es wirklich stimmt.
Seine Antwort ist immer noch ein Dolch mitten ins Herz. Aber nein, das geht ja gar nicht, ich habe ja kein Herz mehr, das hast du mir nämlich herausgerissen und hältst es in deiner Hand und zerquetschst es!“
Er hätte Maria mehr kontrollieren müssen, mehr gucken was sie tat, wenn sie nicht bei ihm war. Er hätte auf die anderen hören müssen, die ihn vor Andreas gewarnt hatten. Er hätte ihnen nicht vertrauen dürfen, schon gar nicht nachdem Andreas gesagt hatte, er solle allen Menschen, all seinen Freunden, mehr vertrauen. Er hätte einfach an diesem Tag zu Andreas fahren müssen, um zu gucken ob sie da war. Er hasste sie und Andreas, doch wen er noch mehr hasste, war sich selbst.
„ Den einzigen, den ich immer mehr hasse als euch beide, bin ich selbst, für meine abgrundtiefe Dummheit.“
Für seine Dummheit ihnen vertraut zu haben.
„Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da. Ich will jetzt nur alleine sein, aber danach bin ich für dich da.“
Sie wollte also weiterhin seine Freundin sein,
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