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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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Er beugte sich aus dem Sattel und senkte die Stimme. »Hör zu, du blöder Esel. Mit Cathbar hast du überhaupt nichts zu schaffen, klar? Weder übergibst du ihm deine Gefangenen noch bittest du ihn um Hilfe. Lord Orgrim mag ihn nicht, verstanden?«
    Der Soldat nickte heftig.
    »Also«, fuhr der Wächter nachdenklich fort. »Zu Cathbar können wir ihn nicht bringen – und auch Seine Lordschaft können wir wegen eines Bettlers nicht belästigen. Wir knüpfen ihn gleich auf.« Er langte hinter sich und holte ein aufgerolltes Seil aus der Satteltasche.
    Die Zeit schien stillzustehen. Bevor Elsa nachdenken konnte, leuchtete schon das Kristallschwert in ihrer Hand. Es zog schmerzhaft an ihrem Arm und riss sie nach vorn. Adrian schrie auf und wollte sie zurückhalten, doch da rannte sie schon über den Platz.
    Ich habe das Schwert nicht gerufen, dachte sie im Laufen. Oder?
    Sie sah die Gesichter Cluarans und der Wächter als helle Ovale vor sich. Sie schlug zuerst nach dem einen und dann nach dem anderen Wächter. Beide sprangen zurück und tasteten hastig nach ihren Schwertern. Elsa glaubte schon, sie hätte einen verwundet, doch im nächsten Moment kamen beide Männer auf sie zu. Sie schlug ungeschickt nach dem einen, und dann drehte sich das Kristallschwert in ihrer Hand und parierte einen seitlichen Hieb des zweiten Mannes. Dann griff schon wieder der erste an. Das Kristallschwert schlug nach ihm, doch Elsas Hand folgte ihm zu langsam und ihr Körper war zu schwerfällig.
    Ein scharfer Knall ertönte, und der Mann sackte zusammen. Aus seiner Schulter ragte ein gefiederter Pfeil. Auch der zweite Angreifer wich zurück und sah mit aufgerissenen Augen an Elsa vorbei zum anderen Ende des Platzes, wo sie Adrian zurückgelassen hatte. Adrian hielt den Bogen in den Händen, den er unter seinem Kittel in die Stadt mitgebracht hatte. Neben ihm lag der Köcher mit den Pfeilen.
    Cluaran hatte seine Harfe aufgehoben und rannte den Säulengang zurück auf den Torbogen zu. Er sprang hoch, hielt sich an dem vorspringenden steinernen Türsturz fest und zog sich geschickt hinauf. Als Elsa wieder hinsah, zielte er bereits mit seinem Bogen. Sie packte das Schwert fester. Ich gehöre dir, rief die Stimme des Schwertes in ihr. Ich werde für dich kämpfen!
    Doch das Selbstvertrauen, das sie erfüllt hatte, war von kurzer Dauer. Als Nächstes hörte sie Adrian schreien. Seine Stimme klang schrill vor Panik.
    »Elsa! Der Reiter … hinter dir …«
    Sie bekam einen Schlag gegen die Schläfe und im nächsten Augenblick lag sie mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Pflaster. Jemand hielt ihre Arme fest. Hinter ihr kämpfte Adrian. Sie hörte ihn schreien, aber seine Schreie wurden immer schwächer. Wie durch einen roten Nebel hindurch sah sie Cluaran ein zweites Mal springen, diesmal auf das Dach des steinernen Gebäudes. Er warf Elsa einen letzten gequälten Blick zu – nein, nicht ihr, sondern dem Schwert – und verschwand. Kurz bevor es Nacht um sie wurde, sah sie über sich vor dem Hintergrund des dämmrigen Himmels einen großen schwarzen Vogel schweben. Er stieß einen heiseren Schrei aus. Es klang wie Gelächter.

17. KAPITEL
    Man hatte sie Rücken an Rücken aneinandergefesselt. Adrian wusste nicht, wie schwer Elsa verletzt war. Er wusste nur, dass sie lebte, denn er hörte sie atmen. Sie hing schlaff an ihm und ihre Ketten schnitten in seinen Rücken. Nachdem die Wächter sie niedergeschlagen hatten, war das Schwert verschwunden wie eine ausgeblasene Kerze. Doch die Wächter hatten es in aller Deutlichkeit gesehen. Sie hatten leise miteinander gesprochen, immer wieder zur Halle hinübergeblickt und von einem Diener Ketten und Handschellen holen lassen. Erst dann hatten sie sich an Elsa herangewagt. Adrian, der seine Pfeile verschossen und keine andere Waffe mehr hatte als seine Fäuste, hatte in ihren Augen nur ein Seil verdient.
    Er hatte sich trotzdem mit Händen und Füßen gewehrt, denn er wollte nicht von Elsa getrennt werden. Zugleich hatte er einen leichten Druck im Kopf gespürt, ein suchendes und dabei schrecklich vertrautes Tasten. Er schloss die Augen, schob es beiseite und schloss den Spalt, der sein Bewusstsein vernebelte. Als der Druck verschwunden war, hatten die Wächter ihn bereits gefesselt. In diesem Augenblick hörte er ein heiseres Krächzen und hob den Kopf. Der schwarze Vogel Lord Orgrims kreiste über ihm.
    Jetzt saß Adrian im Dunkeln auf dem gestampften Lehmboden ihres Gefängnisses und fragte sich

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