Chronik einer Trennung (German Edition)
gehört, von wem ist egal, dass du dich in Angelika verliebt hast. Du schreibst mir irgendwelche Mails, in denen steht wie sehr du mich immer noch liebst und anderen erzählst du, wie verliebt du in Angelika bist. Du bist ein erbärmlicher kleiner Lügner!“
„ Ich habe niemandem etwas erzählt! Gar nichts! “, kreischte Christian. Andreas schüttelte den Kopf, denn er wusste genau wie Christian selbst, dass dieser log. Sie hatten es von Sören erfahren. Ausgerechnet sein bester Freund hatte ihnen erzählt, was er an dem Abend ihrer gemeinsam `Sauftour` gesagt hatte. Ausgerechnet er hatte als einziger im Jahrgang etwas Mitleid mit Andreas und Maria. Sören, mit dem er durch dick und dünn gegangen war und der ihn von allen am längsten kannte, war nicht auf seiner Seite, sondern versuchte neutral zu bleiben. Wieso? Weil auch er wusste, das Christian keinen einfachen Charakter hatte?
„Du hast mich nie geliebt!“ , sprach Christian verzweifelt aus.
Maria schwieg ein paar Sekunden und antwortete schließlich:
„ Hättest du das denn verdient?“
Andreas gab ihr ein Zeichen einfach weiter zu gehen, doch für Christian war das Gespräch noch lange nicht beendet.
„ Wie bist du eigentlich auf Maria gekommen? Du hast mir gesagt, dass du dir nicht vorstellen kannst mit ihr zusammen zu kommen, oder gehörte das alles zu deinem Plan?“, mit diesen, an Andreas gerichteten Worten, überholte Christian die beiden und lief den restlichen Weg vor ihnen her.
„ Ja klar, du hast das schon immer geplant. Du hast mein Leben zerstört! Herzlichen Glückwunsch. Jetzt sehe ich was für ein falscher Freund du die ganze Zeit warst, unter der Maske hinter der du dich versteckt hast. Weißt du was? Erwarte nichts mehr von mir. Ich werde dir kein einziges Mal mehr meine Hausaufgaben geben! Ich habe schon viel mehr für dich getan als du eigentlich verdient hast, das war´s!“, blaffte Christian. Bei diesen Worten hielt Maria es nicht mehr aus:
„ Ja, du hast sehr viel für ihn getan: er hatte jeden Tag die Ehre zig E-Mails über deine Probleme zu empfangen, die er selbstverständlich beantworten durfte. Du hast ihm immer großzügigerweise erlaubt, deine ständig wechselnden Launen über sich ergehen zu lassen. Er hatte dir immer während deiner Depressionen beizustehen, dich in den Pausen zu unterhalten und oft genug hat er, ohne etwas zu sagen, ganz selbstverständlich, dein Essen bezahlt…“
„ …Spotte nicht über mich! Ich hasse diesen abgefuckten ironischen Ton!“, unterbrach sie Christian.
„Und i ch mag es nicht wenn du meine Freundin anschreist“, sagte Andreas. Eine Sekunde lang hatte es so ausgesehen, als würde Christian ihn schlagen wollen. Im letzten Moment überlegte er es sich anders.
„ Deine Freundin? Deine Freundin?! Vor einer Woche war sie noch meine Freundin! Und dich liebt sie auf einmal. Mich hat sie nie geliebt. Warum warst du überhaupt mit mir zusammen?“, Christians Augen füllten sich langsam mit Tränen.
„Ich wollte dir helfen!“
„Du hast mich nie geliebt!“
„ Ich hab dich in dieser Hinsicht auch nie angelogen.“
Nun war Christian endgültig am Ende. Tränen, die er nicht einmal mal versuchte abzuwischen, flossen über sein Gesicht. Er versuchte hilflos ein Taschentuch in seiner Hosentasche zu finden. Das Handy fiel heraus und knallte laut auf den Boden. Der Akku wurde weggeschleudert. Christian konnte die Teile nicht aufheben, sein Rücken schmerzte entsetzlich.
Maria kam ihm zu Hilfe, sie reichte Christian eine ungeöffnete Packung Taschentücher.
„ Hier, nimm dir ein Taschentuch.“
S ie hob das Handy auf und gab es ihm.
Sie waren inzwischen an der Bahnhaltestelle angekommen. Eine Bahn war gerade weggefahren und der Bahnsteig war leer. Christian lehnte sich mit dem Kopf an den Fahrplan, er weinte.
„Es tut mir leid“ , sagte Maria und strich ihm über den Rücken.
„W irklich.“
„ Wie soll ich denn jetzt weiterleben? Ich habe schon alles geplant, unsere gemeinsame Zukunft, alles. Und was soll ich jetzt tun?“, presste Christian nach einigen Minuten aus sich heraus.
„Man kann das Leben nicht planen . Wer versucht das Leben zu planen, wird am Ende nur enttäuscht“, erwiderte Maria nachdenklich.
„ Mir ist nichts mehr geblieben!“
„ Das stimmt doch gar nicht. Du bist doch kein Dummkopf, du kannst doch alles erreichen, was du erreichen willst.“
Chri stian hörte ihr nicht mehr zu, was sie sagte war egal. Er lauschte nur ihrer
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