Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert
Kopf vorbei und er hörte Fritha erschrocken aufschreien. Ihre Verfolger warfen mit Steinen. Adrian sah Elsa verzweifelt an. »Du musst selbst gehen!« Seine Stimme klang schrill. »Die wollen dir das Schwert abnehmen!«
Elsa riss erschrocken die Augen auf, und nach und nach kehrte Leben in ihr Gesicht zurück. Mit einer Grimasse setzte sie zuerst den einen, dann den anderen Fuß auf den Boden. Cathbar tat einen Seufzer der Erleichterung.
Fritha blickte über die Schulter auf die näher kommenden Fischer und rief Cathbar etwas zu. Ihr Gesicht war weiß und angespannt, doch ihre Stimme klang fest. Cathbar nickte und wandte sich an Adrian.
»Sie sagt, wir sollen ihr folgen.«
Fritha begann zu laufen. Die ersten Verfolger waren nur noch wenige Meter von Adrian und Cathbar entfernt. Schwerfällig liefen die beiden Fritha hinterher. Um mit ihr mithalten zu können, hoben sie Elsa wieder hoch. Fritha führte sie nicht zu ihrem Lager zurück. Stattdessen betrat sie erneut das Eis und hielt geradewegs auf die Mitte des Sees zu.
»Nicht auf den See hinaus!«, schrie Adrian entsetzt. »Wenn das Eis wieder bricht?«
»Genau das denken die auch«, sagte Cathbar mit einem Nicken auf ihre Verfolger, die langsamer geworden waren, wild durcheinanderredeten und mit den Armen fuchtelten.
Vorsichtig jeden Schritt prüfend, entfernte Fritha sich immer weiter vom Ufer in Richtung der Berge, die auf der anderen Seite dunkel aufragten. Cathbar, Adrian und Elsa hatten inzwischen die Stelle am Ufer erreicht, an der Fritha das Eis betreten hatte. Ohne zu zögern folgte Cathbar ihr. Die anderen beiden zog er mit.
»Lieber das als ein Kampf mit denen« ,sagte er kurz mit einem flüchtigen Blick über die Schulter. »Sie beschimpfen uns als Diebe und halten Elsa für eine Hexe, die ertränkt werden muss.«
Die Fischer heulten wütend auf, als sie sahen, dass ihre Beute zu entkommen drohte. Fritha entfernte sich weiter über das Eis, ohne sich umzusehen. Sie rutschte über die dünne Schneedecke, die das Eis bedeckte, und hinterließ zwei dunkle Spuren. Die anderen drei rutschten ihr auf diesen Spuren hinterher und hielten sich aneinander fest, um auf dem glatten Eis nicht hinzufallen. Adrian versuchte nicht auf das höhnische Geschrei der Männer hinter ihm oder das knackende Eis unter seinen Füßen zu achten. Er sah starr geradeaus auf Frithas Rücken und konzentrierte sich ganz darauf, das Gleichgewicht zu halten, Elsa zu stützen und über das Eis zu rutschen.
Die Männer folgten ihnen nicht aufs Eis. Ihr Geschrei verstummte für einen Moment, dann setzte es noch lauter wieder ein. Ein Gegenstand traf Adrian schmerzhaft am Arm, ein anderer sauste zischend neben seinen Füßen über den Boden. Er sah sich um. Die Männer hatten sich am Rand des Eises versammelt und johlten und pfiffen wie die Zuschauer eines Ringkampfs. Einige von ihnen hatten die Hände erhoben und warfen … doch wohl keine Steine? Wo hätten sie die hernehmen sollen? Nein, sie hatten mit ihren dick behandschuhten Händen eine ihrer eisernen Schmelzpfannen geöffnet und warfen Klumpen glühender Holzkohle auf das Eis. Ein Klumpen streifte Adrian an der Schulter, versengte seinen Fellärmel und hätte fast auch noch Elsa getroffen. Der rotbärtige Anführer schrie triumphierend auf. Fritha drehte sich um und rief aufgeregt etwas.
»Wir sollen zu ihr aufschließen!«, brüllte Cathbar. »Sie wollen das Eis zum Einbrechen bringen – es ist hier viel dünner als am Ufer! Fritha sagt, sie weiß einen sicheren Weg hinüber, aber wir müssen zusammenbleiben!«
Adrian ging schneller, und Elsa, die immer noch von ihm und Cathbar gestützt wurde, nahm ihre ganze Kraft zusammen und hielt mit. Fritha tastete sich inzwischen nicht mehr Schritt für Schritt über das Eis, sondern glitt rasch dahin und war schon fast außer Reichweite der Geschosse. Um Adrian dagegen regnete es heiße Holzkohle und er konnte nicht schneller gehen. Elsa hing mit ihrem ganzen Gewicht an ihm und er rutschte bei jedem Schritt in dem lockeren Schnee. Zwei brennende Klumpen landeten vor ihm und fraßen zischend runde Löcher in das Eis. Cathbar schwenkte zur Seite, um den Löchern auszuweichen. Adrian stolperte und wäre fast hingefallen und hätte Elsa mitgerissen. Rauch stieg ihm in die Nase und das Eis unter seinen Füßen knackte Unheil verkündend.
»Nicht laufen, Adrian!«, rief Cathbar. »Rutschen, wie sie!« Er wies mit dem Kinn auf Fritha – und fluchte, denn ein glühendes Stück
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