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Chronik einer Trennung (German Edition)

Chronik einer Trennung (German Edition)

Titel: Chronik einer Trennung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobi Thoy
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brauchte. Am selben Tag noch, an dem er seine Vision gehabt hatte! Erst jetzt verstand Christian wer da vor ihm stand, jemand der ihn von seinem unglücklichen Leben retten konnte!
    „Das hat sich jetzt gerade ein bisschen so angehört, als würde ich das Verhalten deiner beiden Freunde rechtfertigen wollen. Es ist mir durchaus bewusst, dass die Beiden schuld an deinem Unglück sind. Man kann diese Situation jedoch auch von einer anderen Seite betrachten: gerade dadurch, dass du von ihnen im Stich gelassen wurdest, kannst du jetzt den Weg zu Gott finden. Würde es dich interessieren, wenn ich dir etwas über meinen Glauben und den Islam erzählen würde?“, fragte Amin und fuhr sich durch seine Locken.
    „ Ja klar, es würde mich sehr freuen, wenn du mir etwas über deine Religion erzählen würdest. Es ist nicht so, dass ich mich damit noch nie beschäftigt hätte. Ganz im Gegenteil, ich habe mich immer für die unterschiedlichen Religionen der Welt interessiert. Hinduismus fand ich zum Beispiel immer sehr faszinierend.“
    „ Christian, ich hab dich schon lange beobachtet, wie du so bist und was für Ansichten du hast, und ich kann dir eins sagen, der Islam wäre die richtige Religion für dich! Weißt du was? Wir können nächste Woche zusammen zu einem Treffen für muslimische und am Islam interessierte Jugendliche gehen, wie fändest du das? Es findet jeden Monat statt und man kann dort sehr viel Neues über die Religion erfahren. Obwohl es hin und wieder mal Jugendliche gibt, die das nicht ernst nehmen, dahin kommen um einfach nur Handy-Nummern auszutauschen und zu flirten, als wäre das eine Single-Börse, würde ich dir dieses Treffen wirklich empfehlen.“
    „ Wirklich? Du willst mit mir zusammen dahin gehen? Im Ernst? Ich fühle mich geehrt! Ich wäre überglücklich, wenn wir zusammen dahin gehen würden! Für mich wäre das eine vollkommen neue Erfahrung. Und ich verspreche dir, dass ich nur dahin gehe um etwas zu lernen und nicht um irgendwelche Mädchen kennen zulernen!“, er lachte.
    „ Richtig, wozu brauchst du überhaupt eine neue Freundin? Siehst du wie untreu deine alte war? Ich halte sowieso nicht viel von Mädchen in Deutschland. Sie tragen Miniröcke bis hierhin!“, Amin zeigte auf eine Stelle kurz unter seinem Knie.
    „U nd dann wundern  sich, dass sie mit vierzehn schwanger werden!“
    Christian nickte zustimmend und ergänzte:
    „ Und was für Klamotten die tragen, kurz, durchsichtig. Nicht besser als jede Prostituierte im Bordell.“
    „ Bei uns im Islam gibt es keine Prostituierten! Wir brauchen so etwas nicht. Bei uns fordern uns die Frauen ja auch nicht zu Unsittlichkeiten auf, mit ihren Klamotten.“
    „ Du hast vollkommen recht. Würden sich die Frauen bei uns anständiger kleiden, würden sie auch nicht belästigt!“
    Christian hatte bisher nie darüber nachgedacht, dabei war es doch so ein interessantes Thema, bei dem er Amin voll und ganz zustimmen konnte.
    „ Ja, sie sind das alles selbst schuld. Die reizen uns Männer. Du bist ja auch auf so eine Frau reingefallen. Aber jeder nimmt mal eine falsche Abzweigung. Auch ich habe mal eine falsche Abzweigung genommen und eine Zigarette geraucht, aber Allah hat mich wieder auf den richtigen Weg geführt. Er kann verzeihen und vergeben, auch dir, Christian.“
     
    * * *
     
    Als Christian sich an diesem Freitagmorgen die Kleidung, die Maria ihm geschenkt hatte, anzog, dachte er an dieses Gespräch mit Amin. Sie hatten sich noch ihre ganze gemeinsame Bahnfahrt unterhalten. Gott war bei ihm, das spürte Christian nun. Er hatte Gott in sich gefunden und Gott würde ihn unterstützten. Er würde ihn unterstützen Maria wieder zu bekommen.
    Mit diesem Gefühl ging Christian an diesem Freitag in die Schule. Wie zufällig kam er an dem Klassenraum vorbei, in dem Maria unterricht hatte. Sie stand vor der noch verschlossenen Tür. 
    „Schön siehst du heute aus“, sagte sie tatsächlich. Sie find ihn schön! Sein Herz machte einen Sprung. Er fühlte sich so leicht wie schon lange nicht mehr.
    „Danke Gott“, flüsterte er.
     
    * * *
     
    Eine einzelne Laterne flackerte am Wegesrand.
    Eine hölzerne Bank , sie wurde von dem fahlen Licht der Lampe angestrahlt. Ansonsten umhüllte Dunkelheit die Szenerie. 
    Ein sehr schlanker junger Mann saß verängstigt auf dieser Bank, die Jacke fest um sich geschnürt, seine Haare hingen glatt von seinem Kopf, als klebten sie daran.
    Es war vollkommen still, eine Stecknadel wäre zu hören

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